Weltpremiere für Split-Door-Briten Neuer Mini Clubman ist der heiße Gentleman
25.06.2015, 09:35 Uhr
Seine Weltpremiere feierte der neue Mini Clubman in der alten Teppichfabrik in Berlin.
Die Queen hatte sich nicht die Zeit genommen den neuen Gentleman von Mini in Berlin zu begrüßen. Und das, obwohl sie in der Hauptstadt weilte. Schade, denn eigentlich ist der Clubman noch immer very british, nur viel heißer als alle seine Vorgänger.
Wenn Mini-Chef Peter Schwarzenbauer über den Gentleman spricht, dann tut er das mit Begeisterung. Gemeint ist hier aber nicht eine besonders prominente Persönlichkeit aus Fleisch und Blut, sondern der neue Mini Clubman. Er soll seit seiner Erfindung vor 55 Jahren den Beinahmen bekommen haben. Warum lässt sich nicht so recht nachvollziehen, denn die Idee war ein Fahrzeug zu schaffen, das auf kleinstem Raum mehr Transportkapazitäten offerierte als der classic Mini. Deshalb wurden am Heck auch zwei seitlich öffnende Flügel, die sogenannten Split Doors, angebracht. All das ist eher Indiz für ein Arbeitstier als für einen Gentleman. Aber wahrscheinlich blieb der Mini auch in dieser Ausführung das, was die wörtliche Übersetzung besagt: ein liebenswürdiger Kerl.

Chefdesigner Anders Warming vor seiner Neuerfindung: dem Mini Clubman als Gentleman.
(Foto: Holger Preiss)
Und das ist er auch in der Neuauflage, bei der Chefdesigner Anders Warming zwar die Vorgaben, die einst durch Gert Hildebrand gemacht wurden, nicht über den Haufen geworfen, aber doch mit neuen Akzenten versehen hat. Der Däne hat, wenn man sich den neuen Clubman ansieht, so etwas wie einen "heißen" Gentleman geschaffen. Geblieben sind die runden, von Chromspangen gerahmten Scheinwerfer ebenso wie die hexagonale Kontur des Kühlergrills und der kraftvoll gewölbte Powerdome auf der Motorhaube. Doch bereits an der Silhouette des neuen Clubman hat Warming gefeilt. Durch großzügige Flächenverläufe im Bereich der Radhäuser und Türen verlängert er optisch die Dachlinie und den Radstand. Neu sind auch - und das macht den Gentleman so heiß - Air Curtains und Air Breathers. Diese aus dem Motorsport bekannten Luftein- und -auslässe sorgen nicht nur für ein sportliches Bild, sondern auch für eine perfekte Aerodynamik.
Der Coup ist das Heck
Den Coup bei der Außenansicht hat Warming aber am Heck gelandet. Hier hat er sich von alten Vorgaben verabschiedet und ein ganz eigenständiges Bild gemalt. Die Split Doors sind von einer markanten Blechkante eingefasst, wobei der Mittelsteg zwischen den Fenstern der seitlich aufschwingenden Türen deutlich schmaler geworden ist. Was den Clubman aber in der Mini-Familie für den Moment unverkennbar macht, sind seine in die Türflügel integrierten horizontal ausgerichteten Heckleuchten. Sollte der Clubman als Cooper S vorfahren, trägt er nicht nur den 2,0 Liter großen Vierzylinder-Motor mit 192 PS unter der Haube, sondern ist äußerlich auch an den aerodynamisch optimierten Stoßfänger und den zwei weit außen angeordneten Abgasendrohren zu erkennen.
Erstmals wird in einem Mini auch ein 2,0 Liter Vierzylinder-Diesel mit 150 PS zum Einsatz kommen, dessen 330 Newtonmeter bereits bei 1750 Umdrehungen anliegen. Der Common-Rail-Direkteinspritzer beschleunigt den Briten in 8,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h und verspricht eine Endgeschwindigkeit, die bei 212 km/h liegt. Den Verbrauch gibt Mini im Schnitt mit 4,4 Liter an. Einsteigen kann man in den Diesel für 26.900 Euro, während für den Sportler Cooper S 27.500 Euro aufgebracht werden müssen. Den Einstieg in die Clubman-Welt bildet aber der Dreizylinder mit 136 PS und den gibt es ab dem 31. Oktober 2015 bereits für 23.900 Euro. Natürlich wird es nicht bei den drei Motorisierungen bleiben. Weitere Antriebsvarianten folgen sukzessive.
Stimmung für fünf Superheroes
Doch egal, in welchen Clubman man letztlich steigt, auch im Innenraum erwartet einen Neues. Die Instrumententafel ist breiter geworden und wird jetzt von einer umlaufenden Cockpitleiste gerahmt, die als Element auch in den Türverkleidungen und der Mittelkonsole wieder auftaucht. Geblieben ist das Zentralinstrument, in dem einst der Tacho steckte. Heute dient es, wie beim Vorgänger als Informationsplattform für Fahrdaten, Telefon, Infotainment und das Navi. Geblieben ist auch der rote Toggle-Schalter, als Start-/Stopp-Taste für das Triebwerk.
Da die Mittelkonsole erstmals bei einem Mini bis an die Armaturentafel reicht, bleiben vor der Gangschaltung Platz für Ablagefach und Cupholder. Geblieben ist die Instrumentenkombi von Tacho und Drehzahlmesser auf der Lenksäule. Doch wer all das Beschriebene in Augenschein nehmen will, der muss sich erst mal in den Wagen setzen. Und wenn er das tut, wird er überrascht sein, denn auch die Polster wurden für den Gentleman komplett überarbeitet und sind erstmals nicht nur elektrisierend, sondern auch elektrisch. So lassen sich Sitzhöhe, Längsposition, Sitzflächen- und Rückenlehnenneigung sowie Lordoseneinstellung per Tastendruck justieren.
Und weil, wer so sitzt, auch in Stimmung gebracht werden will, gibt es optional noch eine markante Lichtgestaltung in den Türinnenverkleidungen. Hier wird nämlich die geschwungene Dekorleiste indirekt illuminiert. Wer das Mini Excitement Paket wählt, kann sich nicht nur den Innenraum in unterschiedlichen Farben illuminieren lassen, sondern hat auch noch beim Öffnen und Schließen der Fahrzeugtüren seinen Spaß. Mithilfe einer zusätzlichen Lichtquelle im Außenspiegel auf der Fahrerseite wird nach Betätigung des Funkschlüssels für jeweils 20 Sekunden das neue Min-Logo auf den Boden projiziert, das nach Aussagen von Schwarzenbauer nunmehr auf das Wesentliche reduziert wurde. Reduzieren will der Mini-Chef auch die Menge an Modellen. Lediglich fünf werden im Portfolio übrig bleiben. Welche das sind? Da fegt der Manager gekonnt drüber: "Es werden auf jeden Fall fünf Superheroes sein, darunter ein Cabrio und der Clubman."
Clubman für "creative class"
Der setzt jedenfalls was Außen- und Innendesign betrifft schon mal eine Marke für alles, was da kommt. Auch von der Länge wird der Clubman bis auf Weiteres mit 4,25 Meter der größte Mini bleiben und damit neben dem Fünftürer wohl auch das familientauglichste Kompaktauto der Marke. Denn die gehören bei fünf Sitzplätzen und 360 Liter Kofferraumvolumen, das bis auf 1250 Liter wachsen kann, zu der "creative class", die Schwarzenbauer als Käufer im Blick hat. Nicht nur deshalb, sondern weil es einfach fehlte, sind wohl zusätzliche Ablagemöglichkeiten geschaffen worden. Da gibt es jetzt ein großes Handschuhfach, Staufächer in den Split Doors und Türtaschen, in denen nunmehr sogar Ein-Liter-Getränkeflaschen verstaut werden können.
Wie man es dreht und wendet, der Clubman hat sich in eine Richtung entwickelt, die nicht zu Unrecht von den Verantwortlichen als "Premium-Kompaktklasse" bezeichnet wird. Und als solche wird der geschärfte Mini als erster seine Kundschaft finden. Für das Publikum wird er im Herbst auf der IAA in Frankfurt erstmals zu sehen sein. Ein Blick lohnt sich in jedem Fall.
Quelle: ntv.de