Sonnensturm erreicht die Erde "Es war kein sehr starkes Ereignis"
14.07.2012, 19:20 Uhr
Experten stritten darüber, wie stark er sein würde. Nun scheint sich herauszustellen: Der seit Tagen angekündigte Sonnensturm wird wohl nur geringe Folgen nach sich ziehen. Satelliten bleiben unbeschädigt. Wissenschaftler erwarten höchstens leichte Beeinträchtigungen der Handy- und Stromnetze.

In bunten Farben leuchtet der Himmel, wenn geladene Teilchen von der Sonne auf die Erdatmosphäre treffen.
(Foto: picture-alliance / dpa)
Auch die Hauptfront des Sonnensturms hat die Erde erreicht. Satelliten wurden durch das kosmische Ereignis nicht beschädigt, sagte Juha-Pekka Luntama von der europäischen Weltraumagentur Esa. "Es war kein sehr starkes Ereignis", ergänzte er. "Es sind auch keine Schäden am Boden zu erwarten, die Satelliten sind unter Kontrolle."
"Im Moment sieht es so aus, als hätten wir es ganz gut überstanden", sagte auch Markus Landgraf vom Esa-Satellitenkontrollzentrum Esoc in Darmstadt. Ausgestanden sei der Sturm allerdings noch nicht ganz: "So ein Phänomen dauert ein paar Tage und bringt das Magnetfeld mächtig in Schwingung", so Landgraf. Der Sturm hatte sich bereits am Donnerstag von der 150 Millionen Kilometer entfernten Sonne gelöst.
Stärke und mögliche Folgen des Sonnensturms wurden von den Weltraumagenturen Nasa und Esa sowie der US-Wetterbehörde NOAA zunächst unterschiedlich eingeschätzt. Nach Angaben von Luntama haben Sonnenstürme ein eigenes magnetisches Feld. Er wies darauf hin, dass der Sonnenausbruch vom vergangenen Donnerstag aus Sicht und Erfahrung von Astronomen durchaus alle Voraussetzungen dazu hatte, zu einem starken Ereignis zu werden. Jetzt habe sich aber gezeigt, dass der Teilchenstrom doch nicht so schnell unterwegs war wie gedacht. Esa-Sprecher Bernhard von Weyhe sagte: "Die genauen Folgen sind noch nicht abzusehen. Derzeit sieht es aber nicht nach einem sehr großen Ereignis aus."
Polarlichter in Nordeuropa erwartet
Die Eruptionsregion auf der Sonne liege leicht südlich, teilte der Astrophysiker Volker Bothmer von der Universität Göttingen mit. Der sogenannte koronale Massenauswurf (CME) sei mit knapp 1500 Kilometern pro Sekunde losgerast, in Erdnähe werde er voraussichtlich rund 800 Kilometer pro Sekunde schnell sein. Bei klarem Wetter könnten Polarlichter in Nordeuropa zu beobachten sein.
Während die Satelliten keine Schäden erlitten haben, könnten Stromnetze und Handy-Verbindungen in den kommenden Tagen durchaus noch beeinträchtigt werden, erklärte Landgraf. "Stromnetze reagieren mehr auf das Erdmagnetfeld, und das ist ja gerade erst dabei, sich zu rekonfigurieren." Auch der Flugverkehr könne beeinträchtigt werden, hieß es. Die Auswirkungen könnten Skandinavien, Kanada und Nordeuropa treffen. 2003 führte ein solcher Sturm unter anderem zu einem mehrstündigen Stromausfall in Schweden, einem Ausfall des europäischen Flugradars, zur Verschiebung von über 60 Flügen in den USA und zum Verlust des Forschungssatelliten "Midori 2".
Die NOAA erwartete für diesen Sonntag eine geomagnetische Intensität des Sturms vom Rang G2 auf der Skala von G1 (am schwächsten) bis G5 (am stärksten). Bei der Explosion seien auch große Mengen UV-Strahlung Richtung Erde gesandt worden, hieß es bei "Spaceweather.com".
Die Sonnenaktivität schwankt im Rhythmus von etwa elf Jahren und nimmt seit 2010 wieder zu: Sonnenstürme werden häufiger und stärker. Grund für die Aktivitätsschwankungen ist der Rhythmus des Gastransports in den Außenschichten der Sonne.
Quelle: ntv.de, dpa