Lolita Spears mit "Glory" zurück Britney, kannst du jetzt singen?
26.08.2016, 14:10 Uhr
Britney Spears liegt im "Forbes"-Ranking der bestverdienenden Sängerinnen auf Rang 5 - noch vor Rihanna.
Britney Spears will mit ihrer Platte "Glory" eine neue Ära einläuten. Drei Jahre nach ihrem letzten Hit überrascht sie auf Album Nummer neun mit für sie untypischen Beats - und orientiert sich auch stimmlich um. Gibt es die alte Britney etwa nicht mehr?
In einem Zeitalter, in dem man meinen könnte, es drehe sich alles nur noch um Yoga und Tinder, trifft Britney Spears mit ihrem neuen Album "Glory", einem Mix aus verträumtem Mantra-Pop und Booty-Call-Songs wie "Do You Wanna Come Over", einen Nerv. Britney selbst, und das ist nun freilich nicht überraschend, schwärmt seit Wochen von ihrem neuen Album. Mit gerade einmal 34 Jahren ist schon ihr neuntes - und kommt tatsächlich mit wohltuender "Herrlichkeit" daher.
Es wirkt irgendwie ein wenig wie aus der Zeit gefallen, sollten damit prägende Stars wie Rihanna, Katy Perry und Beyoncé, die seit Jahren unangefochten die Hitlisten der Radios anführen, wieder von Britneys lasziv-säuselnder Lolita-Stimme abgelöst werden. Große Hits wie "Toxic" oder "I'm A Slave For You" sind schon ein paar Tage alt und die Britney-Ära gefühlt seit zehn Jahren vorbei.
"Ruhm" war nicht immer ihr Freund

Britney Spears und Justin Timberlake im Jahr 2001 als Paar. Sie hatte es in der Liebe nicht immer leicht.
(Foto: imago stock&people)
Spears ist gerade 17, als 1999 ihre Single "Baby One More Time" erscheint und sie über Nacht zum Weltstar macht. Sie wird zur erfolgreichsten Künstlerin der 2000er-Jahre, verkauft insgesamt 100 Millionen Alben. 2004 dann die erste Negativ-Schlagzeile. Im Vollrausch heiratet sie in Las Vegas ihren Jugendfreund Jason. Die Ehe wird 55 Stunden später annulliert. Nur neun Monate später sagt sie erneut "Ja", diesmal zu dem Tänzer Kevin Federline. Die Ehe bringt die beiden Söhne Sean und Jayden hervor und zerbricht im Jahr 2007.
Dann folgt der Absturz: Alkoholprobleme, kahl rasierter Kopf, Sorgerechtsstreit um ihre Söhne. Kurz darauf wird die 26-Jährige in die Psychiatrie eingewiesen. Der Absturz des Teenie-Stars geschieht mitten im Rampenlicht. Doch Britney kämpft, macht eine Therapie und fängt sich wieder. Sie geht zurück ins Studio, beschreibt in dem Song "Piece Of Me" die Probleme früher Prominenz und bringt 2007 und 2008 noch zwei weitere Alben heraus. Sie darf ihre Kinder wieder sehen, musikalisch wird es um sie ruhiger.
Sie lässt nichts unversucht
2013 ist sie zurück – mit einer dauerhaft ausverkauften Show in Las Vegas namens "Britney: Piece Of Me", gleichnamig zum Song. Jetzt kommt ihr neues Album "Glory" auf den Markt, an dem sie zwei Jahre lang gearbeitet hat. Mit einfühlsamem Pop und einem Mix aus Hip-Hop und Electro-Beats zeigt die 32-Jährige eine neue musikalische Seite von sich. Und die kann sich tatsächlich hören lassen: Der sphärische Album-Opener "Invitation" zeigt eine völlig neue Richtung an und macht neugierig. Auch die bereits veröffentlichen Singles "Make Me" feat. G-Eazy und "Private Show" kamen zumindest bei ihren Fans gut an.
Überraschend, aber angenehm ist, dass sie nicht auf Teufel komm raus die neuesten Party-Hits produziert. Natürlich darf auch ein obligatorischer Club-Song nicht fehlen – wir sprechen hier schließlich von feinstem Ami-Pop. Britney liefert hierfür den Club-Knaller "Clumsy", der um einiges besser zu ertragen ist als das Ibiza-Party-People-Gegröle von Jennifer Lopez feat. Pitbull in "On The Floor" und vielleicht auch endlich mal Taylor Swifts "Shake It Off" Tanz-Ohrwurm ablöst. Mitten im Song packt die "Princess of Pop" sogar das nur allzu gut bekannte "Oops" wieder aus – ach, Britney!
Auf ihrem neuen Album variiert Spears sowohl mit Beats als auch mit ihrer Stimme. Das heißt jetzt nicht, dass sie eine Ballade á la "Hello" von Adele raushaut. Britney bleibt sich treu, rückt aber endlich von ihrem eintönigen, in die Länge gezogenen, laszivem Sprechgesang ab und beweist mit "Just Like Me" und "What You Need", dass sie noch mehr mit ihrer Stimme macht. Britney, kannst du etwa singen? Fast zumindest.
Immer noch ganz die Alte
Geblieben sind ihre halbnackten Outfits mit Glitzer-Bodys aus Spitze und natürlich die blonden Extensions. Im bereits veröffentlichen Musikvideo zu "Make me" tanzt Britney in Dessous, als wären wir wieder im Jahr 2003. Mehr gibt es aber auch nicht zu sehen, da das Video sonst doch eher abgestumpft und öde wirkt. Auch wird man von Britneys neuem Album wahrscheinlich keinen Song bei der nächsten Karaoke Party vor seinen Kollegen performen können, ohne sich als kitschigen Pop-Liebhaber zu outen. Aber das macht ja auch nichts.
Wer die Extra Portion Britney will, für den gibt's die Deluxe Edition von "Glory". Die fünf zusätzlichen Songs auf dem Album hauen nochmal die vertrauten alten Britney-Leier-Refrains raus. Für alle anderen reichen aber die ersten 12 Lieder. Bleibt abzuwarten, ob das schlechte Image, das seit 2007 an Britney klebt wie Kaugummi, ihr bei dem neuen Album Stolpersteine in den Weg legt. Die soften Pop-Beats mit tiefen Bass-Klängen von "Just Luv Me" jedenfalls verdienen keine harsche Kritik.
Quelle: ntv.de