Wohnen

Mit Wanne und Yoga-Ecke In vielen Schlafzimmern schlummert Potenzial

Ein Schlafzimmer mit Liebe zum Detail.

Ein Schlafzimmer mit Liebe zum Detail.

(Foto: imago images / Panthermedia)

Da hat man einen ganzen Raum zur Verfügung und nutzt ihn den Großteil der Zeit nur mit geschlossenen Augen. Klingt absurd, oder? ntv.de zeigt, was mit dem oft stiefmütterlich behandelten Schlafzimmer noch so möglich ist und stellt aktuelle Bedroom-Trends vor.

Wie viel Zeit verbringen Sie wach im Schlafzimmer? Der Raum, in dem meistens Bett und Kleiderschrank stehen, ist oft auch der Ort, wo der Wäscheständer aufgebaut ist und das Weihnachtszeug lagert. Dabei kann der Raum der Ruhe so viel mehr sein. Doch zuvor lohnt sich ein kurzer Blick in die Geschichte des Schlafraums, denn dadurch wird schnell klar, dass die heute selbstverständliche Unterteilung in separate Räume zum Wohnen und Schlafen, Kochen und Baden noch gar nicht lange besteht.

Die Universität Oldenburg beschreibt das so: "Im Mittelalter und bis in die späte Neuzeit hinein schlief das gemeine Volk relativ ungeregelt, des Nachts in bunter Vielfalt, gemeinschaftlich an Plätzen, denen man keine besondere Aufmerksamkeit zollte und die deshalb jedermann zugänglich waren." Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts bestimmte man Mindestgrößen für die Innenräume der einfachen Bürgerwohnungen und mit denen ging auch die Trennung von Öffentlichkeit und Privatsphäre einher. Schlaf und "Beischlaf" fand von nun an hinter verschlossenen Türen statt.

Ruhezone Schlafzimmer.

Ruhezone Schlafzimmer.

(Foto: imago images/Westend61)

Wie unterschiedlich die Stil-Vorbilder sind, nach denen sich die Menschen hinter diesen Türen einrichten, hat auch die Uni Oldenburg herausgefunden und dazu über 200 Text-Bild-Vorlagen aus Interior-Magazinen analysiert und kategorisiert. So konnten zehn Haupttypen bestimmt werden, darunter der bieder-rustikale, der klassisch-stilvolle, der ökologisch orientierte Natürlichkeitstypus oder der erlebnisorientierte Spannungstypus. Doch egal, zu welcher Kategorie man sich zählt, die Mehrzahl der Deutschen ließ 2018 für die Einrichtung des Schlafraums gerade mal 15 Prozent der Wohnungs-Gesamtausgaben springen, fand die IfH Köln im November 2019 heraus. Von den durchschnittlich 1427 Euro pro Wohnung wurden mit 33 Prozent das meiste für Küchen ausgegeben, gefolgt vom Wohnzimmer mit 21,7 Prozent des Budgets. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" wollte im gleichen Jahr von Befragten wissen: "Ihnen stehen 10.000 Euro zur Verfügung. Welchen Teil Ihrer Wohnung würden Sie zuerst modernisieren?" und erhielt von lediglich sechs Prozent der Befragten das Schlafzimmer als Antwort.

Ruhe ist das oberste Gebot

Höchste Zeit, eine Lanze für diesen unterschätzten Raum zu brechen, der viel mehr Möglichkeiten bietet, als nur Bett, Nachttisch und Schrank zu beherbergen. Apropos Schrank: Architekten und Bauherren sind sich hier seit geraumer Zeit einig: Bevorzugt wird heute der begehbare Kleiderschrank. Doch auch in Mietwohnungen besteht oft die Möglichkeit, mit geschicktem Um- oder Schrägstellen des Bettes an dessen Kopfende einen Raum im Raum zu erschaffen, in dem alles von der Kleidung und Wäsche über die Taschen und Schuhe bis hin zum Reisegepäck verstaut werden kann. Schon solche kleinen Änderungen verleihen große optische Ruhe. Womit man bei der wesentlichen Funktion dieses Zimmers angelangt wäre: Ruhe finden - auch jenseits des Schlafes. Darum raten Einrichtungsexperten unbedingt dazu, Platz für aktive Entspannungstechniken wie Yoga, Autogenes Training oder Meditation zu schaffen, von Sportausrüstung wie Fitnessgeräten aber besser abzusehen.

Die Interior-Designerin Devon Wegman bemerkt dazu: "Ich denke, in diesem so technologielastigen Zeitalter bemühen sich die Menschen wirklich darum, ihre Schlafzimmer zu einer friedlichen Oase zu machen. Wir stellen fest, dass immer mehr Kunden Fernseher aus den Schlafzimmern entfernen, in hochwertige Bett- und Fensterdekorationen und in stimmungsvolles, sanftes Licht investieren."

Aus der Wanne direkt ins Bett.

Aus der Wanne direkt ins Bett.

(Foto: imago/All Canada Photos)

Äußerst entspannend ist für die meisten Menschen auch ein heißes Schaumbad - warum also nicht die Badewanne aus der Nasszelle herauslösen und in die intime Atmosphäre des Schlafzimmers integrieren? Die Wohn-Plattform Houzz beschreibt anschaulich die Vor- und Nachteile einer freistehenden Wanne neben dem Bett und zeigt im Zuge dessen auch gleich, welche Aspekte bei einem En-Suite-Bad - also einem Badezimmer, das direkt ans Schlafzimmer anschließt - zu beachten sind. Diese Anordnung kennt man gut von Hotelaufenthalten und auch Devon Wegman stellt fest: "In letzter Zeit fordern viele unserer Kunden, dass ihr Schlafzimmer ein raffiniertes hotelähnliches Gefühl hervorruft und ihnen eine Fluchtmöglichkeit bietet, in der sie vom Tag abschalten und aufladen können."

Wem so ein privater Wellnessbereich eine Spur zu dekadent ist, der sollte stattdessen vielleicht über eine gemütliche Leseecke nachdenken. Vorteil hier: Die Leseratte kann ungestört von den restlichen Familienmitgliedern ihre Bücher genießen und die Gefahr, einzunicken, ist zumindest in sitzender Haltung geringer als beim Schmökern im Bett. Wem dann schließlich doch die Augen zufallen, der muss sich wenigstens nicht mehr mühsam vom Sofa hochrappeln, sondern ist mit einem Rutsch in den Federn. Der eigenen Kreativität sind hier keine Grenzen gesetzt, auf Freshideen gibts jede Menge Inspirationen - darunter Ohrensessel und Recamieren, DIY-Möbel und viele Anregungen zum Einbau kuscheliger Fensternischen. Wegman tendiert für das Jahr 2020 dazu, "die Designs sehr weich und heiter zu halten" und konzentriert sich mehr auf Texturen und natürliche Materialien als auf Muster oder Farben.

Mit dem Daybed startet übrigens gerade ein Trend in die entgegengesetzte Richtung. Das meist sehr stylische Möbel, oft ein Designerstück, lädt im Wohnraum zu einem gepflegten Schläfchen am Tag ein.

Quelle: ntv.de

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