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US-Reptil frisst Futter weg Riesenschildkröte gefährdet

Die Riesenweichschildkröten gehören zu den am stärksten bedrohten Schildkrötenarten. Es gibt vermutlich nur noch wenige Exemplare. Und die werden von sehr anpassungsfähigen Eindringlingen bedroht.

Riesenweichschildkröten haben eine fleischige Hülle statt eines schweren Hornpanzers.

Riesenweichschildkröten haben eine fleischige Hülle statt eines schweren Hornpanzers.

(Foto: picture alliance / dpa)

Weltweit gibt es womöglich nur noch eine Handvoll Riesenweichschildkröten. Eines der letzten Exemplare lebt im sagenumwobenen Hoan-Kiem-See im vietnamesischen Hanoi. Zu allem Überfluss bedrohen neue Eindringlinge die Existenz des extrem seltenen Seebewohners: Rotwangen-Schmuckschildkröten. Diese sind ursprünglich in den USA und Mexiko verbreitet.

"Ihre exakte Zahl ist schwer einzuschätzen, aber sie vermehren sich sehr schnell", berichtet der vietnamesische Schildkröten-Experte Professor Ha Dinh Duc von der Universität Hanoi. Umweltschützer gehen davon aus, dass das Problem auf das vietnamesische Neujahrsfest zurückgeht: Dann werden die importierten Tiere vielfach im See ausgesetzt.

Eindringlinge gedeihen gut

Riesenweichschildkröten haben keinen schweren Hornpanzer, sondern eine weiche, fleischige Hülle. Sie können etwa einen Meter groß werden und bieten mit ihren scharfen Kiefern einen urtümlichen Anblick. Die Tiere waren in Südchina und Vietnam einst verbreitet. Sie können mehr als 100 Jahre alt werden. In Hanoi geht gar die Sage, das Exemplar in dem See sei bis zu 300 Jahre alt und 300 Kilogramm schwer.

Mit einer Länge von rund 30 Zentimetern sind die Rotwangen-Schmuckschildkröten deutlich kleiner. "Leider sind diese Schildkröten anpassungsfähig, in Vietnam können sie auf Kosten einheimischer Arten gut gedeihen", sagt Pham Dinh Quyen von der Umweltorganisation Vietnam Association For Conservation of Nature and Environment (VACNE). Die Eindringlinge wurden schon in anderen Gewässern Hanois gesichtet. In Vietnam seien sie das erste Mal im Jahr 1997 aufgetaucht, erklärt Ha Dinh Duc. Schildkröten gelten in asiatischen Ländern auch als wertvolle Medizin.

Konkurrenz um Nahrung

Die US-Schildkröten bedrohen die mythische Schildkröte nicht direkt, konkurrieren aber mit ihr um die Nahrung. Als beliebte Haustiere sind die zunächst winzigen Rotwangen weltweit in Terrarien verbreitet. Viele Besitzer "entsorgen" ihnen zu groß gewordene Exemplare in der freien Natur. Daher leben auch im Ruhrgebiet etliche dieser US-Importe.

Hoan-Kiem heißt übersetzt so viel wie "See des zurückgegebenen Schwertes". Nach einer Legende hatte Kaiser Le Loi die Chinesen im 15. Jahrhundert mit einem goldenen Schwert vertrieben, das er vom Schildkrötengott bekommen hatte. Als er eines Tages auf dem See unterwegs war, tauchte plötzlich eine Riesenschildkröte auf, schnappte sich die Waffe und verschwand in der Tiefe.

Quelle: ntv.de

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