Der stärkste Kompakte der Welt Mercedes' neue A-Klasse noch sportlicher
29.06.2015, 11:00 Uhr
Für Freunde des Formel-1-Sports gibt es jetzt eine "Motorsport Edition" für die A-Klasse.
(Foto: Holger Preiss)
Die A-Klasse boomt. Allein im letzten Jahr wurden mehr als 400.000 Fahrzeuge unter das Volk gebracht. Um das Interesse auch weiter am Laufen zu halten, haben die Stuttgarter ihren Kompakten jetzt mit einem Facelift geschärft und zwei außergewöhnliche Sportler erschaffen.
Bereits im Mai dieses Jahres geisterten Bilder vom Facelift der neuen Mercedes A-Klasse durchs Netz. So war scheinbar schon bekannt, was erst auf der IAA für das große Publikum enthüllt werden sollte. Final waren die Bilder natürlich noch nicht. Denn das was den Journalisten im Rahmen des "Festival of Speed" in der englische Grafschaft West Sussex in Goodwood gezeigt wurde, weicht in Details dann doch vom bisher Gesehenen ab.
Neben der "Motorsport Edition" präsentiert sich der Mercedes AMG A 45 als stärkster Kompakter der Welt.
(Foto: Holger Preiss)
Natürlich ist die Neuinterpretation kein Bruch mit den Vorgaben, die Chefdesigner Gorden Wagener 2012 für die neue A-Klasse (oder W 176, wie er intern heißt) gemacht hat. Zu erfolgreich war die Strichführung, die den hausbackenen Kompaktvan zum sportlichen Premium-Mittelklässler machte, als dass man hier noch einmal umschwenkt.
Und so ist es auch geblieben: Allerdings hat man dem ohnehin auf Sport getrimmten Schwaben noch mehr Dynamik in die Stoßfänger gebügelt, ihm aber auch weiterhin alle Attribute der aktuellen A-Klasse gelassen. Neue Frontschürze, neuer Grill, neue Lichtgrafik in Front- und Heckleuchten und endlich auch zwei trapezförmige Endrohrverblendungen wie bei den Großen. Das alles verändert die A-Klasse nicht nachhaltig, macht sie aber erneut einen Tick spritziger.
Hommage an das Formel-1-Team
Petronas-Grün, Fritten-Theke und trapezförmige Endrohrblenden für die "Motorsport Edition".
(Foto: Holger Preiss)
Mit Sportlichkeit punktet man ja bei Mercedes inzwischen zunehmend. Deshalb gibt es zum Start der gelifteten A-Klasse auch gleich ein Sondermodell, das in mattem Silber das im Augenblick unschlagbare Mercedes AMG Petronas Formel-1-Team zitiert. Als "Motorsport Edition" will es vor allem Rennsportfans ansprechen. So sind Teile der Stoßfänger petrolgrün lackiert. Auch am Felgenhorn der 19-Zöller, die mit 235er Gummis bespannt sind, und den Außenspiegeln findet sich das Petronas-Grün wieder. Im Innenraum zieren grüne Ringe die Jet-Düsen, die Ziernähte sind ebenfalls grün, genau wie Akzentstreifen auf den Polstern.
Allerdings sticht bei dem vielen Grün ein Farbtupfer ins Auge, von dem man sich fragt, ob er nicht besser auch in Waldmeister gehalten worden wäre: die Bremssättel sind nämlich feuerwehrrot. Auffälligstes Teil der Motorsport Edition ist allerdings der wuchtige AMG Heckspoiler, der seine grünen Akzente erst als A 250 (211 PS) oder A 250 Sport (218 PS) bekommt. Ob der Sportfreund die Fritten-Theke braucht, muss er für sich selbst entscheiden.
Wer sie abwählt, zahlt nichts extra, für die Fahrdynamik scheint sie nicht wirklich vonnöten. Geld kann hingegen sparen, wer sich für einen Handschalter entscheidet. Den gibt es jetzt auf Wunsch des Publikums erstmals in dieser Motorisierung und ein trockener Lauf durch die Gassen lässt vermuten, dass die Ansage von AMG-Chef Tobias Moers, dass hier die Nähe zur Straße geschärft wird, kein pures Gerede ist.
AMG-Kraftpaket als A 45
Anders sieht es mit der Notwendigkeit des großen Heckspoilers bei der zweiten sportlichen Überarbeitung der neuen A-Klasse aus, dem AMG A 45 4Matic. Mit 381 PS, die der Schwabe aus einem 2.0-Liter-Vierzylinder generiert, und einem maximalen Drehmoment von 475 Newtonmetern ist er augenblicklich der stärkste Kompakte der Welt. Und weil zu einem echten AMG auch der Sound gehört, wurde in Affalterbach die Abgasanlage mit automatisch gesteuerten Drosselklappen versehen. Zwischengas und folgende Auspuffsalven sind durch die serienmäßige Siebengang-Automatik mit Speed-Shift also garantiert. Wer den Fahrprogrammschalter auf Sport Plus dreht, der hat die Endrohrsalven dann auch scharf geschaltet.
Die Abgasanlage setzt im Verbund mit einer vierflutigen Abgasanlage und verändertem Heckspoiler auf absolute Dynamik.
(Foto: Holger Preiss)
Serienmäßig verfügt der A 45 4MATIC über die aus dem GT bekannten Dynamic Select Fahrprogramme "Comfort", "Sport", "Sport +" und "Individual". Für ganz ambitionierte Freizeitsportler gibt jetzt auch das AMG Dynamic Plus Paket, das zusätzlich ein mechanisches Vorderachs-Sperrdifferenzial mit adaptiver Verstelldämpfung bietet und ein zusätzliches Fahrprogramm mit dem Namen "Race" bereitstellt. Um den Ampelstart in dieser Einstellung mit Sicherheit zu gewinnen, wird in Kombination mit dem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe ein "Launch Assist" angeboten, der die Kraftverteilung an die Achsen regelt und für eine noch schnellere Beschleunigung aus dem Stand sorgt. Letztlich bedeutet das nichts anderes, als das die Räder an der Front zuerst versorgt werden. Wenn die die Traktion verlieren, lenkt das Programm Teile der Kraft an die Hinterachse, um für einen ungestümen Vortrieb zu sorgen.
In Zahlen ausgedrückt heißt das, dass der A 45 lediglich 4,2 Sekunden benötigt, bis die 100-km/h-Marke geknackt ist. Das sind 0,4 Sekunden weniger, als der Vorgänger benötigte. Schluss mit dem Geschwindigkeitsrausch ist bei 250 km/h. Für Verbrauch verspricht AMG nach NEFZ 6,9 Liter. Das ist natürlich ein unter Idealbedingungen ermittelter Wert, der mit einem CO2-Ausstoß von 162 g/km einhergeht. Vergleicht man die Datenblätter von High-Performance-Fahrzeugen, darf man konstatieren, dass dieser Wert von keinem der Kontrahenten erreicht wird.
Sportlichkeit anders definiert
Natürlich gibt es sportliche Momente in der A-Klasse nicht erst in den expliziten und mit fettem Heckspoilern bewehrten Dynamikern. Effizienz-Champion ist nämlich der A 180 d mit 109 PS, der als Blue Efficiency lediglich 3,5 Liter verbrauchen soll und nur 89 Gramm CO2 je Kilometer ausstößt. In der Spitze rennt der Diesel immer noch 190 km/h schnell. Nur 10 km/h langsamer ist das neue Einstiegsmodell der A 160 mit 102 PS. Insgesamt reicht das Leistungsband bei den Benzinern also von 102 bis 381 PS und bei den Dieseltriebwerken startet der A 160 d mit 90 PS, während der A 220 d mit 177 PS die Leistungsspitze der Selbstzünder markiert.
Doch egal, für welche Motorisierung sich der Käufer entscheidet: Wenn er in die A-Klasse einsteigt, findet er sich immer auf den neuen Integralsitzen wieder, deren Sitzauflage jetzt in der Länge verstellt werden kann. In der Hand ruht ein ebenfalls neues Multifunktions-Sportlenkrad mit einem unten abgeflachten Lenkradkranz. Wer denn so verjüngt über die Piste schießt, muss natürlich "connectet" sein. Deshalb gibt es ab 2016 in der A-Klasse die Smartphone-Integration mit Apple-Car Play und Mirror Link. Das Erste beschränkt sich, wie der Name schon sagt, auf iPhones, das Zweite auf eine nicht bestimmbare Anzahl von Android-Geräten. Auf Android-Auto, das wie Car Play die Smartphone-Oberfläche im nunmehr bis zu acht Zoll großen Display spiegelt, muss die Gemeinde im Mercedes noch einen Augenblick warten.
Nicht mehr warten muss man auf die automatische Bremsfunktion im Kollisionswarner, den Verkehrszeichen-Assistenten oder den Aufmerksamkeits-Assistenten. Der zeigt jetzt in einer fünfstufigen Balkenanzeige, wie fit der Fahrer noch ist und arbeitet außerdem in einem erweiterten Geschwindigkeitsbereich von 60 bis 200 km/h.
Mit all den Neuerungen bleibt die A-Klasse der Jungspund unter den Benz-Modellen, was sich auch an der Käuferschaft zeigt, die sich seit der Markteinführung 2012 im Schnitt um 13 Jahre verjüngt hat. Dass das so bleibt, ist natürlich angesagtes Ziel der Stuttgarter und sollte darauf hindeuten, dass die Preise weiterhin das momentane Niveau halten. Konkrete Zahlen gibt es im Moment aber noch nicht.
Quelle: ntv.de