Unterhaltung

"Tatort" aus Wien Bibi & Moritz: Mädchen gegen Jungs

Ausbilder und Polizeianwärterin - das sieht nicht gut aus.

Ausbilder und Polizeianwärterin - das sieht nicht gut aus.

(Foto: dpa)

Depperte Einbrecher, unheimliche Polizisten, Rangeleien, Rüpel und Rituale, dazu "Szenen einer Ehe" im Dutzend. "Wehrlos" mit Fellner und Eisner ist ein Wolpertinger von einem Fall: Vorn Klamauk, in der Mitte Drama, hinten Enthüllungskrimi.

Wann sich am kommenden Sonntagabend in deutschen Wohnzimmern gestritten wird, danach kann man jetzt schon einmal die Uhren stellen. Bummelich um 20.30 Uhr wird zwischen Flensburg und Alt-Ötting der Haussegen aber sowas von schief hängen, rappelt es derart im Beziehungskarton, zumindest dort, wo man sich zum vermeintlich unterhaltsamen Ausklang des Wochenendes für den "Tatort" im Ersten entschieden hat. Der neueste Fall aus Wien, "Wehrlos" betitelt, ist keine halbe Stunde alt, da lodern die Beziehungs-Explosionen an allen Orten, wie gemacht für ein heimisches "Du bist genauso, jetzt siehst du mal, wie das ist!"

Ob Bibi Fellner (Adele Neuhauser) und Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) oder die Nachbarn eines toten Ehepaares, Herr und Frau Haag, er "Purzl", sie pampig, ob Kriminalassi Fredo Schimpf (Thomas Stipsits) und seine grantelnde Gattin am anderen Ende der Telefonleitung, oder eben Peter Kralicek und seine Ehefrau, wobei die das Gröbste schon hinter sich haben. Sie liegt tot im Schlafzimmer, er ebenso hinüber im Wohnzimmer.

Bibi und Moritz - ein Paar, das durch dick und dünn geht.

Bibi und Moritz - ein Paar, das durch dick und dünn geht.

(Foto: dpa)

Überall Zoff, lautstarke Rededuelle, keiner lässt den anderen ausreden, und wenn doch, dann nur, um mit der nächsten ironischen Retourkutsche zurückzuschlagen, keine Harmonie, überall No Future, nirgends a bisserl Liebe, außer vielleicht beim "depperten Bonny" und der "süßen Clyde", er der Tagedieb und Einbruchs-Amateur Florian (Sebastian Wendelin), sie die ebenfalls sympathisch unterbelichtete Hobby-Erpresserin Daniela (Simone Fuith). Ein Feuerwerk der kapriziösen Konnotationen, bei dem nie so ganz klar ist: Ist das Komödie oder kann das weg?

Mit Inkasso-Heinzi in der Zwischenwelt

Und einen Fall gibt es ja auch noch: Mit Peter Kralicek hat es ausgerechnet den Leiter der Wiener Polizeischule erwischt. Dabei sieht alles nach Beziehungsdrama aus. Seine Frau liegt ein Stockwerk höher, erschlagen, er selbst mit einem Loch in der Brust an der Terrassentür. Die gefundenen Projektile lassen nur einen Schluss zu: Der oder die Täter müssen aus Polizeikreisen stammen. Eine Spur führt zur Polizeischule, wo Ausbilder und Menschenhasser Thomas Nowak (Simon Hatzl) ein unheilvolles Regiment der Angst führt. Bibi Fellner lässt sich als Strohfrau, als neue Majorin, einschleusen, um vor Ort der Sache auf die Spur zu kommen, muss jedoch schnell feststellen, dass der notorische Nowak ein Typ zum Zähneausbeißen ist. Und dann gibt es da ja auch noch die erwähnten Bonny und Clyde aus der Zwischenwelt und Inkasso-Heinzi (Simon Schwarz), bei dem auch nie so ganz klar ist, auf wessen Seite er steht.

Der neueste Fall aus Wien, es ist eine harte Nuss, und das nicht nur, weil die losen Enden hier so vogelwild im Winde flattern, sondern auch und vor allem deshalb, weil er so viele Aggregatszustände durchläuft, und es dem Zuschauer damit arg schwer macht, die Stelle zu finden, an der es mit dem Ernstnehmen losgehen soll. Am Anfang ist alles Volte und Retour, später kippt es Richtung Krimi, am Ende ... aber des schauns am besten sölbst an.

Und bittschön: Streitens net so sehr. Es ist doch bloß a Fuilm.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen