Klassisch anders Renault Espace passt in keine Schublade
13.04.2015, 10:05 Uhr
Der Renault Espace ist die moderne Interpretation eines Crossover.
Mit der fünften Generation des Espace will Renault alles anders machen - und zugleich klassische Stärken beibehalten, die schon den Urvater aller europäischen Vans auszeichneten. Herausgekommen ist eine moderne Interpretation des Themas Crossover.
Der erste Renault Espace passte in jede Garage, aber in keine Schublade, als er 1984 auf die Straßen rollte: Ein Auto-Magazin hatte die 4,25 kurze erste Generation darum gar in die Kategorie "Kleinbusse" eingeordnet - was ziemlich ungerecht war. Denn der Vater aller europäischen Vans hat immer auch mit Pkw-Komfort gepunktet. Aus dem Familien-Van wird nun in der fünften Generation eine neue Interpretation des Mode-Themas Crossover. Aber zunächst zum Antrieb.
Alles aus 1,6 Liter Hubraum

Beim Espace bestehen die Türen und die vorderen kotflügel aus Aluminium. Die Heckklappe ist aus Kunststoff.
Der kleine Basis-Diesel leistet 130 PS und ist ab 33.550 Euro zu haben. Beim Thema Fahrdynamik überzeugt er aber eher weniger. Der aus dem Scenic bekannte Sparmeister unter den Motoren hat zwar 320 Newtonmeter Drehmoment - aber die sechs Gänge müssen schon ziemlich ausgedreht werden, um den großen Espace einigermaßen zügig voranzutreiben. Ein Einstiegsmotor, der wohl eher für den entspannteren Teil der Zielgruppe gedacht ist.
Der stärkere Diesel, mit 160 PS, der mindestens 40.150 Euro kostet, und der Turbo-Benziner mit 200 PS für 38.450 Euro, wirken hier deutlich agiler. Allerdings wird wohl vor allem der Benziner seine Verbrauchsziele verfehlen, wenn der Fahrer das 4,86 Meter Auto so bewegt, wie es Motor und Doppelkupplungsgetriebe durchaus hergeben. Ganz rasante Antritte und Zwischenspurts sind aber auch mit diesen Motoren nicht das Metier des Espace. Kein Wunder, verfügen sie doch alle drei nur über 1,6 Liter Hubraum.
Fahrdynamik für den großen Franzosen

Sind alle sieben Plätze im Espace besetzt fast der Kofferraum nur noch müde 247 Liter. Legt man aber beide Sitzreihen um, sind es gigantische 2040 Liter.
Dafür sind Lenkung und Fahrwerk deutlich dynamischer ausgelegt als bei den Vorgängermodellen. Das neue Fahrdynamik-Programm "Multi-Sense", das es ab der Ausstattungslinie Intens bei den Turbo-Motoren in Serie gibt, legt da noch mal etwas drauf: Wer dort von "Eco" über "Comfort" und "Neutral" auf "Sport" wechselt, erschließt sich und dem Espace neue Welten: Das Ansprechverhalten des Motors wird fühlbar direkter, die Gänge drehen höher, die Fahrwerkseinstellung wird deutlich straffer, das Lenkverhalten sportlicher. Richtig brachial wird es allerdings nie, muss es aber auch nicht.
Dass der Espace sehr behände in die Kurven geht - und auch wieder heraus - verdankt der große Renault seiner Allradlenkung. Die ist in der Top-Version serienmäßig und steuert bei höheren Geschwindigkeiten die Hinterräder in die gleiche Richtung wie die vorderen. Das macht zackigere Kurvenfahrten möglich – wird in der "Comfort"-Einstellung aber von deutlichem Stoßdämpfer-Seegang untermalt.
Der wahrscheinlich wichtigere Vorteil der Allradlenkung ist, dass die beiden gelenkten Achsen im Stadtverkehr das Rangieren erheblich erleichtern. Denn dann schlagen die Hinterräder in entgegengesetzter Richtung zur Vorderachse ein. Vor allem beim Einparken ist das eine wahre Freude.
Wertig und gut bestückt
Den Espace versteht Renault als Top-Modell, das auch BMW- oder Audi-Fahrer betören soll. Darum wird bereits das Einstiegsmodell ordentlich bepackt: Selbst LED-Scheinwerfer, 8,7-Zoll-Touchscreen, Licht- und Regensensor oder Navi sind stets an Bord. Und auch die Riesenpanorama-Windschutzscheibe - die zusammen mit den filigranen Säulen und weiteren großen Fensterflächen die für den Espace klassische Wohnraum-Atmosphäre herstellt, gibt es von Beginn an.

Allradlenkung - die Hinterräder lenken leicht mit beim Rangieren und auch beim schnellen Kurvenfahren sehr hilfreich.
Neben der Basisversion Life, mit dem kleinen Dieselmotor, gibt es die Ausstattungen Intens und Initiale Paris. Textilledersitze, Notbremsassistent, Spurhalte-Warner, Abstandswarner oder Verkehrszeichenerkennung sind im Intens dabei, die Topausstattung schwelgt in Napaleder, Bose-Surround-Sound, vielfach verstellbaren Massage-Sitzen, adaptivem Fahrwerk und Allradlenkung. Unter 44.500 Euro geht dann aber nichts. Adaptiver Geschwindigkeitsregler, Head-up-Display, großes Panorama-Glasdach und andere Extras schieben den Espace locker über die 50.000-Euro-Schwelle.
Eine gut zugängliche und zumindest für Kinder bequeme dritte Sitzreihe kostet 800 Euro. Der Fahrer kann mit einem Tipp auf den Touchscreen die Sitze in Reihe drei, wie auch die davor, schwuppdiwupp in den Wagenboden versenken. Vom Kofferraum aus geht das auch, macht aber natürlich nicht den gleichen Eindruck.
Ein Hingucker ist er schon
Ein Hingucker ist der neue Espace auch. Vom revolutionären One-Box-Design des Ur-Espace ist allerdings nichts übrig: Der mächtige Vorderbau macht auf SUV und auch die höher gelegte Kabine mit den geduckten Fensterflächen sieht wenig nach Van aus. Mit nur noch 1,68 Meter Höhe steht der Espace Nr. 5 aber fast so geduckt da wie sein Ur-Ahn. Der trug übrigens eine Kunststoff-Karosserie. Beim Nachfolger bestehen Türen und Kotflügel aus Aluminium. Die Heckklappe hingegen ist wie seinerzeit aus Kunststoff. In der Summe spart das bis zu 250 Kilogramm an Gewicht gegenüber dem Vorgänger.
Nicht gespart haben die Franzosen übrigens an der Materialqualität: Leder, Kunststoffe, Tablet-Oberfläche oder Dreh-Drücksteller fühlen sich eine Klasse besser als im Vorgänger an, und auch die Dämmungen und Dichtungen sind sicht- und hörbar hochwertiger. Das Wichtigste ist aber vielleicht: Der neue Espace passt wieder in keine bekannte Schublade.
Quelle: ntv.de, hpr/sp-x