Mit dem DCT gestraft Hyundai i30 Kombi - dem fehlt doch was?
16.07.2015, 10:14 Uhr
Der Hyundai i30 sieht auch als Kombi gefällig aus und erfreut durch ein zeitloses Design.
(Foto: Holger Preiss)
Hyundai hatte einen Lauf. Die Fahrzeuge werden immer besser und fünf Jahre Garantie sind eine Ansage. Aber die Konkurrenz schläft nicht. Nimmt man heute den i30 cw zum Praxistest unter die Füße, bleibt viel Gutes. Aber wer den falschen Motor wählt und den noch an ein Automatikgetriebe koppelt, könnte schwer enttäuscht werden.
Noch vor vier Jahren stürzte ein aufgeregter VW-Chef über die Internationale Automobilmesse in Frankfurt und wütete über die Qualität beim Hyundai i30. Nicht, weil sie schlecht war. Ganz im Gegenteil. Martin Winterkorn stellte seinerzeit die Frage, warum die Koreaner das können und Volkswagen nicht. An der Qualität des kompakten Asiaten hat sich bis heute nichts geändert. Die Verarbeitung ist gut, die gewählten Materialien im Innenraum erfreuen durch eine angenehme Haptik - und Knarzen, Klappern, Ruscheln wird man hier vergeblich suchen.
Frisch und aufgeräumt
Das Interieur wirkt auch optisch noch recht frisch, die digitalen Instrumente begeistern durch eine hohe Strahlkraft und kräftige Farben, kurz durch gute Lesbarkeit. Einziger Wermutstropfen sind die Plastikeinfassungen der Mittelkonsole. Hier kratzt der Neugierige an aufgerautem, aber hartem Kunststoff. Dafür entschädigen die angenehm straffen Sitze mit Seitenwangen, die ausreichend Halt in flott gefahrenen Kurven bieten.
Die Höhenverstellung des Fahrersitzes ist fest und zeigt nicht den Hauch von Wackelei. Das war es nämlich, was Winterkorn damals so aufregte. "Warum können die das und wir nicht", zeterte er seinerzeit. Selbst das Brillenfach im Dachhimmel sitzt bombenfest und schwingt, ohne zu wackeln, auf und zu. Womit wir auch gleich bei den Ablagefächern wären. Auch hier zeigt sich der i30 gut bestückt: Ein Fach in der Mittelarmlehne, Flächen für Smartphone und Kleinkram unter der Mittelkonsole, Steckfächer für Flaschen in den Türinnenverkleidungen, eine Mittelarmlehne für die Fondpassagiere. Auch im 528 Liter fassenden Kofferraum herrscht, dank eines doppelten Ladebodens mit darunterliegenden Kleinkramfächern, Ordnung.
Soweit ist alles in Butter. Auch außen kann sich der von Thomas Bürkle gezeichnete und in diesem Jahr geliftete Hyndai i30 Kombi sehen lassen. Das Dauergrinsen ist ihm aus dem Gesicht gewischt und statt des durch eine riesige Spange geteilten Grills öffnet dieser sich jetzt weit, wobei die hexagonale Form nunmehr richtig zum Tragen kommt. Flankiert werden Front und Heck von LED-Leuchten, die dem Koreaner etwas Markantes geben. In der Seitenlinie bleibt der Kombi eher verhalten. Um die Ladekapazität nicht unnötig einzuschränken, neigt sie sich die Dachlinie nur minimal zum Heck. Das aber garantiert ausreichend Kopffreiheit für die Fondpassagiere und eine Ladekapazität bei umgelegter Rückbank von 1642 Litern.
Retro-Motorisierung
Doch um eine solche Fuhre beladen in Schwung zu bringen, bedarf es schon eines entsprechenden Triebwerks. Die Wahl beim Testwagen fiel auf den 1,6 GDI. Und weil es um Längen bequemer ist, sollte der Vierzylinder, der immerhin 135 PS generiert, auch gleich noch an ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe gekoppelt sein. Das hört sich alles richtig gut an, kostet in der Ausstattungslinie Style aber 25.290 Euro.
Aber spätestens wenn man startet, wird deutlich, dass die Motorarchitektur recht antiquiert ist. Die 135 PS wirken extrem schlapp und ein Blick ins Datenblatt bringt Gewissheit: Es handelt sich um einen Saugmotor, der sein maximales Drehmoment von 164 Newtonmetern erst bei knapp 5000 Umdrehungen erreicht. Das würde vielleicht noch gehen, aber in der Kombination mit dem Doppelkupplungsgetriebe wird jede Fahrt zur Nervenprobe. Nicht nur, dass man das Gefühl hat, an einem Gummiband zu hängen, weil so gar keine Leistungsentfaltung entsteht. Es ist auch dieses gequälte Motorengeräusch, das den Fahrer immer glauben lässt, er mache etwas falsch.
Schnell wird es nicht schnell

Der Kofferraum ist mit 528 Litern ausreichend groß und bietet eine plane Ladefläche bei umgelegter Rückbank.
(Foto: Holger Preiss)
Den Höhepunkt erreicht das Leid, wenn aus Tempo 80 ein Überholvorgang eingeleitet wird und der Gasfuß den Pin konsequent gen Bodenblech schiebt. Jetzt schaltet das Getriebe von Gang sieben auf vier zurück. Die Drehzahlen peitschen unter dem wütenden Aufheulen des Triebwerks bis auf 6500 Umdrehungen hoch, bevor die nächsthöhere Schaltstufe eingelegt wird. Das hört sich sportlich an und der geneigte Leser mag versucht sein, zu glauben, dass der Koreaner jetzt nach vorne schnellt wie von der Tarantel gestochen. Doch weit gefehlt! Unter unwilligem Dröhnen schiebt sich der 1,6 GDi mühsam in 10,2 Sekunden nach vorn. Am Ende immerhin bis an die Marke von 190 km/h.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich der Sauger nicht als Kostverächter zeigt. Selbst bei vorsichtiger Fahrweise mit permanent gedrückter ECO-Taste, die aber keine Start-Stop-Automatik aktiviert - die gibt es nämlich nicht - genehmigt sich das Triebwerk im Schnitt ordentliche 8,6 Liter Super. Angegeben sind 5,8 Liter. Vorteil ist, dass im "Sparmodus" die Schaltstufen etwas sanfter im unteren Drehzahlbereich eingelegt werden. So kann man weniger gequält über Querfugen gleiten und das straffe Fahrwerk genießen. Leider reicht auch das nicht für eine sportliche Fahrweise. Wer zu schnell in die Kurve geht, wird mit dem ziemlich zeitigen Untersteuern des i30 cw bestraft.
Gut zum Cruisen
Allerdings sollte man ohnehin mit dem Koreaner nicht rasen, sondern cruisen. Dann stört auch die etwas synthetische Lenkung nicht, dessen Servounterstützung auf Knopfdruck in die Stufen "City", "Normal" und "Sport" unterteilt werden kann. Der Vorteil des Golf-Konkurrent liegt fahrtechnisch vor allem darin, dass er sich selbst von weniger geübten Fahrern leicht beherrschen lässt, solange er nicht in Extrembereiche gezwungen wird. Dazu tragen auch die äußerst kräftigen und standfesten Bremsen bei, von denen man sich aber wünschte, dass sie etwas besser zu dosieren wären. Ein echter Vorteil ist natürlich die großzügige Garantieregelung von fünf Jahren.
Was leider nicht für Geld und gute Worte zu bekommen ist, sind Verkehrszeichenerkennung oder ein Totwinkelwarner. Den Frontpiepser und einen Spurhaltewarner gibt es serienmäßig erst in der höchsten Ausstattungslinie Premium. So gesehen ist dann der Endpreis von 25.320 Euro auch kein Schnäppchen mehr. Klar, die Koreaner wollen ihre Autos nicht verramschen, aber um im Spiel zu bleiben, muss hier noch einiges passieren.
Fazit: Der Hyundai i30 Kombi ist ein durchaus praktisches Auto, das von der Qualität den Vergleich mit der Konkurrenz nicht scheuen muss. Natürlich kann der Koreaner noch mit seinen fünf Jahren Garantie punkten, aber ausstattungstechnisch und vor allem mit Blick auf Motor und Getriebe ist er nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Wer sich für den Kombi entscheidet, sollte unbedingt einen Blick auf die Dieseltriebwerke werfen, die in Rüsselsheim entwickelt wurden.
DATENBLATT | Hyundai i30 Kombi 1,6 GDI DCT Style |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,30 / 1,78 / 1,47 m |
Leergewicht (DIN) | 1490 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 528 - 1642 Liter |
Motor | Reihen-Vierzylinder ohne Turboaufladung1591 ccm Hubraum |
Getriebe | 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe |
Systemleistung | 99 kW/ 135 PS |
Kraftstoffart | Benzin |
Antrieb | Frontantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 192 km/h |
max. Drehmoment | 164 Nm bei 4850 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 11,0 s |
Normverbrauch (Stadt, Land, kombiniert) je 100 km | 7,5 / 4,8 / 5,8 l |
Testverbrauch | 8,6 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 136 g/km |
Emissionsklasse | EU 6 |
Grundpreis | 25.320,00 Euro |
Preis des Testwagens | 26.620,00 Euro |
Quelle: ntv.de