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Neues Super-B aus Tschechien Skoda Superb Combi - Unendliche Weiten

Schnittig, groß und ein ganz kleines bisschen bissig kommt der neue Skoda Superb Combi daher.

Schnittig, groß und ein ganz kleines bisschen bissig kommt der neue Skoda Superb Combi daher.

(Foto: Holger Preiss)

Wenn in der Mittelklasse ein Auto den Traum vom Raum wahr macht, dann ist es wohl der Skoda Superb Combi. In seiner dritten Auflage hat er gerade bei dieser Kernkompetenz erneut zugelegt. Hinzu kommt, dass er jetzt aber auch in anderen Bereichen viel mehr bietet.

Er fährt und fährt und fährt. Selbst nach mehr als 100 Kilometern hat sich die Tanknadel in den überarbeiteten und hinterleuchteten Rundinstrumenten keinen Millimeter bewegt. Der ungläubige Blick auf die Reichweitenanzeige verrät, dass die Tankfüllung den 2,0 Liter Diesel mit 150 PS und einem Drehmoment von 340 Newtonmeter noch 1080 Kilometer vorantreiben wird. Noch breiter wird das Grinsen, wenn der Momentanverbrauch in Augenschein genommen wird: Über 100 Kilometer sind lediglich 5,1 Liter durch die Schläuche gelaufen.

Vor allem bei der Heckansicht hat Chefdesigner Jozef Kaban ganze Arbeit geleistet.

Vor allem bei der Heckansicht hat Chefdesigner Jozef Kaban ganze Arbeit geleistet.

(Foto: Holger Preiss)

Klar, wer mit solchen Werten bei den Freunden angeben will, muss zugeben, dass er das adaptive Fahrwerk DCC für 910 Euro nicht auf Sport gestellt hat und im Drehzahlbereich ab 3000 Umdrehungen zum Straßen-Vettel mutiert ist. Das würde letztlich auch nichts bringen, denn der 150 PS starke Diesel ist ausdrücklich auf Strecke getrimmt. Die Spreizung der Gänge ist weit und untertouriges Fahren gewünscht, um eben die oben erwähnten Verbräuche zu realisieren. Natürlich kann mit etwas Anlauf eine Spitzengeschwindigkeit von 214 km/h erreicht werden und der Sprint auf Tempo 100 ist in 8,9 Sekunden abgeschlossen, aber sportlich wirkt das im Superb Combi nicht.

Kein Kurvenräuber

Der Arbeitsplatz des Fahrers ist auch im neuen Superb eine klare Ansage: funktional und schick.

Der Arbeitsplatz des Fahrers ist auch im neuen Superb eine klare Ansage: funktional und schick.

Das ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass das Fahrwerk nicht auf Kurvenräuberei, sondern auf Komfort abgestimmt ist, so dass man in dem schier unendlich Platz bietenden Tschechen einfach nichts von der Straße und damit von der Geschwindigkeit merkt. Auch die Geräuschkulisse des Triebwerks beschränkt sich auf ein böses Knurren beim Anlassen, um nach kaum 500 Metern Fahrstrecke im Nichts zu verschwinden. Verglichen mit dem größeren Diesel mit 190 PS geht die Empfehlung in Richtung des kleineren Triebwerks. Der 40 PS stärkere Selbstzünder kann nämlich nichts besser als sein kleiner Bruder. Ja, die Endgeschwindigkeit liegt hier bei 233 km/h, die 400 Newtonmeter sind kaum spürbar und der Verbrauch mit 6,9 Litern ist kein Highlight mehr. Hinzu kommt, dass für den Combi mit größerem Triebwerk 33.290 Euro berappt werden müssen. Das sind immerhin 2000 Euro mehr als für den 150 PS Diesel.

Wer sportlicher über die Piste heizen will, sollte sich ohnehin für die Benziner entscheiden. In der Mitte zwischen dem 1,4 Liter Vierzylinder mit 150 PS und Zylinderabschaltung und dem 2.0 TSI mit 280 PS fährt der 1,8 Liter mit 190 PS. Der macht ab 3000 Umdrehungen ordentlich Druck und vermittelt wenigstens im Ansatz sportliche Ambitionen. Das heißt dann aber auch, wer sich öfter auf den Sprint und die Maximalgeschwindigkeit von 220 km/h einlässt, der muss mit einem zweistelligen Verbrauch rechnen. Auf der Testfahrt wurde die Marke mit 9,9 Litern immerhin knapp unterboten.

Benchmark in Sachen Größe

Benchmark in seiner Klasse: Bei umgelegter Rückbank bietet der Superb Combi 1950 Liter Kofferraumvolumen.

Benchmark in seiner Klasse: Bei umgelegter Rückbank bietet der Superb Combi 1950 Liter Kofferraumvolumen.

Letztlich sind das aber alles Werte, die dem Superb Combi in der dritten Generation mindestens genauso gut stehen wie sein neues Blechkleid. Scharfe Falze geben ihm eine völlig andere Form, als man sie noch vom Vorgänger kennt. Die Front bekommt dank des nunmehr als Linie angelegten Tagfahrlichts etwas Bissiges, was man so vom Superb bisher auch nicht kannte. Aber vor allem am Heck hat Chefdesigner Jozef Kaban ganze Arbeit geleistet. Statt der runden Leuchten ziehen sich jetzt ebenfalls kantige Scheinwerfer mit LED-Licht tief in die optional elektrisch öffnende Kofferraumklappe, hinter der gigantische 660 Liter darauf warten, befüllt zu werden. Wem das nicht reicht, der kann - nunmehr auch bequem von hinten - die Rücklehnen umlegen und so eine gerade Fläche schaffen, auf der 1950 Liter Ladegut verschwinden. Damit setzt der im Segment der Mittelklasse laufende Tscheche eine neue Benchmark.

Auch im Innenraum ist Wohlfühlatmosphäre angesagt, obgleich man bei Skoda - und das ist auch der Philosophie der Bescheidenheit geschuldet - auf das Beledern von Armaturen und Türinnenverkleidungen ebenso verzichtet wie auf unnötigen Zierrat. Die haptischen Teile sind weich geschäumt und strukturiert, die Luftauslässe mit Chrom gerahmt, wer will bekommt eine Ambientebeleuchtung mit fünf Farbstufen und in der Mittelkonsole prangt ein bis zu acht Zoll großer Monitor, der mit der entsprechend zugebuchten Konfiguration den Inhalt von Android- und Apple-Smartphones spiegelt. Auch die Bedienung der Klimaanlage passt sich besser ins Bild, als abseits einer Sitzprobe an dieser Stelle schon einmal behauptet wurde. Hinzu kommen natürlich die bei Skoda nicht mehr wegzudenkenden 31 Simply-Clever-Lösungen wie eine Taschenlampe im Kofferraum, der Eiskratzer im Tankdeckel oder der Mülleimer in der Türinnenverkleidung.

Eine Flut an Assistenten

Beim Platzangebot im Inneren hatte der Superb noch nie Probleme, jetzt offeriert er an allen Stellen im Innenraum noch etwas mehr. Fahrer und Beifahrer dürfen sich über vier Zentimeter mehr Ellbogen- und Kopffreiheit freuen. Im Fond wuchs der Abstand zwischen Knie und Rücklehne des Vordermanns um knapp 16 Zentimeter und auch in der zweiten Reihe legten Kopf- und Ellbogenfreiheit zu. Auch was die Assistenten und Sicherheitssysteme betrifft, wurde beim Superb aufgerüstet. So kann der große Tscheche jetzt auf Wunsch automatisch ein- und ausparken oder eine Rückfahrkamera bekommen, von der man allerdings etwas schärfere Bilder erwartet hätte. Die elektrische Parkbremse und die Multikollisionsbremse gehören zum Grundzubehör aller Modelle. Optional gibt es Abstandsradar, Spurhalte-Assistent oder einen Traffic Jam Assist, der die Fuhre auch im Stau komfortabel am Laufen hält. Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben, dass, wenn alle Assistenten in den Superb gebucht werden, der Preis je nach Modell durchaus über die 50.000 Euro schnippen kann. Bei den Händlern steht der Superb Combi ab dem 26. September.

Dennoch: Insgesamt scheint der Skoda Superb Combi der bessere Passat zu sein. Optisch zeigt sich der Tscheche vor allem im Innenraum pfiffiger. Die kleinen cleveren Dinge machen das Leben leichter und beim Preis liegt das Super B im Einstieg mit 25.590 Euro gute 1510 Euro unter dem Wolfsburger, von dem er nicht nur die modulare Plattform, sondern auch weit mehr als die erwähnten Assistenzsysteme nutzen darf. Mit Blick auf den durchaus gelungenen Skoda und die zu erwartenden Absätze könnte die Diskussion nach der Kannibalisierung von Volkswagen neu entfacht werden.

Quelle: ntv.de

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