Mit "Linsen wie in jeder Handy-Kamera" Eye-Tracker trotzt Sekundenschlaf
11.11.2010, 11:07 UhrLange Fahrten, müde Fahrer. Einige Sekunden die Augen zu schließen, kann im Verkehr dramatische Folgen haben. Der "Eye-Tracker", ein elektronischer Helfer, könnte dies verhindern.
Es ist kurz nach zehn Uhr abends, als sich das Rentnerpaar mit seinem VW-Bus auf der Autobahn 81 Richtung Süden aufmacht. Plötzlich knallt ein Auto von hinten in den Bus. Der Fahrer war eingeschlafen. Bilanz: ein Schwer- und zwei Leichtverletzte. Mit neuer Technik soll solcher Sekundenschlaf bald wirkungsvoll bekämpft werden.
Besonders gefährd et sind Lastwagenfahrer, die unter Termindruck stehend häufig sehr lange am Steuer sitzen. "Wir nehmen allein in unserem Bereich mehrmals im Monat Unfälle auf, bei denen Sekundenschlaf eine Rolle gespielt hat", berichtet Ulf Dieter von der Autobahnpolizei. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat schätzt, dass jeder vierte Autobahnunfall mit tödlichen Folgen darauf zurückzuführen ist, dass der Fahrzeuglenker für einen kurzen Moment einnickte.
Kameras für rechtzeitiges Wachrütteln
Entsprechend bedeutsam wäre ein Gerät, das den Fahrer kurz vor dem Einschlafen wachrütteln könnte. Forscher vom Fraunhofer Institut für Digitale Medientechnologie haben ein solches System entwickelt. Sie stehen mit mehreren Autofirmen in Verhandlung. "Eye Tracker" (Blickrichtungserkennung) heißt die Technik. Mit zwei Kameras wird das Auge eines Autofahrers dreidimensional erfasst und seine Bewegung permanent vermessen.
Der Fahrer merkt davon nichts, denn zur Messung wird Infrarotlicht eingesetzt, das vom menschlichen Auge nicht wahrgenommen wird. Deshalb funktioniert das System auch bei totaler Dunkelheit und wenn der Fahrer sehr dunkle oder verspiegelte Sonnenbrillen trägt.
"Warnleuchte, lauter Ton oder Vibrieren"
Sobald er für kurze Zeit die Augen schließt oder sich seine Lider langsamer bewegen als üblich, könnte "Eye Tracker" Alarm schlagen. "Denkbar wäre eine Warnleuchte, ein lauter Ton oder auch ein spürbares Vibrieren im Lenkrad", erläutert Fraunhofer-Entwickler Frank Klefenz.
Der Prototyp sieht noch sehr unförmig aus - mit großen Objektiven und einer sperrigen Apparatur. Ein Serien-System würde aber wesentlich weniger Platz in Anspruch nehmen. "Dazu genügen kleine Linsen, wie sie heute in jeder Handy-Kamera eingebaut sind", erläutert Klefenz. Sie ließen sich fast unsichtbar beispielsweise in den Rückspiegel und seitlich von der Windschutzscheibe einbauen.
Quelle: ntv.de, Edgar Neumann, dpa