Ruhende Tuberkulose-Bakterien Neuer Wirkstoff tötet
19.09.2009, 14:35 UhrNeue Forschungsergebnisse machen Hoffnung im Kampf gegen Tuberkulose: Forscher haben Wirkstoffe gefunden, die auch im Körper ruhende Tuberkulose-Bakterien töten.
In jeder Sekunde infiziert Mycobacterium tuberculosis einen Menschen, berichtet die Weltgesundheitsorganisation WHO.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Ein neuer, noch experimenteller Wirkstoff tötet auch im Körper ruhende Tuberkulose-Bakterien. Damit lassen sich die Erreger auch in diesem sonst kaum angreifbaren Zustand mit Erfolg attackieren. Das berichtet eine Gruppe um Carl Nathan vom Weill Cornell Medical College in New York. Die Resultate sind im Journal "Nature" nachzulesen - und machen Hoffnung im Kampf gegen eine der schlimmsten Infektionskrankheiten.
Die ist nötig: In jeder Sekunde infiziert Mycobacterium tuberculosis einen Menschen, berichtet die Weltgesundheitsorganisation WHO. Zwei Drittel der Weltbevölkerung trägt den Keim und 1,7 Millionen Menschen starben 2006 an dem Leiden. Eines der größten Hindernisse im Kampf dagegen: Die Bakterien können im Körper in einen Ruhezustand wechseln, in dem sie zwar weiterleben, sich aber kaum noch vermehren. Damit sind sie für herkömmliche Antibiotika schwer zu erreichen. Mit schlimmen Folgen. Die Behandlung dauert lange und wird von den Patienten deshalb oft nicht konsequent fortgeführt, was unter anderem viele resistente Keime zur Folge hat.
Die US-Gruppe hat nun nach langer Suche zwei Chemikalien gefunden, die die Recycling-Maschinerie der ruhenden Bakterien blockieren. Diese sogenannten Proteasomen zerschreddern Proteine, die defekt sind, nicht mehr benötigt werden oder deren Bausteine für andere Zwecke eingesetzt werden sollen. Fast alle bisherigen Antibiotika behindern hingegen den Aufbau neuer Proteine in den Krankheitserregern.
20.000 Kandidaten, 3 Treffer
Eine automatisierte Suche in 20.000 chemischen Kandidaten brachte drei aussichtsreiche Substanzen zutage. Wenn diese in das röhrenförmige Proteasom der Tuberkulose-Bakterien geraten, setzen sie sich unweigerlich fest und blockieren es. Das behindert den Abbau der Proteine, und an den weitreichenden Folgen geht das Bakterium dann zugrunde – denn auch im ruhenden Keim gibt es einen geringen, aber beständigen Proteinumsatz. Das größte Problem von Nathan und seinen Kollegen: Auch der Mensch hat Proteasomen, die naturgemäß nicht gehemmt werden dürfen, weil auch seine Zellen zugrunde gehen würden. Die potenziellen Wirkstoffe sind jedoch derart spezifisch, dass sie nur die bakteriellen Proteasomen ausschalten. Dies zeigte sich in Versuchen mit Zellkulturen.
Quelle: ntv.de, dpa