Möglich, aber riskant Meerdüngung bremst Klimawandel
19.07.2012, 09:34 Uhr
		                      Die Algen müssen so hart sein, dass sie nicht von Ruderfußkrebsen geknackt werden können. Die Forscher setzen daher auf Kieselalgen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Düngt man die richtigen Algen, ist es offenbar möglich, die CO2-Konzentration im Meer zu reduzieren. Das ist das Ergebnis einer Reise des Forschungsschiffs "Polarstern". Doch eine gute Nachricht ist es nicht unbedingt. Geo-Engineering ist umstritten. Denn ohne Nebenwirkungen geht es nicht.
Deutsche Forscher können nach eigenen Angaben belegen, dass eine Düngung der Meere mit Eisen den Klimawandel aufhalten könnte. In der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsjournals "Nature" begründen die Forscher vom Bremerhavener Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), warum die Eisen-Düngung der Hochsee das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) reduziere und deshalb ein geeignetes Mittel im Kampf gegen die Erderwärmung sei. Die Düngung regt demnach das Wachstum von Algen derart an, dass diese große Mengen Kohlendioxid binden und beim Absterben auf den Meeresgrund einlagern können.
Die Wissenschaftler unter Leitung des Biologen Victor Smetacek düngten 2009 mit Hilfe des Forschungsschiffs "Polarstern" einen Wasserwirbel vor der Antarktis mit sechs Tonnen Eisen und beobachteten dann knapp sechs Wochen lang die Auswirkungen auf das Plankton und den Gehalt an klimarelevanten Gasen wie Kohlendioxid. Die Zugabe von Eisen habe das Wachstum von Kleinalgen, sogenanntem Phytoplankton, angeregt, erklärte das AWI damals. Die Kleinalgen verdoppelten demnach ihre Biomasse innerhalb von zwei Wochen, indem sie CO2 aus dem Wasser nutzten.
Die Aussagekraft des Experiments wurde jedoch geschmälert, weil Ruderfußkrebse die Algen fraßen und eine größere Blüte verhinderten, so dass mit weniger Algen auch weniger Kohlenstoff als bei früheren Experimenten zum Meeresboden hinabsank. Die Forscher folgern daraus, dass für die Bindung von mehr CO2 bei der Eisendüngung Kieselalgen vonnöten sind. Denn diese sind durch eine harte Silikatschale vor dem Gefressenwerden geschützt.
Andere Wissenschaftler und Umweltschützer halten das Experiment für problematisch und bezweifeln grundsätzlich, dass die Eisendüngung des Meeres die Erderwärmung verlangsamen kann. Außerdem könne die Düngung der Meeresbiosphäre schaden. "Die neue Forschung ist ein interessanter und wertvoller Beitrag zu diesem sich kontinuierlich entwickelnden Bereich", sagt John Shepherd von der britischen Wissenschaftsakademie Royal Society. "Aber sie befasst sich nicht mit den möglichen ökologischen Nebenwirkungen dieser Technologie".
Quelle: ntv.de, AFP