Anstieg des Meeresspiegels berechnet Grönlands Eis schmilzt weiter
26.03.2010, 14:23 UhrDer Eispanzer der größten Insel der Erde schmilzt nicht nur im Süden, sondern seit Ende 2005 auch im Nordwesten der Insel. Mit Hilfe von Satellitenbildern und GPS-Sendern kommen Forscher zu diesem beunruhigenden Ergebnis.
Der Eispanzer Grönlands zieht sich einer Studie zufolge zunehmend auch entlang der Nordwestküste zurück. Eingesetzt habe das Phänomen dort etwa Ende 2005, schreiben Geologen in den "Geophysical Research Letters". "Wir nehmen an, dass einige der großen Gletscher in der Region schneller talwärts rutschen und so größere Eismassen im Ozean abladen", erläutert Studienleiter Shfaqat Abbas Khan in einer Mitteilung der Amerikanischen Geophysikalischen Gesellschaft (AGU).
Ein Rückgang des Eises im Süden der Insel wird bereits seit mehr als zehn Jahren beobachtet. Einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie nach schrumpfte der Eispanzer vom April 2002 bis Februar 2009 um mehr als 1600 Kubikkilometer. Eine solche Schmelzrate bedeute einen globalen Anstieg des Meeresspiegels um 0,5 Millimeter jährlich, schrieben die Forscher damals.
Für die aktuelle Studie werteten Wissenschaftler vom dänischen Weltrauminstitut (DTU Space) in Kopenhagen und der Universität von Colorado in Boulder in den USA nun Aufnahmen des NASA-Satellitensystems "GRACE" aus. Zudem nutzten sie Daten dutzender GPS-Sender, die entlang der Grenzen des grönländischen Eispanzers platziert sind.
Auswirkungen bereits sichtbar
Am US-Stützpunkt Thule im Norden Grönlands etwa habe sich der Eisschild vom Oktober 2005 bis August 2009 um rund vier Zentimeter zurückgezogen, heißt es in der AGU-Mitteilung. Insgesamt sei mittlerweile eine Felsfläche von der Größe Großbritanniens freigelegt, die ehedem von Eis bedeckt war. Schmelze der kalte Panzer im Nordwesten weiter mit der errechneten Geschwindigkeit ab, müsse mit einem zusätzlichen Eisverlust von 50 bis 100 Kubikkilometern binnen weniger Jahre gerechnet werden, warnt DTU-Forscher Khan.
Grönland hat etwa ein Viertel der Fläche der USA und ist zu 80 Prozent von Eis bedeckt. Rund 20 Prozent des gesamten Eises weltweit lagern dort. Geschmolzen würde diese Eismasse einen Meeresspiegelanstieg um etwa 6,4 Meter bedeuten. Seit 1991 sind die Durchschnittstemperaturen der Luft über Grönlands Eispanzer um mehr als zwei Grad Celsius gestiegen, haben Messungen ergeben.
Quelle: ntv.de, dpa