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RAV4 Hybrid geht unter die Stromer Lexus-Technik zum Toyota-Preis

Als Alternative zu Benzin- und Dieselmodellen fährt der Toyota RAV4 nun auch als Hybrid vor.

Als Alternative zu Benzin- und Dieselmodellen fährt der Toyota RAV4 nun auch als Hybrid vor.

So konsequent wie Toyota hat kein Hersteller sein Angebot an Hybrid-Fahrzeugen ausgebaut. Sieben Modelle mit der Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor sind im Angebot. Eines davon ist der RAV4. Der n-tv.de-Praxistest zeigt, was er drauf hat.

Als Vielzweckmobil hat sich der Toyota RAV4 in vier Generationen bewährt.

Als Vielzweckmobil hat sich der Toyota RAV4 in vier Generationen bewährt.

Als knuffiger Krabbler 1994 gestartet, hat sich der RAV4 ordentlich herausgemacht. Mehr als 20 Jahre später hat er nicht nur um 89 Zentimeter in der Länge zugelegt, sondern auch zwei zusätzliche Türen und dieses Jahr eine komplett neue Front bekommen. Die muss man mögen, denn das zerklüftete Gesicht mag aerodynamisch seine Vorteile haben, zum Verlieben sieht es aber nicht aus. Andererseits trägt das polarisierende Antlitz sicher der Parole von Konzernchef Aiko Toyoda Rechnung, "keine langweiligen Autos" mehr zu bauen.

Rund 58 Prozent der in diesem Jahr in Deutschland neu zugelassenen RAV4-Exemplare haben einen 4x4-Antrieb, ein Grund mehr, sich der Frontantriebsversion des Teilzeit-Stromers zu widmen, die durch zwei Dinge überrascht. Einerseits hat das Auto keinen externen Stromanschluss ("Plug-In"), ist also auf das Laden der Batterie im Schubbetrieb oder durch den Verbrennungsmotor angewiesen. Der Akku ist andererseits ein Nickel-Metallhybrid-Speicher und nicht als Lithium-Ionen-Batterie ausgeführt. Beide Techniken beherrscht Toyota, weshalb es verwunderlich ist, 2016 ein Auto ohne diese modernen Features ins Rennen zu schicken. Immerhin hat sich der Hersteller vorgenommen, mehr als zwei Drittel des Gesamtvolumens als Hybrid abzusetzen.

Gutes Platzangebot hinten

Spannungslos, aber funktional zeigt sich das Cockpit im Toyota RAV4.

Spannungslos, aber funktional zeigt sich das Cockpit im Toyota RAV4.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Kundeninteresse wird bekanntlich nicht mehr nur mit Design und günstigem Verbrauch erzeugt, sondern zunehmend durch ein Angebot von Sicherheits- und Assistenzsystemen. Die gefahrene "Comfort"-Ausstattung bietet für 750 Euro (für Benziner und Diesel 1300 Euro) das Toyota Safety Sense System an, das aus einer Kombination von Kamera und Millimeterwellen-Radar besteht. Wird ein Hindernis vor dem Fahrzeug erkannt, fordert es den Fahrer optisch und akustisch auf, kollisionsvermeidende Maßnahmen zu ergreifen. Geschieht dies nicht, leitet das System autonom eine Bremsung ein, die notfalls bis zum Stillstand führt. Außer Fernlicht- und Verkehrszeichen-Assistent gibt es noch einen Spurwechselwarner und einen adaptiven Tempomaten.

Der aufgewertete Innenraum bekam viele Soft-Touch-Oberflächen, jedoch ließ sich Hartplastik an anderen Stellen offenbar nicht ganz vermeiden. Der zentrale Monitor auf der Mittelkonsole sitzt weit genug oben und bietet den Kunden die Möglichkeit, sich für eine von zwei Navigationsvarianten zu entscheiden. "Touch 2 & Go", das mit unterschiedlichen Konnektivitäts-Apps ausgestattet ist, gibt es für 590 oder 990 Euro Aufpreis. Kleiner Makel des Routenführungssystems: Bei Maßstabsveränderungen werden kleine Straßen schnell unsichtbar, was die Möglichkeiten mindert, die Grafik als Orientierungskarte zu nutzen. Ab Werk sind in der Comfort-Linie Leichtmetallfelgen, Voll-LED- sowie Nebelscheinwerfer, Klimaautomatik, Rückfahrkamera und Regensensor enthalten.

Das freut die Fondpassagiere: Ordentlich Platz auf der Rückbank.

Das freut die Fondpassagiere: Ordentlich Platz auf der Rückbank.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Auf rund 4,60 Metern Außenlänge glänzt der RAV4 mit einer gelungenen Portionierung des Innenraums. Vor allem auf der Rückbank fällt das gute Platzangebot auf, selbst wenn der Fahrersitz für eine 1,90 Meter große Person eingestellt ist, bleiben zwischen Lehne und rückwärtigem Polster noch mehr als 25 Zentimeter Platz. Das bedeutet sehr gute Beinfreiheit für die Fondpassagiere. Große Fenster geben eine gute Rundumsicht.

Obwohl die Hinterachs-Elektrik das Gepäckfach um 46 Liter einschränkt, bleibt mit mehr als 500 Litern noch ein üppig gemessener Laderaum. Die Kante, über die man seine Koffer hieven muss, ist nur 65 Zentimeter hoch – vorbildlich für ein SUV. Wünschenswert wäre, wenn die Klappe sich noch ein wenig weiter nach oben öffnen würde, denn der 1,90 Meter große Fahrer läuft hier Gefahr, sich am Schloss den Kopf zu stoßen. Das maximale Volumen bei umgelegter Rückbank gibt Toyota mit 1633 Litern an.

Beschleunigung mit akustischen Eigenheiten

Die Hochspannungskomponenten sind in Orange gekennzeichnet.

Die Hochspannungskomponenten sind in Orange gekennzeichnet.

(Foto: Busse/Textfabrik)

Für den Antrieb kommt jenes Kraftwerk zur Anwendung, dass Lexus bereits im Modell NX 300h an den Start gebracht hat. Ein 2,5 Liter großer Benzinmotor wird von einer E-Maschine unterstützt, die mit fast 245 Volt Spannung und knapp 1,6 kWh Kapazität arbeitet. Dieser Wert lässt ahnen, dass die elektrische Reichweite des RAV4 minimal ist. Beide Aggregate zusammen addieren sich zu einer Systemleistung von 197 PS. Würde das Auto wie vom Hersteller angegeben tatsächlich nur 1625 Kilogramm wiegen, sollte dies für zügiges Fortkommen reichen.

Hybrid-Antrieb nebst stufenlosem Getriebe hat bekanntlich seine akustischen Eigenheiten, da macht der RAV4 keine Ausnahme. Kräftiges Gasgeben, zum Beispiel beim Beschleunigen für ein Überholmanöver, quittiert der Vierzylinder mit quälend hoher Drehzahl, die ihrerseits als sopran-stimmige Klangkulisse wahrgenommen wird. Ein Vortrieb, der "kräftiger Anschub" genannt werden könnte, wird dabei nicht entfacht, obwohl der RAV-Hybrid aus dem Stand schon nach 8,3 Sekunden die 100-km/h-Marke erreichen soll.

Eines hat der Testwagen in jedem Falle geschafft: die Werkangabe der Höchstgeschwindigkeit zu übertreffen. Mit genügend Anlauf waren (GPS-gemessene) 189 km/h möglich, fast zehn km/h mehr, als werksseitig vorgesehen. Dass dieser einmalige Ausflug ins Tempo den Durchschnittsverbrauch massiv beeinflusst hat, ist nicht anzunehmen. Vielmehr entspricht der vom Bordcomputer errechnete Wert von 8,1 Litern/100 km den Praxiserfahrungen vieler Hybrid-Besitzer, die ebenfalls nicht in die Nähe des nach EU-Norm gemessenen Verbrauchs kommen. Ein RAV4 mit Dieselantrieb und gleicher Ausstattung wäre nicht nur im Verbrauch günstiger, sondern sparte bereits in der Anschaffung rund 2200 Euro. Allerdings gibt es den auch nur mit 143 PS und Handschaltung.

Fazit: Seine praktischen Qualitäten hat der RAV4 in vier Modellgenerationen nachgewiesen und sie sind nicht anzuzweifeln. Als Hybrid ohne Stecker erscheint er jedoch etwas aus der Zeit gefallen, denn die Möglichkeiten elektrischer Mobilität sind längst weiter, als der RAV4-Hybrid sie repräsentiert. Fahreigenschaften und Komfortniveau sind ohne Tadel, das Preis-Leistungs-Verhältnis hat Toyota mit einer Senkung der Anschaffungskosten jüngst verbessert.

DATENBLATTToyota RAV4 Hybrid
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe)4,61/ 1,85/ 1,66 m
Radstand2,66 m
Leergewicht (DIN)1625 kg
Sitzplätze5
Ladevolumen501 / 1633 Liter
Motor4-Zylinder-Benziner mit 2494 ccm Hubraum
E-MaschinePermanenter-Synchronmotor
GetriebeCVT automatisch
Systemleistung145 kW / 197 PS bei 5700 U/min
KraftstoffartBenzin
AntriebFrontantrieb
Höchstgeschwindigkeit180 km/h
Tankvolumen56 Liter
max. Drehmoment206 Nm / bei 4400 U/min
Beschleunigung 0-100 km/h8,3 Sekunden
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert)4,9 / 5,0 / 4,9
Testverbrauch8,1 l
EffizienzklasseA / EU6
Grundpreis29.990 Euro
Preis des Testwagens31.660 Euro

Quelle: ntv.de

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