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Noch mehr Leistung für den Jaguar F-Type SVR - wenn der Kater richtig faucht

Mit dem Jaguar F-Type SVR fährt ein Sportler vor, der auch Porsche, Lamborghini und Aston Martin das Wasser reichen kann.

Mit dem Jaguar F-Type SVR fährt ein Sportler vor, der auch Porsche, Lamborghini und Aston Martin das Wasser reichen kann.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Wem 550 Kompressor-PS in einem V8-Jaguar nicht reichen, findet künftig Trost bei "Special Vehicles Operations". Das sind die Haustuner der englischen Traditionsmarke. Die haben den ohnehin nicht untermotorisierten F-Type R noch ein bisschen heißer gemacht.

20-Zoll-Felgen und Karbon-Heckspoiler sind im Jaguar F-Type SVR Serie.

20-Zoll-Felgen und Karbon-Heckspoiler sind im Jaguar F-Type SVR Serie.

Die aktuellen Marken-Bestwerte setzt der F-Type SVR mit 575 PS und 322 km/h Höchstgeschwindigkeit. Mit vornehmer britischer Zurückhaltung hat das nichts mehr zu tun. Vielmehr hält die Katzenmarke selbstbewusst im Schaulaufen der Supersportwagen mit, um mit noch mehr Tempo und noch mehr Motorleistung, Supersportwagen aus dem Hause Porsche, Lamborghini oder Aston Martin die Stirn bieten zu können. Künstliche Verknappung in Form einer limitierten Auflage zur Steigerung der Exklusivität soll es nach Auskunft der deutschen Jaguar-Dependance nicht geben. Wer bestellt, soll auch beliefert werden. Und vielleicht kann man bei seinem Händler noch eine Jahreskarte für die Nordschleife herausschlagen, denn auf öffentlichen Straßen ist das Potenzial dieses Dampfhammers kaum auszuschöpfen.

Den als Coupé und Cabrio erhältlichen Allradler erkennt man an einem Karbon-Spoiler auf dem Kofferraumdeckel und an speziell designten 20-Zoll-Leichtmetallfelgen. Unter der schicken Hülle verrichtet ein Sportfahrwerk mit aktiven Dämpfern seine Arbeit, dazu gibt es eine Reihe von Optionen wie etwa High-Performance-Bemsen in Karbon-Keramik-Ausführung, die ihrerseits noch einmal einen fünfstelligen Aufpreis erfordern. Die 25 Mehr-PS gegenüber dem F-Type R sind – auf den Grundpreis gerechnet – mit je 1248 Euro zu vergüten.

Fluchtversuche an der Hinterachse

Der Fünfliter-V8 des F-Type SVR leistet jetzt 575 PS und bietet auch mit 700 Newtonmeter auch ein höheres Drehmoment.

Der Fünfliter-V8 des F-Type SVR leistet jetzt 575 PS und bietet auch mit 700 Newtonmeter auch ein höheres Drehmoment.

(Foto: Hersteller)

Die technischen Veränderungen an dem fünf Liter großen und von einem Kompressor beatmeten V8-Triebwerk haben auch einen Zuwachs an Drehmoment gebracht. Es liegt mit 700 Newtonmetern nun auf dem Niveau großvolumiger Dieselmotoren, allerdings mit dem Unterschied, dass man bei F-Type SVR erst ab 3500 Kurbelwellen-Umdrehungen darüber verfügen kann. Der Sprintstärke tut das keinen Abbruch: Mit 3,7 Sekunden von Null auf Hundert unterbietet der Neuling den vormaligen Bestwert des F-Type R um 0,4 Sekunden.

Der war auch schon kein Schnurrekätzchen mehr, fauchte vielmehr gern und oft, aber der Zug des SVR ist der Auftritt des ganz großen Katers. Der beißt ohne Warnung zu, vor allem, wenn die Gas-Kennlinie so sensibel eingestellt ist, dass bei einem Minimum überschüssigen Fußdrucks das Heck schon leicht zu tänzeln beginnt. Der Allradantrieb des SVR ist bewusst hecklastig ausgelegt, denn letztlich sind es genau diese Fluchtversuche der Hinterachse, die Sportwagenfahren so reizvoll und spannend machen. Das Übersteuern ist, sofern man das Glück hat, es im sicheren Terrain eines Rundkurses auszuprobieren, leicht korrigierbar das Lenkrad meldet unmittelbar und punktgenau, so dass die vorwitzigen Ausflüchte des Hinterteils nicht irritieren, sondern als Motorsport-Folklore gern in die Inszenierung eingebaut werden.

Die präzise Lenkung ist ein Gewinn fürs Handling und erfreut besonders auf der Rennstrecke.

Die präzise Lenkung ist ein Gewinn fürs Handling und erfreut besonders auf der Rennstrecke.

Die Motorkraft wird von der bekannten Achtgang-Quickshift-Automatik aus dem Hause ZF portioniert, und zwar so bedarfsgerecht und drehmomentkonform, dass die manuelle Übersetzungswahl mittels Schaltpaddel getrost vergessen werden kann. Nur wer den Ehrgeiz hat, die Kolbenfahrt hin und wieder in den Begrenzer zu jagen, wird mutwillig auf die Dienste des geschmeidig herauf- und notfalls über mehrere Stufen hinweg herunter schaltenden Getriebes verzichten.

Obwohl die Sportabgasanlage eine kaum zu überhörende Untermalung für jede Senkung des Gasfußes bietet, ist der Sound weder aufdringlich noch übertrieben. Was der Achtzylinder beim Kaltstart vielleicht zu kräftig faucht, bleibt er unterwegs an Aggressivität schuldig. Was alle Oktan-Junkies der Welt am V8-Getöse so lieben, das sonore Bollern, bleibt beim F-Type eher unterentwickelt. Seine Klangfarbe ist hell und kehlig, orientiert sich eher an Arien mediterranen Ursprungs als am bassigen Rhythm&Blues. Daran ändert auch die Betätigung des tastengesteuerten Klappenauspuffs nichts, der beim SVR als vierflutige Titan-Abgasanlage ausgeführt und serienmäßig ist.

Karbon für mehr Leichtigkeit

Vor allem das Temperament des Jaguar F-Type SVR begeistert.

Vor allem das Temperament des Jaguar F-Type SVR begeistert.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Jaguar verweist gern auf seine Leichtbau-Kompetenz, die im Falle des SVR zu einer Reduzierung des Fahrzeuggewichts um weitere 50 Kilogramm gegenüber dem R-Type geführt hat. Das Datenblatt spricht deshalb von 1705 Kilogramm für das Coupé und 1720 Kilogramm für das Cabriolet. Verstärkter finanzieller Einsatz durch Kauf von Karbonpaketen (bis zu 7000 Euro das Stück) könnte diese Werte noch geringfügig mindern. Dass grundsätzlich eine gewisse Skepsis gegenüber offiziellen Herstellerangaben nicht schaden kann, zeigt manchmal ein Blick in die Zulassungspapiere oder auf die Skala einer Pkw-Waage. Es wurden auch schon 1908 Kilogramm für ein Achtzylinder-F-Type-Cabrio gemessen.

Obwohl das für einen Zweisitzer nicht eben wenig wäre, kann man dem SVR Schwerfälligkeit nicht vorwerfen. Der Kompressormotor hängt willig am Gas und nimmt jeden Beschleunigungsbefehl dankbar an, wobei das Pedal im Sportmodus so sensibel reagiert, dass es ein paar Runden Gewöhnung braucht, um nicht quer aus der nächsten Kurve zu spurten. Lastwechselreaktionen sind ein Fremdwort, das ausgewogen und durchaus nicht zu hart angestimmte Fahrwerk vermittelt dem Piloten jederzeit das Gefühl, mit der präzise arbeitenden Lenkung Herr des Geschehens zu sein.

Hartes Einbremsen aus Tempi jenseits von 250 km/h quittiert die am Testwagen verbaute Hochleistungsbremsanlage mit leichten Schüttelbewegungen, um nach Vernichten der überschüssigen kinetischen Energie Spur treu und fast stoisch, den eingeschlagenen Lenkwinkel auf die Fahrbahn zu malen. Immer wieder zeigen Tests, dass Karbon-Keramik-Scheiben nicht nur einen Gewichtsvorteil haben, sondern auch resistenter gegen das so genannte "Fading" sind, als Stahlscheiben. Dieser Unterschied ist zwar für den Einsatz auf der Rennstrecke als relevant anzusehen, für den Alltagsgebrauch dürfte er eine untergeordnete Rolle spielen. Ob dies auch für den fünfstelligen Preis der Verbundbremse der Fall ist, liegt im Ermessen des Kunden.

Coupé und Cabriolet werden mit einem Durchschnittsverbrauch von 11,3 Litern je 100 Kilometern angegeben. Wer nicht völlig spaßbefreit unterwegs sein will, sollte mit 13 Litern aufwärts rechnen. In dieser Leistungsklasse wäre das ein respektabler Wert, zumal das außergewöhnliche Erlebnis von Längs- und Querbeschleunigung sowieso nicht in Geld aufzuwiegen ist.

Quelle: ntv.de

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