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Schalter im Maushirn entdeckt Löschen von Traumata möglich

Die Maus ist ein beliebtes Versuchstier.

Die Maus ist ein beliebtes Versuchstier.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit Hilfe eines speziellen Mechanismus gelingt es Forschern traumatische Erinnerungen bei Mäusen zu löschen. Zudem können die Wissenschaftler ein Zeitfenster ausmachen, indem der Mechanismus besonders wirkungsvoll ist.

In einer Studie an Mäusehirnen haben Forscher Hinweise auf einen Mechanismus zum Löschen traumatischer Erinnerungen gefunden. Zudem beschreibt die Gruppe ein Zeitfenster, in dem der Löschvorgang besonders erfolgreich ist. Das Team um Roger Clem und Richard Huganir von der Johns Hopkins University School of Medicine in Baltimore veröffentlicht seine Studie im Journal "Science".

Aus vorherigen Arbeiten war bekannt, dass schlimme Erinnerungen durch Training auch wieder gelöscht werden können. Was bei einer solchen Verhaltenstherapie im Hirn genau passiert, war aber nicht klar. Ein fiktives Beispiel: In einem Kriegsgebiet wird ein Soldat bei einem Bombenangriff schwer verletzt. Dabei hört der Soldat Kirchenglocken läuten. Zurück in der Heimat leidet der Mann jedes Mal, wenn er Glockengeläut hört – der Klang erinnert ihn an den Zwischenfall.

(Foto: dpa)

Beim sogenannten Extinktionstraining wird der Betroffene dem Reiz – dem Glockengeläut – ausgesetzt. Da sich beim Training das traumatische Erlebnis nicht wiederholt, kann das Gehirn die Verbindung zwischen Bombe und Reiz nach und nach löschen.

Probleme in vergangenen Zeiten

In früheren Tierstudien gelang das Löschen durch Extinktionstraining meist nur für kurze Zeit, manchmal ließen sich die Erinnerungen aber auch für immer ausradieren. Unter anderem war der Lösch-Erfolg vom Alter des traumatisierten Tieres abhängig, aber auch davon, wie viel Zeit zwischen den Trainingseinheiten lag, und wann das Ersttraining erfolgte.

Clem und Richard experimentierten sowohl mit erschreckten Mäusen als auch mit solchen, die sie in Ruhe ließen. Sowohl das Verhalten der Tiere als auch deren Hirne wurden im Detail untersucht. Dabei zeigte sich, dass kurz nach dem Schock die Aktivität der für Kalzium durchlässigen AMPAR-Rezeptoren im Mandelkern (Amygdala) des Hirns zunimmt. Dieser Bereich ist unter anderem für die Verarbeitung von Ängsten verantwortlich.

Löschen nur in der ersten Woche möglich

Die gesteigerte Aktivität der Rezeptoren hielt etwa für eine Woche an – und nur während dieser Zeit war eine Trauma-Therapie der Mäuse erfolgreich. Bei der Untersuchung der Mäusegehirne wiesen die Forscher zudem nach, dass sich bestimmte Änderungen in den Nervenzellen, die durch das traumatische Ereignis entstanden waren, wieder rückgängig machen ließen.

Den Forschern zufolge zeigt die Studie, dass es nach dem Abspeichern einer Erinnerung Veränderungen im Gehirn gibt, die die Inhalte des Kurzzeitgedächtnisses hoch variabel machen. Zudem ließen die Daten vermuten, dass Erinnerungen im Kurz- und Langzeitgedächtnis unterschiedlich verarbeitet werden. Die neuen Ergebnisse sollen dabei helfen, bessere Therapien zur Behandlung von Angststörungen zu entwickeln.

Quelle: ntv.de, dpa

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