Der steckt ordentlich was weg E-Klasse T-Modell - Langstrecke und Fahrspaß
13.09.2016, 07:25 Uhr
Dank seiner abfallenden Dachlinie und einem sehr dynamischen Heck macht das neue T-Modell der E-Klasse eine richtig gute Figur.
(Foto: Dirk Weyhenmeyer)
"Der sieht aber richtig gut aus", war die erste Reaktion von Passanten, als das T-Modell der E-Klasse auf dem Parkplatz startet. Nach einer ersten Probefahrt kann versichert werden, das nicht nur die Optik stimmt.
In das T-Modell der E-Klasse geht alles rein - trotz 130 Liter weniger Ladevolumen.
(Foto: Dirk Weyhenmeyer)
Raum ist ein Traum. Das gilt nicht nur im Allgemeinen, sondern auch im Besonderen. Mercedes jedenfalls erfüllt diesen Traum seit Jahrzehnten mit dem E-Klasse T-Modell obgleich die Neuauflage im Vergleich mit dem Vorgänger etwas an Kofferraumvolumen verloren hat. Dabei handelt es sich um den marginalen Wert von 25 Litern. Letztlich stehen immer noch 640 Liter für die Zuladung zur Verfügung. Wird die Rücklehne der zweiten Reihe in die sogenannte Cargo-Position gebracht, kommen weitere 30 Liter dazu. Umgelegt wächst der Laderaum auf satte 1820 Liter, was dann im Vergleich mit dem Vorgänger 130 Liter weniger sind. Nichtsdestotrotz bleibt der Stuttgarter auch mit diesen Werten Lademeister in seiner Klasse.
Nun ist der Kofferraum das eine, das Gefühl der Passagiere und das Fahrverhalten das andere. Besonders bei der Abstimmung der Hinterachse hat der Entwicklungschef der E-Klasse, Michael Kelz, Augenmerk darauf gelegt, dass die Geräuschentwicklung und die Dämpfung ganz dicht an der der Limousine dran sind. "Einen kleinen Kompromiss musst du immer machen. Aber wir haben wirklich lange daran geschraubt und ein echtes Feintuning geschafft", versichert er. Und tatsächlich überläuft das T-Modell Unebenheiten so souverän wie der Sedan. Das ist natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass die Testwagen für die erste Ausfahrt mit der Mehrkammmer-Luftfederung ausgestattet waren und die bürgt ohnehin für ein eher feinnerviges Abrollen.
Einfach Blinker setzen?
1000 Kilometer Wegsstrecke sind aufgrund der Sitze und Assistenzsysteme in der E-Klasse kein Problem.
(Foto: Dirk Weyhenmeyer)
Im Zusammenspiel mit einer Armada an Assistenzsystemen, den riesigen zwei 12,3 Zoll großen Monitoren, die sich über zwei Drittel des Dashboards erstrecken und alle fahrrelevanten Daten und Entertainment-Informationen liefern, ist schon der erste Schritt in puncto Entspannung gemacht. Den zweiten und nicht minder wichtigen gibt es über die Sitze. Die sind neu und in jeder Hinsicht so komfortabel ausgelegt, dass auch Strecken über 1000 Kilometer am Stück kein Problem sein sollten. Diesen Eindruck hinterließen sie jedenfalls nach 190 zurückgelegten Kilometern. Natürlich hing das auch mit den fahrunterstützenden Assistenten zusammen. Der adaptive Abstandsradar sorgte für die richtige Distanz zum Vordermann, der adaptive Tempomat für die entsprechende Geschwindigkeit mit Blick auf die Verkehrszeichen, der Spurhalteassistent für die richtige Linie und der Bremsassistent für den rechtzeitigen Halt.
Im Zusammenspiel aller Helfer kann der Kombi sogar selbständig überholen. Einfach den Blinker setzen und die Sensoren prüfen das Umfeld, errechnen die Geschwindigkeit das nahenden Verkehrs, um dann im richtigen Moment die Spur zu wechseln. Zugegeben, der Prozess ist sehr auf Sicherheit ausgelegt. Das heißt, erst wenn wirklich keiner mehr von hinten kommt, geht's los. Das verlangt vom Fahrer Geduld und hat den Nachteil, dass Kraftfahrer in der linken Spur schon davon ausgehen, dass der Mercedes aus der Lücke schießt und verschwindet. Tut er aber nicht. An dieser Stelle kann es dann auch mal zu Missverständnissen kommen, die nicht nur mit Kopfschütteln verbunden sind.
AMG E43 - der Spaßmacher
Apropos Beschleunigung: Bei den ersten Testfahrten überzeugten vor allem zwei absolut gegensätzliche Triebwerke im T-Modell der E-Klasse: der neue Diesel - intern als OEM 654 bezeichnet - und der 3.0 Liter V6 mit 401 PS, der seine Arbeit im AMG E43 verrichtet. Über den Sportler, den es im Gegensatz zu den am 17. September bei den Händlern stehenden Motorisierungen erst ab Oktober geben wird, kann der Sportfreund nur jubeln. Der mit Allrad bedachte Rennlader empfängt die Kraft von 520 Newtonmeter in einer Verteilung von 31 zu 69. Die gewohnt hecklastige Auslegung führt auch beim Kombi zu einem typischen AMG-Fahrgefühl. Unterstützt wird das von einer 9-Gang-Wandlerautomatik mit verkürzten Schaltzeiten.
Die machen sich vor allem dann bemerkbar, wenn der Schalter für die Fahrmodi auf Sport Plus gestellt ist. Die elektronisch geregelte Zwischengasfunktion sorgt jetzt nicht nur für schnellere Gangwechsel, sondern auch für ein emotionales Getöse aus den Endrohren. Um die Potenz noch zu unterstreichen, soll an dieser Stelle kurz das Datenblatt zitiert werden: Der Sprint aus dem Stand auf Tempo 100 dauert 6,7 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit beträgt abgeregelt 250 km/h und das maximale Drehmoment liegt ab 2500 Kurbelwellenumdrehungen an. Der AMG E43 ist für den Moment aber nicht nur das potenteste T-Modell, sondern auch die teuerste E-Klasse. Den exakten Preis für das T-Modell rücken die Affalterbacher noch nicht raus, aber mit Blick auf die Limousine dürften hier mindestens 76.000 Euro zu Buche schlagen.
Der Sparfuchs mit Option auf Performance
Umso erfreulicher ist für Sparfüchse die Option einen 220d zu einem Grundpreis von 50.486 Euro erwerben zu können, der mit einem wirklich überzeugenden neuen Diesel aufwartet. Der Vierzylinder leistet 194 PS und leitet bereits ab 1600 Umdrehungen ein maximales Drehmoment von 400 Newtonmeter an die Hinterräder. Fahrtechnisch ist der effiziente Selbstzünder, der im Testlauf kaum mehr als 6,4 Liter verbrauchte, ganz klar auf Komfort und Langstrecke ausgelegt.
Natürlich ist er mit einer Spitze von 235 km/h ein wenig langsamer als der AMG, aber dafür dürfte er verlorene Zeit recht schnell aufholen, wenn es für den Boliden zum Tankstopp geht. Denn hier flossen bei der ersten Ausfahrt bereits über 12,0 Liter Superplus durch die Schläuche. Für Performance-Fahrer mit stetem Blick auf die Tankrechnung gibt es aber perspektivisch gesehen Hoffnung. Entwicklungschef Kelz hat verraten, dass es in nicht allzu ferner Zukunft auf Basis des OEM 654 eine kraftvollere Auslegung geben wird. Mit doppelter Turboaufladung wird der neue Motor dann im 250d eindeutig in Richtung sparsame Dynamik gehen. Was das in Bezug auf die Leistung bedeutet, wollte Kelz noch nicht preisgeben. Da sich der neue Vierzylinder aber hinter dem 350d mit seinem Sechszylinder Diesel und 258 PS einordnen wird, ist mit etwa 225 PS zu rechnen.
Jetzt mit Concierge Service ganz exklusive
Abseits von Leistung und Verbrauch hat das neue T-Modell der E-Klasse aber noch einige andere Feature an Board. Besonders stolz ist Mercedes auf den im Rahmen von Mercedes me connect angebotenen persönlichen Concierge Service. Den kennt man bereits von BMW und wie dort kann auch bei den Stuttgartern jetzt über einen Tastendruck im Dachhimmel ein direkter Kontakt zu einem Servicemitarbeiter hergestellt werden. Der kann ein Hotel buchen, Navigationsdaten bereitstellen oder auch einen Tisch im Restaurant bestellen. Anders als bei den Münchnern gibt es diesen Service bei Mercedes im Moment nur für Fahrer einer E-Klasse.
Und noch etwas gibt es im Augenblick nur für die E-Klasse: den digitalen Autoschlüssel. Hier reicht es aus, nach dem Laden einer entsprechenden App einfach das Mobiltelefon an die Fahrertür zu halten und schon entriegeln sich die Türen. Sobald das Smartphone dann in der Ladeschale der Mittelkonsole liegt, kann der Wagen auch gestartet werden. Allerdings funktioniert das nur mit einem NFC-fähigen Handy mit Secure-SIM/NFC-Karte oder einem Embedded-Secure-Element sowie Registrierung und Einrichtung eines Kontos über Mercedes me connect. Das hört sich jetzt komplizierter an als es ist, denn die Anmeldung muss bei Nutzung des Dienstes ohnehin online vorgenommen werden.
Quelle: ntv.de