"Wenig erfreulich" Hebammen mit Impflücken
03.06.2008, 12:41 UhrJede fünfte deutsche Hebamme glaubt, dass eine homöopathische Behandlung eine Impfung überflüssig machen kann. Fast 70 Prozent lehnen diese Einschätzung hingegen ab. Für ihre erste systematische Erhebung zu Einstellung und Verhalten von Hebammen zu Impfungen und dem eigenen Impfstatus hatten der Bund Deutscher Hebammen und das Robert-Koch-Institut (RKI) 549 Hebammen aus ganz Deutschland während eines Kongresses im Mai 2007 befragt.
Demnach haben sich nur 51 Prozent der über 50-jährigen Hebammen in den vergangenen zehn Jahren gegen Hepatitis B impfen lassen. Insgesamt hatten sich in der zurückliegenden Saison nur 10 Prozent der Geburtshelferinnen gegen Grippe impfen lassen - in der Gesamtbevölkerung erreicht dieser Wert hingegen fast ein Viertel (24 Prozent). Die Ständige Impfkommission am RKI (STIKO) empfiehlt der Berufsgruppe den jährlichen Pieks.
Kaum Schutz gegen Keuchhusten
Nur knapp 25 Prozent der Befragten hatten im vergangenen Jahrzehnt eine Spritze gegen Keuchhusten (Pertussis) erhalten, bei Tetanus erreichte dieser Wert 75 Prozent. Die Impfquote gegen Hepatitis B wurde in der anonymen Befragung mit 69 Prozent angegeben.
"Wenig erfreulich ist, dass nur 18 Prozent der befragten Hebammen einen aktuell wirksamen Schutz gegen Keuchhusten aufweisen", heißt es im Epidemiologischen Bulletin des RKI. Dabei träfen schwerwiegende Verläufe dieser Krankheit besonders Neugeborene und Säuglinge im ersten Lebenshalbjahr. Die Kleinen werden laut STIKO geschützt, indem Eltern und andere Betreuungspersonen ihren Impfschutz auffrischen.
Verbreitetes Unwissen
Außerdem wusste ein Viertel der Geburtshelferinnen nicht, ob die Babys gegen Pneumokokken und Meningokokken C geimpft werden sollten - seit 2006 gibt es eine solche Empfehlung der STIKO -, "so dass hier noch weiterer Informationsbedarf zu bestehen scheint". Demgegenüber scheinen die Hebammen kein gutes Bild von den STIKO-Mitgliedern zu haben: Gerade mal 55 Prozent der Befragten meinen, dass die Empfehlungen fachlich begründet sind.
Die Umfrage zeigt, dass die in der früheren DDR oder in den neuen Bundesländern ausgebildeten Geburtshelferinnen Impfungen häufiger befürworteten. Ein weiteres Resultat: Hebammen, die in den vergangenen zwei Jahren eine Fortbildung in Alternativmedizin oder zum Thema Impfen besucht hatten, befürworteten die Impfung statistisch deutlich seltener. Mehr als 80 Prozent der Befragten gaben an, dass die Öffentlichkeit zu wenig über Komplikationen beim Impfen informiert werde. Das RKI schreibt zum Ende seiner Auswertung immerhin, dass die Mehrheit der Hebammen Impfungen als effektive Maßnahme gegen Infektionskrankheiten ansieht. Angesichts möglicher "Wissenslücken" könnten die Kinderärzte helfen.
Quelle: ntv.de