Vorübergehend Teil des Körpers Werkzeuge verlängern den Arm
28.06.2009, 12:57 UhrOb Greifer oder Zahnbürste: Der Mensch nimmt Werkezuege, die er in der Hand hält, vorübergehend als Teil seines Körpers war, was ihm erlaubt, präzise damit umzugehen.
Der Mensch nimmt Werkzeuge in der Hand vorübergehend als Teil seines Körpers wahr und passt seine Bewegungen entsprechend an. Das berichtet eine Gruppe um Alessandro Farnè von der Université Claude Bernard im französischen Lyon nach entsprechenden Experimenten. Demnach erweitert der Körper die Selbstwahrnehmung – etwa des Armes – um das jeweilige Werkzeug, sei es ein Hammer oder die Zahnbürste. Das schreiben die Wissenschaftler im Journal "Current Biology". Damit sei eine seit fast 100 Jahren diskutierte Annahme bestätigt, bisher habe es keinen direkten Hinweis gegeben.
Eine der Beobachtungen wurde nach dem Gebrauch eines mechanischen Greifers gemacht, der die Reichweite des Armes verlängert. Nachdem die Probanden das Gerät wieder aus der Hand gelegt hatten, wurden ihr Ellenbogen und die Spitze ihres Mittelfingers berührt. Dem Bericht zufolge fühlten sich die Berührungspunkte dabei "weiter weg" an – als ob der Arm noch immer länger wäre. Nachdem sie den Greifer in der Hand hatten, dauerte es außerdem geringfügig länger, ganz korrekt und so schnell wie zuvor mit der Hand zuzupacken. Davon unbeeinträchtigt war die Fähigkeit, mit Arm und Hand in die korrekte Richtung zu zeigen, wofür der Körper nicht wissen muss, wie lang der Arm ist.
Dieses Prinzip sei jedermann bereits unbewusst bekannt, erklären die Forscher: Das Zähneputzen etwa funktioniere deshalb auch ohne genau hinzuschauen, weil das Hirn den Arm um die Bürste verlängere, sie also vorübergehend Teil des Körpers werde. "Sobald ein Werkzeug Teil des Körperschemas ist, können wir damit manövrieren und es kontrollieren, als ob es ein Teil des Armes ist." Dies könne erklären, warum der Mensch so gut mit Werkzeugen umgehen könne.
Quelle: ntv.de, dpa/fwt