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Werwolf-Geschichten Darwin trug zum Aussterben bei

2009 gibt es zwei wichtige Darwin-Jubiläen: Der 12. Februar ist der 200. Jahrestag von Darwins Geburtstag, und am 24. November jährt sich die Veröffentlichung seines epochalen Werkes "On the Origin of Species" zum 150. Mal.

2009 gibt es zwei wichtige Darwin-Jubiläen: Der 12. Februar ist der 200. Jahrestag von Darwins Geburtstag, und am 24. November jährt sich die Veröffentlichung seines epochalen Werkes "On the Origin of Species" zum 150. Mal.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Charles Darwin hat nicht nur das auf die Religion gestützte Weltbild seiner Zeitgenossen umgestoßen, sondern auch zum Aussterben der Werwölfe beigetragen. Das berichtet der Wissenschaftshistoriker Brian Regal von der Kean University in Union im US-Bundestaat New Jersey. Er will seine Resultate im Juli auf dem Jahrestreffen der britischen Gesellschaft für Wissenschaftsgeschichte in Leicester präsentieren. Diese Arbeit ist allerdings nur ein Nebenaspekt seines Hauptthemas: Regal untersucht die Geschichte von "Monstern" und deren Beziehung zur Wissenschaftsgeschichte.

Affenmenschen statt Wolfsmenschen

Die Zahl der Werwolf-Geschichten ging im späten 19. Jahrhundert zurück, berichtet Regal. Dabei sollten sich bestimmte Menschen nachts in gefährliche Wölfe verwandeln. Bis zum frühen 20. Jahrhundert waren die Berichte fast gänzlich verschwunden. Demgegenüber verzeichnet der Wissenschaftshistoriker in dieser Zeit rapide zunehmend Berichte über vermeintliche Affenmenschen aus den USA, Zentralasien, Russland, Afrika und Indonesien. "Die Zahlen solcher Berichte gehen in die Tausende", erklärt Regal. "Interessanterweise gab es in Frankreich, Deutschland und der Balkan-Region, von wo zuvor viele der Werwolf-Geschichten kamen, keine Berichte über Affenmenschen."

Das "Monster von Bray Road"

Dabei müsse berücksichtigt werden, dass ein vielschichtiger kultureller Glaube wie jener an Werwölfe nicht einfach aufgrund einer Ursache verschwinde. "Die Darwinsche Evolution war Teil einer ganzen Sammlung von Kräften, die wir vage als 'Modernismus' beschreiben können", sagt Regal. Nach wie vor existierten bis in die heutige Zeit Berichte über Werwölfe, vornehmlich aus Asien und Afrika. Selbst in den 1990er Jahren und dem frühen 21. Jahrhundert gibt es, so erklärt der US-Historiker, Berichte über das "Monster von Bray Road", einen angeblichen Werwolf im US-Staat Wisconsin.

Die Evolutionstheorie, so ergänzt der US-Wissenschaftler, spiele eine wichtige Rolle dabei, welche Art Monster vom Menschen gesehen werde. Eine Mischung aus Wolf und Mensch habe im Lichte der Theorie Darwins keinen Sinn – anders als eine Mischung von Mensch und Affe, der im Himalaya-Bereich als "Yeti" oder "Schneemensch" bekannt ist. In den USA oder Kanada ist hingegen vom "Bigfoot" die Rede. "Charles Darwin selbst hat nichts zu Werwölfen gesagt. Seine Theorie sprach vielmehr generell gegen Werwölfe, Meerjungfrauen oder andere solche Kreaturen." Zusammenfassend antwortet Regal: "Affenartige Monster tauchen nach Darwin viel häufiger auf als vor ihm. Daher können wir in gewisser Hinsicht sagen, dass Darwin dabei geholfen hat, den Werwolf zu töten."

Ins Jahr 2009 fallen gleich zwei wichtige Darwin-Jubiläen: Der 12. Februar ist der 200. Jahrestag von Darwins Geburtstag, und am 24. November jährt sich die Veröffentlichung seines epochalen Werkes "On the Origin of Species" zum 150. Mal. Damit hatte der britische Naturforscher, so scheint es jetzt, auch Einfluss auf Arten, die es gar nicht gibt.

Quelle: ntv.de, dpa

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