Auto

Mit der sportlichen Note Dreizylinder und DCT für den Kia cee'd

Kia will als sportliche Marke wahrgenommen werden und verpasst dem cee'd als GT-Line den Trainingsanzug.

Kia will als sportliche Marke wahrgenommen werden und verpasst dem cee'd als GT-Line den Trainingsanzug.

(Foto: Holger Preiss)

Zur Lebensmitte haben die Koreaner ihren cee'd noch mal richtig gepimpt und schicken ihn als GT-Line mit einem neuen Dreizylinder und Doppelkupplungsgetriebe auf die IAA. Leider gibt es beides nicht in Kombination. Aber auch das ist ein Schritt nach vorne.

Bereits vor der IAA hat Kia den Blick auf eine seiner Neuheiten gewährt: den neuen cee'd. Der Wahrheit folgend muss einschränkend erwähnt werden, dass der nicht wirklich neu ist, sondern entsprechend des allgemeinen Zyklus' in seiner Lebensmitte ein Facelift bekommen hat. Das allerdings umfasst mehr als nur die zarte Retusche am Blechkleid, sondern hat vor allem technische Neuerungen zur Folge. Die wohl nennenswerteste ist der neue Dreizylinder, der aus 1000 Kubikzentimeter Hubraum ordentliche 120 PS schöpft und bereits ab 1500 Kurbelwellenumdrehungen 171 Newtonmeter auf die Antriebsräder drückt.

Nicht bis zum Ende sportlich

Zwei dicke Endrohre wirken beim Dreizylinder und 120 PS etwas aufgesetzt. Aber schick ist es schon.

Zwei dicke Endrohre wirken beim Dreizylinder und 120 PS etwas aufgesetzt. Aber schick ist es schon.

(Foto: Holger Preiss)

Im Zusammenspiel mit dem absolut leichtgängigen Sechsgang-Handschalter lässt sich der cee'd auch sportlich von der Kreuzung bewegen. Die unteren Gänge sind sehr kurz übersetzt, was dem Ampelstart entgegenkommt. Grundlage für den Sieg am Rotlicht ist allerdings, dass der Schalter in Höchstgeschwindigkeit durch die Gassen gejagt wird. So gelingt der Spurt aus dem Stand dann auch in lockeren 11,1 Sekunden an die 100 km/h-Marke. Wer jetzt aber glaubt, der Koreaner mit Dreizylinder würde genauso sportlich bis an auf 190 km/h fliegen, der muss enttäuscht werden. Klar, irgendwann ist diese Geschwindigkeit, untermalt von einem Soundaktuator, der einen sportlichen Motorsound in den Innenraum schickt, auch erreicht, aber die eben noch an den Tag gelegte Dynamik muss sich jetzt den lang übersetzten Gängen drei bis sechs beugen. Hier erfolgt die Leistungsentfaltung auch bei hohen Drehzahlen eher verhalten.

Außerdem gibt es eine unangenehme Begleiterscheinung dieser Fahrweise: Der Verbrauch steigt gegenüber den angegebenen Werten im Datenblatt erheblich. Dort sind 4,9 Liter vermerkt, im ersten Testlauf sprach die elektronische Tankanzeige des cee'd aber von 7,4 Litern. Das ist deutlich mehr. "Wer den Dreizylinder sportlich fährt, muss natürlich mit einem höheren Verbrauch rechnen", bemerkt der Chef der Motorenentwicklung, Michael Winkler, dessen Entwicklungsstützpunkt in Rüsselsheim sitzt. "Es ist ganz normal, dass man den Wagen am Anfang sportlich fährt. Sobald diese Euphorie aber vorbei ist und man das Fahrzeug normal bewegt, sollte man auf etwa 6,1 Liter auf 100 Kilometer kommen", so Winkler weiter.

"Wir müssen uns nicht verstecken"

Auch im Innenraum setzt Kia mit der GT-Lne ganz auf Sport.

Auch im Innenraum setzt Kia mit der GT-Lne ganz auf Sport.

Insgesamt ist der Herr der Triebwerke aber stolz auf das, was man dem Koreaner hierzulande unter die Haube gezaubert hat. "Wenn man die reinen Leistungsdaten und den auf dem Prüfstand ermittelten Verbrauch zur Grundlage nimmt, brauchen wir uns mit diesem Motor nicht zu verstecken. Ich jedenfalls freue mich auf den direkten Vergleich mit den Mitbewerbern." Und da gibt es inzwischen einige: Ford, Opel, VW und natürlich BMW setzen unterdessen auf Dreizylinderaggregate. Für Kia wird der gedownsizte 120 PS starke und sehr leise arbeitende Motor nicht die einzige Alternative bleiben. Spätestens im kommenden Jahr wird das Triebwerk auch mit 100 PS angeboten und selbstredend ist es dann auch in den Fahrzeugen des Mutterkonzerns Hyundai zu finden.

Doch bis es soweit ist, wird der cee'd mit dem Triebwerk ein Alleinstellungsmerkmal haben. Das hat er auch in der vorerst angebotenen Variante als GT-Line. Wer hier eine sportliche Optik vermutet, liegt absolut richtig: Zwei ovale Endrohre zieren das Heck. Dazwischen zieht sich eine schwarze Verblendung in den Stoßfänger und die seitlichen Luftauslässe sind ebenfalls schwarz gerahmt. An der Front ist die Tigernase schärfer konturiert, das Tagfahrlicht strahlt in Ice-Cube-Optik und auch hier ist der Stoßfänger schärfer gezeichnet. In den Radhäusern drehen sich neu designte 17 Zoll große Alus. Auch im Innenraum schlägt sich der GT-Line-Look nieder. Hier sind es vor allem Chrome- und Aluaplikationen die das Interieur aufwerten. Natürlich gehört auch ein Sportlenkrad und die entsprechende Pedalerie dazu.

Stolzer Preis für GT-Line

Chrom und Alu werten den Innenraum der GT-Line auf.

Chrom und Alu werten den Innenraum der GT-Line auf.

Das sieht in der Summe alles sehr sportlich aus, hat aber eingedenk der Potenz des Dreizylinders seine Grenzen im Straßenkampf. Hinzu kommt ein Preis, der dem Interessenten im Vergleich mit Konkurrenzmodellen für den Moment die Laune verhageln könnte. Immerhin 22.390 Euro ruft Kia für den T-GDI als GT-Line auf. Allerdings gehören zum Sportpaket nicht nur die optischen Aufwertungen, sondern auch die Veränderungen des Fahrwerks. Das kommt hier nämlich gewöhnungsbedürftig straff daher. Wer mehrfach in Folge durch Schlaglöcher schießt, wird die Bandscheiben nicht unter der Schädeldecke haben, aber sich über die Begebenheiten der Straße im Klaren sein.

Ob das Fahrwerk für die Kurvenhatz taugt, kann an dieser Stelle noch nicht gesagt werden, weil die gefahrene Strecke einen solchen Test nicht hergab. Die Lenkung spricht jedenfalls dafür. Hier gibt es immer noch die etwas sinnfreie Verstellung über die drei Stufen Comfort, Normal und Sport. Wobei bei Letztgenannter aber eben nur die Lenkung fester gestellt wird, ohne dass sich die Rückmeldung verbessern würde oder das Einlenkverhalten direkter ist. Zu den GT-Line-Featuren gehören aber auch ganz praktische Dinge wie schlüsselloser Zugang, Start-Stopp-System, Totwinkelwarner, Tempomat und Geschwindigkeitsbegrenzer sowie ein akustischer Spurhaltewarner.

Eine Kombination aus allem, die zu einem adaptiven System und somit einem teilautonomen Fahren führt, ist nicht erhältlich. Aber – und das bieten nicht viele Hersteller an – es gibt für 1400 Euro zusammen mit Rückfahrkamera, Regensensor und beheizbarer Frontscheibe ein Navigationssystem von TomTom, das neben Echtzeitverkehrsinformationen und Live-Wetter auch Blitzerwarnungen auf den 7 Zoll großen Touchscreen in der Mittelkonsole schickt. Eine Option, die die Investition in das Navi für einige Fahrer perspektivisch gesehen sehr attraktiv machen könnte.

Gutes DCT aus eigenem Haus

Allerdings feiert im cee'd noch eine andere Neuerung Premiere. Der 1,6 Liter Diesel, der bis dato 128 PS leistete, wurde mit Hilfe eines neuen Turboladers auf 136 PS aufgepumpt und kann jetzt an ein von den Koreanern selbst entwickeltes siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe gehängt werde. Und diese Kombination ist erstaunlich gut gelungen. In 10,6 Sekunden wird auf Tempo 100 beschleunigt und der Diesel gibt sich mit 300 Newtonmetern im Antritt stark und zieht den Koreaner souverän bis auf etwa 185 km/h. Dann wird es bis zur Spitze auf Tempo 200 etwas zäh, aber mit etwas Anlauf und gutem Willen ist der Wert keine Utopie. Viel erfreulicher ist aber, dass das Getriebe ohne Verzug arbeitet und keine spürbaren Löcher entstehen lässt. Was sowohl für die Schaltwege nach oben, als auch nach unten gilt. Die Kombination ist für Langstreckenfahrer also eine bedenkenswerte Option.

Auf der Testfahrt ermittelte der Bordcomputer 6,4 Liter. Ein Wert, der sich sicher bei verhaltener Fahrweise auf etwa 5,9 Liter drücken lässt, wobei im Datenblatt 4,2 Liter vermerkt sind. Der Einstieg erfolgt hier bereits ab 20.190 Euro. Als GT-Line sind es 23.090 Euro. Schade ist, dass die Kombination mit dem DCT im Augenblick tatsächlich nur für den 1,6 CRDi zu haben ist, aber da ist mit Sicherheit das letzte Wort noch nicht gesprochen. Für Kia spricht nach wie vor die Garantie von sieben Jahren oder 150.000 Kilometern Laufleistung. Das ist etwas, an das sich bis heute kein anderer Hersteller herangewagt hat.

Quelle: ntv.de

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