Langzeitproblem mit dramatischen Folgen Nitrathaltiges Düngemittel bleibt im Boden
22.10.2013, 09:14 Uhr
In vielen Agrarregionen ist die Nitrat-Konzentration in der Erde besorgniserregend hoch.
(Foto: picture alliance / dpa)
Nitrat ist ein essenzieller Nährstoff für Pflanzen und somit wesentlicher Bestandteil vieler Düngemittel. Gelangt er in zu großen Mengen in die Umwelt, sind die Folgen schwerwiegend. Besonders problematisch: Nitrate verbleiben Jahrzehnte in Böden und Gewässern.
Die Rückstände von nitrathaltigen Düngemitteln verbleiben über Jahrzehnte im Boden und verursachen große Umweltprobleme. Über den nur langsamen Abbau des Nährstoffs berichtet eine Forschergruppe um Mathieu Sebilo von der Universität Pierre et Marie Curie in Paris in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals "Proceedings" der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS").
Um den Abbau und Verbleib des Nitrats in der Umwelt zu beobachten, hatten die Wissenschaftler 1982 Düngemittel mit Isotopen markiert. Ausgebracht wurde der Dünger auf verschiedenen Nutzflächen in Frankreich, auf denen seither im Wechsel Zuckerrüben und Winterweizen angebaut werden. Noch 30 Jahre später konnten die Wissenschaftler Rückstände des Düngemittels nachweisen. Nur rund 65 Prozent des Nitrats wurden von den Pflanzen aufgenommen; dieser Anteil verschwindet mit der Ernte aus dem Ökosystem. 15 Prozent des Nitrats fanden die Forscher noch im Boden und zwölf Prozent im Grundwasser.
Natur aus dem Gleichgewicht
Grundsätzlich ist Nitrat ein wichtiger Nährstoff für Pflanzen. Gelangt er jedoch in zu großen Mengen in die Umwelt, wird das natürliche Gleichgewicht gestört. "Die Folgen sind schwerwiegend. Das Nitrat kann das Trinkwasser verunreinigen und die Ökosysteme in Seen, Flüssen und den Küsten belasten", schreiben die Wissenschaftler.
Für den Menschen kann ein zu hoher Nitratgehalt im Trinkwasser schwere gesundheitliche Folgen haben. Den Gewässern droht dagegen die sogenannte Eutrophierung, bei der Sauerstoffarmut einen Massentod von Tieren und Pflanzen zufolge hat.
In vielen Agrarregionen der Erde ist eine für das Pflanzenwachstum sinnvolle Konzentration des Nährstoffs längst überschritten. Neben der Düngung sind dafür auch ein steigendes Aufkommen von Gülle in der Tierhaltung und Gärreste aus Biogasanlagen verantwortlich. Die Autoren raten deshalb bei der Düngung und der Festlegung zukünftiger Nitrat-Grenzwerte auch die bereits im Boden enthaltene Konzentration zu berücksichtigen, um den Überschuss nicht weiter zu erhöhen. "Die Rückstände aus unserer Studie werden wahrscheinlich insgesamt 50 Jahre nachweisbar sein", so die Prognose der Wissenschaftler.
Quelle: ntv.de, dpa