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Auf vier Pfoten durchs Unterholz Mit dem F-Pace greift Jaguar den Tiger an

Das obere Ende markiert der 380 PS starke F-Pace. Die "First Edition" mit Allrad und Achtgang-Automatik für 84.350 Euro ist bereits ausverkauft.

Das obere Ende markiert der 380 PS starke F-Pace. Die "First Edition" mit Allrad und Achtgang-Automatik für 84.350 Euro ist bereits ausverkauft.

(Foto: Holger Preiss)

Jaguar lässt seine Katzen jetzt noch weiter springen. Nicht nur, dass die Briten mit dem F-Pace ein richtig schnittiges SUV im Programm haben, für alle Modelle gibt es inzwischen auch Allradantrieb. Hier schließt sich eine weitere Lücke zur Premiumkonkurrenz.

Mit seinen 700 Newtonmetern Drehmoment ist der V6-Diesel mit 3.0 Liter Hubraum ein echtes Kraftpaket.

Mit seinen 700 Newtonmetern Drehmoment ist der V6-Diesel mit 3.0 Liter Hubraum ein echtes Kraftpaket.

(Foto: Holger Preiss)

Noch bevor die Studie für ein SUV mit dem Namen C-X17 auf den Messeständen der britischen Katzenmarke stand, soll Jaguar einen Offroader in der Pipeline gehabt haben. Ohne Verzug wollte man den an die Kundschaft bringen. Gestoppt wurde der Kraxler dann von einer Probefahrt. Die Ingenieure hatten sich zum Vergleich einen Porsche Macan, dessen Name Tiger auf Indonesisch bedeutet, kommen lassen. Nachdem sie etliche Runden mit dem Zuffenhausener SUV gedreht hatten, verwarfen sie die eigene Erfindung. Nicht ohne sich mit dem Porsche eine Messlatte zu legen.

"Es wäre vermessen, zu behaupten, dass unser F-Pace jetzt besser als ein Porsche Macan ist", so der Leiter Produkt- und Markenpresse Mayk Wienkötter. "Aber wir haben uns an ihm orientiert und sind bereit, uns mit ihm zu messen." Natürlich immer in dem Rahmen, der einem F-Pace zugedacht ist. Der Wagen hat mit Sicherheit seine sportlichen Momente, soll aber auch als familientaugliches Alltagsfahrzeug eine gehörige Portion Komfort bieten. Insofern haben die Ingenieure die Verwindungssteifigkeit in der Längs- und Quergeometrie deutlich erhöht. Um genau zu sein, sind es 50 respektive 35 Prozent mehr als bei einem Porsche Macan.

Neue Allradkompetenz

Vor allem der Premiumkonkurrenz will Jaguar mit dem F-Pace Kundschaft abjagen.

Vor allem der Premiumkonkurrenz will Jaguar mit dem F-Pace Kundschaft abjagen.

(Foto: Holger Preiss)

Das führt dazu, dass der F-Pace weicher ausfedert als der Konkurrent, sich aber dennoch knackig in die Kurven legen lässt. Natürlich erreicht er dabei nicht die Querdynamik eines Porsche auf der Rennstrecke, aber für den alltäglichen Gebrauch sind die Werte Spitze. Zumal die Wildkatze nicht mehr nur heckgetrieben seine Bahn zieht, sondern auch auf allen vieren. Das Zauberwort heißt Allrad, eine Art des Vortriebs, die man seit 80 Jahren gemeinhin nicht mit Jaguar in Verbindung gebracht hat. Inzwischen ist der Wunsch des Publikums aber eindeutig und andere Premiumhersteller verkaufen seit Jahren mehr Allradmodelle als Front- oder heckgetriebene Fahrzeuge.

Die Kompetenz für den AWD-Vortrieb zu erlangen war gar nicht so schwer. Die Katzenbändiger taten sich einfach mit den Jungs von Land Rover zusammen. Mit deren Entwicklern arbeiten die Jaguar-Kollegen unterdessen seit drei Jahren in einer Abteilung - und suchen dabei den speziellen Allrad-Weg für die Raubkatzenmarke. Schließlich sollen die neuen Kunden ja nicht von der eigenen Konzernmarke kommen. Mit den ähnlich großen Range-Rover Evoque oder Land-Rover Discovery Sport hat der F-Pace dann auch strategisch wenig zu schaffen. Vielmehr soll er im Revier von BMW X3, Mercedes GLC oder Audi Q5 wildern. Auch potenzielle Kunden eines BMW X4 könnte er eine Alternative bieten und den Porsche Macan, den will man wenigstens ein wenig ärgern.

Allrad gibt es in Zukunft auf Wunsch auch im Jaguar XE.

Allrad gibt es in Zukunft auf Wunsch auch im Jaguar XE.

(Foto: Holger Preiss)

Mit dem Allradantrieb könnte das einmal mehr klappen. Denn ohne die jaguartypische Hecklastigkeit zu beschneiden, ist die im eigenen Haus entwickelte Software bei Bedarf in der Lage, in nur 165 Millisekunden die Kraftverteilung - unmerklich für die Insassen - bis zu einem Verhältnis von 50:50 auf beide Achsen zu verteilen. Höchster Anspruch war dabei, dass auch mit einer Anhängelast von 2,4 Tonnen auf einem nassen, mit Rasen bewachsenen Hang der Start ohne Verwerfungen gelingt. Ein "Kunststück", das, so Wienkötter, manch anderes Premium-SUV nicht zustandebringt.

Normal bis überdurchschnittlich

Selbstredend kommt es auch beim allradverteilten Start am Berg immer auf die Motorisierung an. Die Leistung des 180-PS-Diesel gepaart mit Allrad ist im schnittigen F-Pace genau wie in den Limousinen XE und XF, die inzwischen ebenfalls mit Allradantrieb angeboten werden, nicht wirklich sportlich. Mit dem Vierzylinder-Diesel sind die Fahrzeuge souveräne Reisewagen mit erwartbaren Leistungsreserven. Zu Agilitätswundern werden sie nicht. Wer es krachen lassen will, wird wohl eher die Allradvariante mit dem Sechszylinder-Benziner wählen. Im F-Pace werden hier 380 PS bereitgestellt und 430 Newtonmeter Drehmoment generiert. Wer die unvermittelt an die Hinterachse schickt, darf sich nicht wundern, wenn sein Kopf, dem Gesetz der Trägheit folgend, gegen die Kopfstütze knallt. Denn bei der Kraftverteilung geht es recht ruppig zu. Was da ist, wird nach kurz hochpeitschenden Drehzahlen auch abgefeuert. Dosieren muss im Dynamik-Modus und bei verschärfter Sporteinstellung der Gasfuß, nicht die Elektronik.

Das Innenraumkonzept stimmt beim Jaguar F-Pace.

Das Innenraumkonzept stimmt beim Jaguar F-Pace.

Wer seinerseits den Spritverbrauch des V6 Benziners, der, über die Spitzkehren des Gerlos-Passes in Österreich gejagt, knapp 15 Liter konsumierte, als Spaßbremse sieht, dem sei der Dreiliter-Diesel mit 300 PS und Allrad ans Herz gelegt. Zum einen werden hier nur 57.690 Euro fällig, zum anderen werden hier 700 Newtonmeter bereitgestellt, die die 1,8 Tonnen schwere Offroad-Katze mit Schmackes voranschieben. Gefühlt gelingt das sogar tonloser als im großen Benziner, denn die volle Kraft liegt - wie von einem Selbstzünder gewohnt - bereits im unteren Drehzahlbereich an. Sportlich orientierte Fahrer könnten sich aber eine direktere Lenkung mit strammeren Rückstellkräften wünschen und auch die Sportsitze vermissen. Letztlich wird das aber eine Minderheit sein.

Raumnutzung überzeugt

Jaguars Strategie hinter den preiswerten Vierzylinder-Dieseln ist eher, eine Alternative bei den Premium-Allradlern in den Volumensegmenten zu bieten. Und da sollten neben den Verbräuchen auch die inneren Werte stimmen. Im F-Pace sitzt es sich luftig und spätestens mit dem riesigen Glaspanormadach, das sich bis zur Hälfte öffnen lässt, kommt Dolce-Vita-Feeling auf. Auch beim Bedienkonzept fühlt sich der Fahrer schnell heimisch. Zum einen sitzt alles da, wo der Kunde es erwartet, zum anderen ist es deckungsgleich mit dem im XE und XF.

Überhaupt überzeugt die Raumnutzung - auch auf der verstellbaren Rückbank. Dessen Lehnen lassen sich in einem Winkel von sechs Grad verstellen. Dahinter liegen noch mal 650 Liter Kofferraum, maximal sind es sogar 1740 Liter, mehr als im größeren BMW X5. Auch bei der Raumaufteilung haben sich die Jaguar-Mannen sicher von den Erfahrungen der Land-Rover-Kollegen mit dem Discovery-Sport inspirieren lassen.

Die umfangreiche Assistenz- und Sicherheitstechnik, die im Moment noch einen adaptiven Spurhalteassistenten vermissen lässt, sonst aber bereits in großen Teilen die Vorzüge des teilautonomen Fahrens bietet, entspricht den Standards. Das neue Multimedia-System mit seinem 10,1 Zoll großen Display ist ebenfalls konzernweit im Einsatz, bietet jetzt aber noch mehr individuelle Einstellmöglichkeiten mit Blick auf die Oberflächenstruktur und bei der Einbindung und Platzierung von Apps. Das Navi überzeugt mit schneller Reaktion und den Verbindungsmöglichkeiten zum Smartphone. Weniger gediegen sind lediglich Materialien in den Tiefen des Innenraumes, an den Lautsprechern oder an den Sitzwangen. Premium ist da nur die Verarbeitung.

Bislang haben sich 1000 deutsche Kunden ohne mit dem F-Pace in Berührung gekommen zu sein, entschieden, ihn zu kaufen. Selbst die auf weltweit 2000 Fahrzeuge limitierte Sonderedition "First Edition" mit dem potenten V6 Benziner unter der Haube und Allrad ist für 84.350 Euro bereits ausverkauft. Bei den Limousinen XE und XF will Jaguar solche Begeisterung nutzen, um auch hier mehr Allrad-Autos abzusetzen.

Quelle: ntv.de

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