Sportlich, kompakt mit Premiumgefühl Mazda 3 - Raubtier unter den Kompakten?
27.12.2013, 14:56 Uhr
Flacher und dynamischer als die meisten seiner kompakten Konkurrenten präsentiert sich der neue Mazda 3.
Seit 2003 ist der Mazda 3 auf dem Markt, aber so richtig konnte er die Konkurrenz nicht einholen, vielleicht auch deshalb, weil man auf der selben Plattform wie der Ford Focus und der Volvo V40 ruhte. Jetzt ist alles neu: Motoren, Fahrwerk und Design. Und wie verhält sich der Kompakte im Test?
Das Gewusel in der Kompaktklasse ist groß und die Nummer sieben aus Wolfsburg hat immer noch die Nase vorn. Obwohl die Konkurrenz besser und anscheinend größer wird. Selbst aus dem eigenen Haus rollt so einiges um den Golf herum, das ihm das Leben schwer macht. Doch darum geht es an dieser Stelle nicht, denn auch in Asien werden Autos gebaut, die in diesem Segment über Jahre erfolgreich sind. Da ist zum Beispiel der Mazda 3, als Nachfolger des Mazda 323, jenem Auto, das der Staatsratsvorsitzende der DDR, der Genosse Ehrich Honecker, seinen treuen Staatsbürgern 1982 von einer Japanreise mitbrachte. Doch das ist lange her und mit dem eckigen Kasten, den ein 60 PS Motörchen vorantrieb, hat die heutige Generation des Kompakten Japaners wirklich gar nichts mehr zu tun.
Braucht man 210 km/h?
Der neue Mazda 3 orientiert sich an seinem großen Bruder, dem Mazda 6, und an dessen Designsprache "KODO- Soul of Motion", die auch schon den CX-5 im Bereich der kompakten SUV prägt. Das Konzept besagt, dass die Linien des Fahrzeuges von der Schönheit und Kraft der Natur inspiriert sind. Ok, auf Deutsch heißt das, dass der Mazda 3 im Gegensatz zum kompakten Bestseller auf eine extrem flache Silhouette setzt. Die breit ausgestellten Radhäuser sorgen für einen kraftvollen Auftritt vor allem dann, wenn man sich, wie im Test, für die Ausstattungsvariante Sports-Line entscheidet. Dann werden die nämlich von 18-Zoll-Leichtmetallfelgen gefüllt, die mit 215er Reifen bemäntelt die kraftvollen Linien unterstützen. Ebenfalls anders als bei der Konkurrenz ist die langgezogene Motorhaube, die durch den steil im Wind stehenden und konturierten Kühlergrill begrenzt wird.
Für freie Fahrt in der linken Spur sorgen die raubtierhaft wirkenden Scheinwerfer, deren Lichtleitringe Vorausfahrenden schnell klarmachen, dass dort etwas angeschossen kommt, hinter dem sich mehr verbirgt als "nur" ein Mazda. In seiner stärksten Motorisierung schöpft der Kompakte Japaner aus einem 2-Liter-Vierzylinder 165 PS, der sein maximales Drehmoment von 210 Newtonmeter bei 4000 Umdrehungen erreicht. Damit ist klar, dass der Antritt, wenn gewünscht, sportlich ist. In 8,2 Sekunden sprintet der Mazda 3 auf Tempo 100 und nach Aussagen des Herstellers ist die Endgeschwindigkeit bei 210 km/h erreicht. Leider ließ sich dieser Wert im Test nicht verifizieren.
Mit drei Mann ging es flott bis an die 180er Marke. Auch 200 km/h wurden nach stetem Verweilen auf dem Gaspedal erreicht, aber die angestrebten 210 blieben unerreicht. Im normalen Fahrbetrieb braucht man diese Geschwindigkeiten natürlich nicht, zumal die Rollgeräusche bereits ab 150 km/h deutlich wahrnehmbar werden. Aber wenn sich der eigene Wagen schon mit dem Anhängsel Sports-Line schmückt, ist es gut fürs Ego, wenn man sicher sein kann, dass man bei den großen Jungs mitspielt. Der Verbrauch liegt bei aller Sportlichkeit im Schnitt bei 8,0 Liter Super.
Lenkung für puren Kurvenspaß
Ansonsten hält der Japaner, was der Name verspricht. Das manuelle Sechsganggetriebe erfreut durch kurze und sehr knackige Schaltwege, die sauber durch die Gassen schlüpfen. Die Lenkung ist straff und absolut präzise, da Mazda die Übersetzung von 16,2:1 auf 14,0:1 verkürzt hat, wodurch sich der Lenkradwinkel reduziert. Jede Kurve wird dadurch und dank der geschwindigkeitsabhängigen Lenkunterstützung zu einem Erlebnis mit hohem Spaßfaktor. Um bei der Kurvenhatz nicht aus der Rolle zu tanzen, haben die Japaner auch die Position der hinteren Achslenker und die Härte der Lagerbuchsen verändert, wodurch der Grip der hinteren Räder in der Kehre um ein Vielfaches verbessert wird. Allerdings führt das auch dazu, dass Passagiere auf den hinteren Plätzen unter Umständen bei Querfugen über mangelnden Federungskomfort klagen.
Das ist aber auch das Einzige, was für die Insassen des Mazdas 3 für Augenblicke Unmut auslösen kann. Denn ansonsten schwingt man sich auf straffe und sehr bequeme Lederpolster, die mit 1500 Euro extra zu Buche schlagen, aber auch gleich noch einen elektrische Sitzverstellung für den Fahrer beinhalten. Für Piloten und Ko-Piloten ist das Gestühl sportlich ausgeformt, wobei die Seitenwangen an Sitzauflage und Rückenlehne ausgezeichneten Halt in der Kurve bieten. Sportlich sind auch die Aussichten des Fahrers. Sein primärer Blick richtet sich auf ein einziges Rundinstrument, das analog nicht mehr und nicht weniger anzeigt als die Drehzahlen. Eben das, was im Rennsport Priorität hat. Die Geschwindigkeit wird digital in der unteren rechten Ecke eingeblendet oder ist über das Head-up-Display ablesbar. Dieses fährt nach Drücken des Start-Knopfs aus der weich geschäumten Armatur, die in ihrer Prägung an Leder erinnert. In der Hand des Fahrers ruht satt ein Dreispeichen-Sportlenkrad, das natürlich mit den Funktionstasten für die Bedienung der Multimediaanlage, der über Bluetooth gekoppelten Freisprecheinrichtung für das Telefon, des Tempomaten und Geschwindigkeitsbegrenzers und natürlich des Navis versehen ist.
Außer Ablageflächen fehlt nichts
Letztgenanntes muss allerdings für 600 Euro zusätzlich geordert werden. Das ist aber ein durchaus akzeptabler Preis, denn darin enthalten ist nicht nur eine 3D-Ansicht, sondern auch ein 7-Zoll-Touchscreen, der in der Mitte der Armatur aufrecht thront und bei allen Lichtverhältnissen sehr gut einzusehen ist. Bedienen lässt sich der Multifunktionsbildschirm über den leichten Fingerstrich oder aber über den Druckdrehsteller in der Mittelkonsole, den man so nur aus Fahrzeugen der Oberklasse kennt. Wie dort sind die Rasterpunkte hier klar gesetzt und die Menüs zeichnen sich durch wirklich einfache Bedienführung aus. Auf eine Spracherkennung auf dem Scrollrädchen verzichten die Japaner, aber ehrlich gesagt vermisst das auch keiner.
Vermisst werden in dem sportlichen Ambiente eher Ablageflächen. In den Türen gibt es zwar Einschübe für Flaschen mit einem Fassungsvermögen von bis zu 1,5 Litern, ansonsten sucht man hier aber vergeblich weiteren Stauraum. Der Kofferraum fasst "nur" 364 Liter, etwas weniger als die nicht so dynamische Konkurrenz, die um die 380 Liter zu bieten hat. Auch einen doppelten Ladeboden haben die Japaner nicht an Bord und die sonst in dieser Klasse inzwischen standardmäßigen Fächer vermisst derjenige schmerzlich, der auf diese Art und Weise versucht, Ordnung in seinem Gepäckabteil zu halten.
Hat man den Schmerz der fehlenden Ablagen verwunden, dann darf man noch einmal Revue passieren lassen, was der Mazda 3 Sporte-Line in der Topmotorisierung für einen Grundpreis von 27.775 Euro zu bieten hat: Außenspiegel, elektrisch anklappbar, Dachheckspoiler, zweiflutige Abgasanlage, Einparkhilfe vorn, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Tempomat, elektrische Fensterheber an allen vier Scheiben, schlüsselloser Zugang, Start-Stopp-Automatik und ein Bose-Soundsystem. Das sind Features, für die Premiumhersteller in diesem Segment mindestens 40.000 Euro aufrufen.
Fazit: Der Mazda 3 ist optisch in jeder Hinsicht ein Sportler in dieser Klasse. Einer, der optisch auf-, aber dabei nicht aus dem Rahmen fällt. Wer sich für den stärksten Japaner entscheidet, hat auch fahrtechnisch ein gutes Stück Sportlichkeit gekauft. Wem die 165 PS nicht reichen, der muss sich noch einen Moment gedulden, denn mit ziemlicher Sicherheit kommt in Kürze der MPS (Mazda Performance Series), das Pendant zum GTI, um die Ecke gefahren, wo mindestens 260 PS angesagt sein dürften. Aber auch mit weniger Bums unter der Haube dürfte der Mazda 3 als Fünftürer eine gute Figur machen. Das hätte sogar den Vorteil, dass die Verbrauchsdaten sich hier noch etwas nach unten korrigieren dürften. Wer also aus dem optischen Einheitsbrei der Kompakten ausbrechen möchte, aber beim Preis-Leistungs-Vergleich die Spitze sucht, der sollte eine Probefahrt mit dem Japaner wagen.
DATENBLATT | Mazda3 Sports-Line SKYACTIV-G 165 |
Abmessungen (Länge/Breite/Höhe) | 4,46 / 1,79 / 1,45m |
Leergewicht (DIN) | 1295 kg |
Sitzplätze | 5 |
Ladevolumen | 364 l |
Motor | Reihen-Vierzylinder mit 1998 ccm Hubraum (Verdichtung 14,0:1) |
Getriebe | 6-Gang-Handschalter |
Leistung | 121 kW/165 PS bei 6000 U/min |
Kraftstoffart | Benzin (Super) |
Antrieb | Vorderradantrieb |
Höchstgeschwindigkeit | 210 km/h |
max. Drehmoment | 210 Nm bei 4000 U/min |
Beschleunigung 0-100 km/h | 8,2 s |
Normverbrauch (außerorts/innerorts/kombiniert) | 4,8 / 7,5 / 5,8 l |
Testverbrauch | 8,0 l |
CO2-Emissionen (Normverbrauch) | 135 g/km |
Emissionsklasse | EU5 |
Grundpreis | 22.820,00 Euro |
Preis des Testwagens | 28.154,91 Euro |
Quelle: ntv.de