Archiv sammelt seit 25 Jahren Liebesbriefe sind ein kultureller Schatz
23.09.2022, 18:09 Uhr
Ein Geburtstagsbrief voller Liebe für Frida.
(Foto: Thomas Frey/dpa)
25.000 Briefe, Mails und Kurznachrichten aus 52 Ländern und vier Jahrhunderten - und immer geht es um die Liebe: Die Sammlung im Liebesbrief-Archiv Koblenz-Darmstadt ist nach Angaben der verantwortlichen Sprachwissenschaftler "deutschlandweit das einzige Archiv seiner Art".
25.000 Briefe, Mails und Kurznachrichten aus 52 Ländern und vier Jahrhunderten - und immer geht es um die Liebe: Die Sammlung im Liebesbrief-Archiv Koblenz-Darmstadt ist nach Angaben der verantwortlichen Sprachwissenschaftler "deutschlandweit das einzige Archiv seiner Art". 1997 hat es die Professorin Eva Lia Wyss mit Zeitungsaufrufen zur Einsendung von Briefen gegründet. Mit einer bereits ausverkauften "Langen Nacht der Liebesbriefe" feiert es am 24. September in Koblenz sein 25-jähriges Bestehen.
Liebesnachrichten und Liebesbriefe können geschickt werden an die Mailadresse liebesbriefarchiv@uni-koblenz.de oder an das Liebesbriefarchiv, Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz, Institut für Germanistik, Prof. Dr. Eva L. Wyss, Universitätsstr. 1, 56070 Koblenz.
Für die Sprachwissenschaftler sind alle Arten von Liebesbekundungen interessant. Auch wenn die meisten Korrespondenzen im Handy-Zeitalter digital erfolgen, sind traditionelle Liebesbriefe laut Wyss nicht ausgestorben. "Zu besonderen Anlässen wie Geburtstagen und Hochzeitstagen schreiben Leute noch Briefe mit der Hand, auch auf Büttenpapier und schön dekoriert." Die Kalligrafie, also die Kunst der schönen Handschrift, "ist wieder ein Trend".
"Schatz" oder "Schatzi" ist nach früheren Angaben der Darmstädter Linguistik-Professorin Andrea Rapp der häufigste Kosename in Liebesbriefen - schon seit dem 19. Jahrhundert. Ihre Kollegin Wyss sagt, Verniedlichungen wie Engelein und Prinzesschen seien ebenfalls beliebt. Im Wandel der Zeit ändern sich die Kosenamen. Wyss nennt Beispiele: "Theuerste Innigstgeliebteste" im 19. Jahrhundert und "Firlefanz" in den 1920er Jahren. In einer Korrespondenz der 1990er Jahre heißt es: "Froschmäulchen, Untierchen, Tierchen, Königskind, Untier, unendlich umarmtes Miststückchen."
Archiv statt Altpapier
Liebesbriefe seien ein kultureller Schatz, der oft jahrzehntelang auf Dachböden und in Kartons schlummere, sagt die Hüterin des Archivs. Bei Haushaltsauflösungen "sehen dann viele unser Archiv als tolle Möglichkeit, nicht alles wegzuwerfen, und schicken uns die alten Liebesbriefe von Eltern und Großeltern". Bei Liebesbrief-Stammtischen in Koblenz und Darmstadt werden Liebesbriefe im Rahmen des bürgerwissenschaftlichen Projekts "Gruß & Kuss" analysiert, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung mit rund einer halben Million Euro gefördert wird.
Der älteste Brief aus dem Archiv ging übrigens an Lotte, geschrieben 1715 von Herrn Borener: "Ein göttliches Feuer strömt in meinen Adern, reißt mich hin, wirft mich zu den Füßen meiner Göttin nieder."
Quelle: ntv.de, sba/dpa