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Diesel-Debakel begleitet VW Nach Entschuldigung muss Beetle in die Wüste

Eine Überraschung ist der Beetle Dune nicht. Lediglich der Umstand, dass der Wagen doch im Portfolio bleibt, erstaunt.

Eine Überraschung ist der Beetle Dune nicht. Lediglich der Umstand, dass der Wagen doch im Portfolio bleibt, erstaunt.

(Foto: Holger Preiss)

Mit einem Wüstenkäfer möchte Volkswagen die Gunst der Käufer in den USA zurückgewinnen. Auf der LA Auto Show stellen die Wolfsburger den Beetle Dune vor. Doch bevor es soweit ist, heißt es sich erneut zu entschuldigen.

Michael Horn, VW-Chef in den USA, stellt sich auf der Los Angeles Auto Show den Fragen der Journalisten.

Michael Horn, VW-Chef in den USA, stellt sich auf der Los Angeles Auto Show den Fragen der Journalisten.

(Foto: REUTERS)

VW hat es im Augenblick schwer und man wünscht diese Situation keinem anderen Hersteller. Seit Wochen ist bei öffentlichen Auftritten nur die Rede davon, dass man das Diesel-Debakel aufarbeiten wird. Mit Anstrengungen daran arbeitet und alles dafür tut, das Vertrauen bei den Kunden, Herstellern und letztlich allen Menschen wieder herzustellen. Nichts anderes konnte VW-US-Chef Michael Horn als Einzelkämpfer auf der LA Auto Show sagen. "Wir entschuldigen uns, und wir können nicht aufhören uns für das Geschehene zu entschuldigen. Aber wir verstehen, dass eine Entschuldigung nicht genug ist." Deshalb hat VW eine weitere Aktion in den USA geplant. Besitzer der 2.0 Liter Diesel, die vom Betrug betroffen sind, bekommen drei Dinge: eine Prepaid-Karte mit einem Guthaben von 500 Dollar, einen Werkstattgutschein über die gleiche Summe und einen 24-Stunden-Pannenservice für drei Jahren.

"Das", so Horn weiter, "ist ein Schritt, um unseren Kunden und der Regierung weiter entgegen zu kommen." Bis dato haben 125.000 Dieselfahrer dieses Angebot angenommen. Allerdings sind das lediglich 25 Prozent der Betroffenen. Rechnet man also für jeden geprellten Diesel-Kunden 1000 Dollar, zahlt VW am Ende in den USA 500 Millionen Dollar nur an die Kundschaft. Werkstattkosten für die Reparatur und möglich Serviceleistungen über die Pannenhilfe nicht eingerechnet. Das ist ein ordentliches Sümmchen. Ob das am Ende ausreicht, um die Gemüter zu besänftigen, wird sich zeigen. Einigen Journalisten schien das jedenfalls zu wenig zu sein, sie warteten die Präsentation der Neuheiten nicht mehr ab.

Der Heckspoiler ist neben der Farbe das, was den Dune von einem normalen Beetle unterscheidet.

Der Heckspoiler ist neben der Farbe das, was den Dune von einem normalen Beetle unterscheidet.

(Foto: Holger Preiss)

Die hatte Horn mit den Worten eingeleitet: "So, das war die TDI-Geschichte, jetzt werfen wir einen Blick in die Zukunft." Die liegt für VW zum einen im gelifteten US-Passat und im neuen Beetle Dune. Das war dann doch eine Überraschung, denn bereits vor der angekündigten Neuausrichtung stand der Käfer-Nachfolger wegen schlechter Absatzzahlen zur Disposition. Vor allem in Europa und Deutschland ist die Liebe zum einstigen Star aus Wolfsburg stark erkaltet. In den USA hingegen erfreute sich der Herbie-Erbe immer noch großer Beliebtheit. Jedenfalls bis zur Schummelei mit den Dieselaggregaten.

Dabei hatte VW die Wirkung des Dune auf die Nordamerikaner einige Male getestet. Zuerst fuhr die Studie im Jahr 2004 in Kalifornien vor. Dann wurde es zehn lange Jahre still um den Wüstenkäfer. Im vergangenen Jahr präsentierte er sich dann in Detroit erneut als Konzept, um nun in Los Angeles sein wahres Gesicht zu zeigen. Dazu darf der Beetle jetzt einen auf wilden Sandläufer machen, was nichts anderes heißt, als dass er optisch auf Sport und technisch auf Offroad getrimmt wurde. Der Dune kommt nämlich in zwei Ausführungen: als Coupé und als Cabrio. Das Neue an beiden Ausführungen zu vermitteln, ist schwierig, denn eigentlich war der Beetle nie etwas anderes als ein knuffiges Coupé und das Cabrio gibt es seit Käfer-Gedenken.

Der "Baja-Bug" lässt grüßen

Auch im Innenleben kommt die Außenfarbe zum Tragen.

Auch im Innenleben kommt die Außenfarbe zum Tragen.

(Foto: Holger Preiss)

Erinnerungen werden beim Betrachten des Dune eher in Richtung "Baja-Bug" geweckt. Der Offroad-Käfer erfreute die Amerikaner bereits in den 60er-Jahren und fuhr seinerzeit in der Phalanx der Strand-Buggys. Entsprechend der neu gewachsenen SUV-Bedürfnisse hat man den Nachfolger nun höher gelegt, die Spur verbreitert, ihn mit einer robusten Karosseriebeplankung bedacht und an Front und Heck einen Unterfahrschutz verpasst. In die Radhäuser hielten 18 Zöller Einzug, die mit 235er Gummis bespannt sind. Auch die Front wurde durch einen großen zentralen Lufteinlass – mit silbernem Rahmen – und schwarzem Wabengitter modifiziert. Am Heck sollen ein Spoiler und eine neue Lichtgrafik der Scheinwerfer für Aufmerksamkeit sorgen. Für die Außenhaut bietet VW zwei neue Sonderfarbtöne in Metallic-Goldgelb und Bronze an.

Im Innenraum setzt man genau mit diesen Farben Akzente an der Armatur, in Form von Kontrastnähten an den Sportsitzen und anderen Oberflächen. Punkten wollen die Wolfsburger auch bei der Konnektivität und beim Soundsystem. Das dürfte den Amerikanern besonders gut gefallen, handelt es sich doch um eines, dass der legendäre E-Gitarrenbauer Fender in den Wüstenrenner gepflanzt hat. Herzstück der Klangeinheit ist ein 10-Kanal-Verstärker mit 400 Watt Ausgangsleistung sowie Tieftonlautsprechern, Hochtönern und Subwoofer. Dieses Powerpaket voll aufgedreht, dürfte selbst den Wüstenwurm aus der Dune-Verfilmung von David Lynch in sein Loch zurücktreiben.

Nicht wirklich fürs Gelände

Aufgefrischt und wertiger soll der neue Passat VW in den USA wieder in die Spur bringen.

Aufgefrischt und wertiger soll der neue Passat VW in den USA wieder in die Spur bringen.

(Foto: Holger Preiss)

Das tut auch Not, denn allzu weit sollte man sich mit dem Dune nicht in die Wüste wagen. Auch als Sandläufer bleibt er nämlich ein reiner Fronttriebler. Doch während VW den Wagen in Europa mit allen Motoren der Baureihe anbietet, wird es ihn in den USA nur mit dem 1,8-Liter-Turbobenziner und 170 PS geben. Warum das so ist, muss hier nicht näher erläutert werden. Nur so viel: In der aktuellen Liste der möglichen CO2-Schummler ist der Beetle nicht zu finden.

Während der Dune in den USA auf der Messe den arg gebeutelten Ruf von VW wieder herstellen soll, wird er in Deutschland schon auf den Markt geführt. Die Preise starten bei 23.625 Euro für das Coupé, während für das Cabrio hierzulande 27.800 Euro fällig werden. Rein rechnerisch beträgt der Aufpreis für den Strand-Look satte 5500 Euro gegenüber der günstigsten Basisausführung. Dafür gibt es aber auch ein Lederlenkrad, Sportsitze, 18 Zöller und das Fender-Soundsystem. Ob der Dune reicht, die Käufer wieder in die Arme der Wolfsburger zu treiben, darf bezweifelt werden.

Quelle: ntv.de

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