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Ausdruck mit Gefühl und Geschmack "Süße Worte" wirken stärker

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(Foto: picture alliance / dpa)

Bittere Trennung, süße Worte: Werden Geschmacksmetaphern verwendet, wird der Leser emotional stärker berührt als bei nicht bildhaften Wendungen. Die Gehirnregionen für Geschmack und Emotionen hängen offenbar zusammen.

Warum berührt ein "süßes Lächeln" die Leser mehr als ein "nettes Lächeln"? Weil Geschmacksmetaphern offenbar stärker emotional wirken als wörtliche Wendungen. Das geht zumindest aus einer Studie von zwei Forscherinnen der FU Berlin und der Universität Princeton hervor.

Die Neurologin Francesca Citron und die Linguistin Adele Goldberg fanden bei Testpersonen heraus, dass beim stillen Lesen von Geschmacksmetaphern sowohl Gehirnregionen aktiv waren, die mit Schmecken zu tun hatten, als auch solche, die Emotionen verarbeiten.

Körperliche Erfahrungen

Ein Satz wie "Die Trennung war bitter für ihn" erzeugte ebenfalls dieses Erregungsmuster, wie die FU mitteilte. Die nicht-bildhafte Wendung "Die Trennung war schlecht für ihn" hingegen aktivierte nur das "Standardnetzwerk", das beim Nichtstun oder Tagträumen arbeitet. Ähnlich verhielt es sich bei konventionellen Metaphern wie "süß" anstatt "nett" oder "heiß" anstatt "sexy". Möglicherweise seien Metaphern emotional wirksamer, weil sie gleichzeitig körperliche Erfahrungen hervorriefen, vermutet Citron.

In ihrer Studie untersuchten die Wissenschaftlerinnen laut FU erstmals mit bildgebenden Verfahren, wie figurative Sprache in Verbindung mit Geschmack verarbeitet wird. Die Wissenschaftlerinnen verwendeten 37 einfache metaphorische Sätze und ihre nichtfigurativen Entsprechungen, wie etwa "Sie bekam ein süßes Kompliment" und "Sie bekam ein nettes Kompliment". Die Sätze unterscheiden sich nur in einem Wort und wurden in Bezug auf Länge, Gebräuchlichkeit, Bildhaftigkeit, emotionale Valenz und emotionale Erregung angeglichen.

Die 26 Studienteilnehmer sollten die Sätze still lesen, dabei wurde ihre Gehirnaktivität gemessen. Zur Kontrolle wurden ihnen abschließend die betreffenden Wörter nochmal isoliert vorgelegt. So sollte sicher festgestellt werden, "dass die für Geschmack zuständigen Gehirnregionen auch aktiv waren, wenn die Teilnehmer Geschmackswörter in den nichtfigurativen Sätzen lasen, also beispielsweise 'süß' im Sinne von 'Geschmack von Zucker' verstanden", so die FU.

Jetzt wollen die Forscherinnen untersuchen, wie solche Metaphern für Leser in einer erlernten Fremdsprache wirken. Die Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftlerinnen in der Onlineausgabe des "Journal of Cognitive Neuroscience".

Quelle: ntv.de, abe/dpa

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