Mehr Assistenten und ChatGPT Skoda Octavia Facelift - Tscheche parkt bald ferngesteuert


Die Octavia-Limousine wird man hierzulande seltener antreffen als den schicken Kombi.
(Foto: Skoda)
Mit leichten optischen Retuschen hält Skoda seinen kompakten Octavia fit. Dabei ist der große und daher bloß formal der Kompaktklasse zuzuordnende Tscheche sowieso noch recht frisch. ntv.de hat die zweite Serie erstmals ausgeführt.
Ein sogenanntes Facelift kann für einen Autohersteller eine feine Sache sein. Die Auffrischung des Modells bei möglichst geringen Kosten für die Änderungen hat das Potenzial, mal wieder einen Schwung neuer Käufer zu bringen. Und wer als Bestandskunde auf einen vorzeitigen Fahrzeugtausch verzichtet, hat wenigstens kein komplett altes Auto vor der Tür stehen. Also alle Beteiligten zufrieden? Könnte man so sagen.

Ziemlich markant ist das Design des aufgefrischten Tagfahrlichts des Skoda Octavia. Die LED-Scheinwerfer kommen nach wie vor optional mit Matrix-Technologie.
(Foto: Skoda)
Die Optik des gerade upgedatete Skoda Octavia hat sich behutsam weiterentwickelt. Vor allem die Grafik seiner Tagfahrleuchten haben die Designer jetzt deutlich auffälliger gestaltet und damit als prägnantes Merkmal im Bereich der Frontpartie platziert, ohne das Grundlayout anzutasten.
Für den Journalisten, der das überarbeitete Produkt besprechen soll, hat der Hersteller immer eine kleine Gemeinheit eingebaut. So wissen die Marketingkollegen ganz genau, wie sie bestimmte Features beispielsweise im Kontext neuer Gesamtlösungen als Premiere darstellen, obwohl es sie womöglich schon vorher gab. So heben sie hervor, dass der im neuen Gewand daherkommende Scheinwerfer über adaptive Matrix-LED-Technik verfügt. Stand aber auch schon in der alten Preisliste. Doch das nur am Rande.
Skoda Octavia hat lange Geschichte
Bevor ich den Octavia des neuesten Jahrgangs weiter inspiziere, sei ein Blick in den Rückspiegel erlaubt. Skoda hat nämlich auch das Urmodell mitgebracht, das bereits im Jahr 1959 an den Start gegangen ist. Zu einer Zeit, als die Hersteller des Ostblocks technisch noch nicht abgehängt waren und attraktive Gefährte im Angebot hatten. Dennoch war das Autofahren damals eine andere Nummer.
Ein kleiner Ausflug am Steuer des über 60 Jahre alten Tschechen mit hakeliger Viergang-Mittelschaltung, schlechter Synchronisation (Übersetzungswechsel ohne Knirschen erfordert Fingerspitzengefühl) und ziemlich indirekter Lenkung demonstriert, wie leicht bedienbar die Autos heutzutage geworden sind. Die Techniker der Skoda-Klassikabteilung haben das Exemplar allerdings aufgemöbelt. So soll der 1,2-Liter-Motor jetzt 300 Kubik mehr haben und statt 45 um die 70 PS leisten. Kein Wunder, dass der um die 900 Kilogramm wiegende Kompakte (4,07 Meter) vergleichsweise sportlich unterwegs ist.
Beim aktuellen Octavia geht es definitiv mehr um Komfort als um Sportlichkeit, jedenfalls gilt das für die Brot- und Butter-Varianten. Der mit 4,70 Metern Außenlänge stattliche Vertreter seiner Klasse ist dem Kompaktsegment längst entwachsen und wildert im Umfeld der Mittelklasse, was ihm ein betont ausladendes Raumangebot beschert. Eine geschmeidige Federung - auf Wunsch adaptiv - sorgt für ausgewogenes Fahrverhalten. Und optionale klimatisierte Massagesitze bringen gar einen Hauch von Luxus und erfreuen diejenigen, die viel Strecke machen. Andererseits geben sich die Einstiegsvarianten wiederum bescheiden mit bloß 115 PS Motorleistung - nämlich 1.5 TSI (ab 30.730 Euro) sowie 2.0 TDI (34.430 Euro). Und genau die hat ntv.de bewusst Probe gefahren, denn es müssen ja nicht immer die PS-Monster sein.
Die 150-PS-Versionen stehen für Maß und Mitte

Der Skoda Octavia hat jetzt einen deutlich größeren Touchscreen. Der ist schön anzusehen und reagiert prompt. Das Betriebssystem könnte ein bisschen Diät gebrauchen.
(Foto: Skoda)
Damit benötigen die 1,4-Tonner etwa zehn Sekunden von 0 auf 100 km/h und fahren maximal 203 beziehungsweise 214 km/h schnell. Im Alltag reicht diese Konfiguration aus, wobei das Überholen in diesem Fall etwas besser überlegt sein sollte. Mehr Reserven freilich haben die hubraumgleichen 150-PS-Versionen (ab 33.400 Euro für den Benziner sowie 36.000 Euro für den Diesel) und beschleunigen anderthalb Sekunden schneller auf Landstraßentempo. Sie sind als Kompromiss empfehlenswert und stehen für Maß und Mitte. Ihr bissigerer Antritt ist in der Praxis schon deutlich spürbar. In der (ausgezeichneten) Laufkultur hingegen unterscheiden sich die schwächeren Ausgaben von den stärkeren nicht.
Auffällig ist, dass die Ingenieure den Octavia gut gedämmt haben, denn es geht betont leise zu im Innenraum. Ordert man den Benziner in Verbindung mit siebenstufigem Doppelkupplungsgetriebe, kommt dieser als Mildhybrid mit Segelfunktion. Auf Lupfen des Gaspedals reagiert das System mit zeitweiligem Ausschalten des Vierzylinders, was unmerklich vor sich geht; lediglich am Drehzahlmesser ist das Pausieren der Maschine abzulesen.
Wer moderat unterwegs ist, soll im Mittel bloß knapp unter fünf Liter Kraftstoff pro 100 Kilometer verbrauchen, beim Diesel verspricht Skoda gar glatte vier Liter. So kommt der Diesel auf rund 1000 Kilometer Reichweite, was vor allem Langstreckenfahrer schätzen dürften.
Wer sich das Infotainment gibt, stößt beim Octavia des aktuellen Jahrgangs auf etliche Neuerungen. Mit 13 Zoll fällt der Bildschirm größer aus als früher und die Integration von ChatGPT soll den Sprachassistenten besser machen, was allerdings noch ausgiebig zu testen wäre. Und endlich kann man sein Smartphone auch drahtlos ordentlich laden dank 15 Watt Leistung und eingebauter Kühlung. Um die wichtigsten Funktionen auf dem Bildschirm zu erfassen, ist ein bisschen Eingewöhnung nötig. Der Touchscreen reagiert zwar prompt, präsentiert sich aber leicht überladen mit Buttons.
Skoda kann übrigens auch richtig innovativ sein: In Kürze soll sich der Octavia dann per App von außen einparken lassen. Automatisches Einparken, während man im Auto sitzt, beherrscht er ja schon lange. Und es gibt noch mehr Bewährtes. Dazu zählen die sogenannten Simply-Clever-Details wie der eingebaute Eiskratzer in der Tankklappe oder der stets mitgeführte Regenschirm. Oder praktische 1700 Liter Kofferraumvolumen beim hierzulande ohnehin beliebteren Kombi.
Was der Kunde dagegen zunächst nicht mehr in der Preisliste finden wird, ist die Plug-in-Hybridversion. Ob sie nachgereicht wird, beantwortet der Hersteller zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Das ist sicherlich ein Thema der Nachfrage. Nicht zu rechnen ist mit einem elektrischen Octavia-Antrieb. Hier sind die Tschechen generell zurückhaltender als die restlichen Marken des Volkswagen-Konzerns.
Definitiv folgen werden hingegen Allradvarianten sowie ein 265 PS starkes Topmodell. Damit dürfte der Octavia neben dem komfortablen Einschlag auch ein sportliches Naturell aufweisen.
Quelle: ntv.de