Unterhaltung

Münchner Polyamorie-"Tatort" Alle meine Frauen

Thomas Jacobi (Martin Feifel, Mitte): Gruppenfoto mit allen (???) seinen Frauen und den Ermittlern.

Thomas Jacobi (Martin Feifel, Mitte): Gruppenfoto mit allen (???) seinen Frauen und den Ermittlern.

(Foto: BR/Claussen+Putz Filmproduktion)

Ein bayrischer Casanova hält sich gleich mehrere Geliebte und Kommissar Batic braucht nur drei Wochen, um vom Aggregatzustand "lebensmüde" in "schwer verliebt" zu wechseln. Dieser Krimi ist ein Fall für die Tonne.

Martin Feifel beim Kochen für zwei, Martin Feifel mit offenem Hemd beim Zeichnen, Martin Feifel beim Gitarrespielen, und vor allem immer wieder: Martin Feifel, wie er sich mit tiefem Blick und entblößtem Oberkörper über die Kamera, sprich den Betrachter, beugt. Gleich der 45-sekündige Vorspann macht klar, dass der 50+-Schauspieler mit der Rollenfixierung auf den gutaussehenden Liebhaber auch im neuen Münchner "Tatort" wieder genau das spielen darf: einen gutaussehenden Liebhaber, der diesmal Thomas Jacobi heißt. Neu ist indes die Anzahl seiner parallelen Liebschaften, die, sagen wir mal, leicht über dem Durchschnitt liegt.

Moralisch mag Jacobis Madame-Multitasking nicht ganz einwandfrei sein - schließlich wissen die Damen nichts voneinander - ein Fall für die Polizei wird die Polyamorie des erfolgreichen Architekten aber erst, als eine der Frauen ermordet wird. Weil eine Nachbarin kurz zuvor einen Streit zwischen Jacobi und der Ermordeten mitbekommen haben will, landet der Architekt ganz oben auf der Liste der Verdächtigen - doch die Kommissare Batic (Miroslav Nemec) und Leitmayr (Udo Wachtveitl) müssen schnell feststellen, dass im polyamourösen München nichts ist, wie es scheint.

Hanebüchene Auflösung im Polyamorie-Dschungel

Nur drei Wochen nach Batics und Leitmayrs fieberhaftem Trip durch die Alptraumtäler in "Der Tod ist unser ganzes Leben" ist dieser leichtgewichtige Krimi, man kann es gar nicht anders sagen, eine Enttäuschung auf ganzer Linie: Feifel ist als Münchener Casanova für Arme nur bedingt ernstzunehmen, ständig taucht von irgendwoher eine neue Geliebte auf, und die Ermittler verlieren sich in Plattitüden über die Liebe. Beispiel gefällig? "Normalerweise gibt's für jeden von uns da draußen jemanden, nur manchmal klappt's mit der Verteilung nicht." Na dann.

Vielleicht würde "Die Liebe, ein seltsames Spiel" an einem anderen Sendetermin mit einem anderen Team nicht ganz so unangenehm auffallen - aber dass die einzige Sorge des vor drei Wochen noch lebensmüden Batic darin besteht, wie er die Sache mit seiner verheirateten Geliebten handelt, kriegt man als Zuschauer eben nur schwer auf die Kette. Die verdorbene Kirsche auf der viel zu süßen "Tatort"-Torte ist schließlich die hanebüchene Auflösung nach 90 Minuten, die mit dem Polyamorie-Dschungel, soviel sei verraten, absolut gar nichts zu tun hat.

Empfehlen möchten wir diesen missratenen Fall trotzdem - und zwar all jenen Krimidrehbuchschreibern da draußen, die denken, ihr Material wäre nicht gut genug für das Fernsehen. Seht euch "Die Liebe, ein seltsames Spiel" an und schickt eure Manuskripte ab: Viel schlechter kann es schließlich nicht mehr werden.

Quelle: ntv.de

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