Unterhaltung

Böse Mädchen kommen überall hin? DSDS oder Deutschland sollte demütiger sein

Was alles schiefgehen kann in der Erziehung, sieht man an diesen beiden lehrbuchhaft.

Was alles schiefgehen kann in der Erziehung, sieht man an diesen beiden lehrbuchhaft.

Es ist wieder so weit: Junge Menschen (und auch schon ältere) lassen sich öffentlich rund machen. Ob sie nun was können oder nicht, sei dahingestellt. Fest steht, dass es manchmal wehtut, dabei zuzugucken. Aber es macht auch Spaß.

Okay, die Jury ist überwiegend neu, zumindest in ihrer Funktion, und die kann man getrost als recht handzahm bezeichnen: Heino ist der blonde Engel, DJ Antoine das Babyface, Mandy gibt die Jennifer Lopez mit schmalerem Gesäß und Dieter Bohlen ist halt Diedder. Die Stirn sitzt an der richtigen Stelle, die Camp-David-Hemden auch und die Sprüche kommen langsam, aber sie kommen.

Hat das Zeug zum Sieger: Severino Seeger.

Hat das Zeug zum Sieger: Severino Seeger.

Es geht los mit einem gewissen Severino, der entgegen jeder Erwartung richtig gut singen kann. Der Soon-To-Be-Daddy ist gleich ein Knaller. Sollte das Kind, das seine Frau bei der Aufzeichnung dort noch kameratauglich unter dem Herzen getragen hat, ausgerechnet dann auf die Welt wollen, wenn Mann/Vater bei den Recalls in Thailand weilt, dann zahlt Dieter ihm persönlich das Ticket nach Hause. Denn Dieter weiß, wie Frauen ticken, wenn sie Kinder kriegen, ist er höchstpersönlich doch vielfacher Vater und hat er selbst das, nach eigener Aussage, früher nicht so ganz ernst genommen: "Das ist der aller-aller-aller-allerwichtigste Tag im Leben einer Frau, und wenn du da nicht da bist, dann hast du verkackt, für immer", prophezeit der Titan also dem jungen Mann.

Der ist aber einfach erstmal nur happy. Und dann geht es Schlag auf Schlag, quasi mitten ins Gesicht. Ein sehr selbstbewusster Hongkong-Chinese, der sich überwiegend von Glückskeksen zu ernähren scheint, findet sich total cool. Er ist zum Glück der einzige. RAUS. Rat von Dieter: "Mach' Unterwäschemodel im Radio." Es kommt Sympathieträger Rainer mit der Klampfe unterm Arm, erstaunlicherweise ist er weiter, aber wohl auch nur, weil er so herzergreifend heult und an Piedro Lombardi erinnert.

"Isch hab' Schule, du!"

Hat das Zeug zum Piedro: Der Rainer.

Hat das Zeug zum Piedro: Der Rainer.

Dann kommt, worüber schon alle berichtet haben, worüber aber noch zu reden sein wird: zwei Blondinen aus  Nordhausen. Nix gegen Blondinen, nix gegen Nordhausen, aber die beiden Superlocken kommen schon komplett aggressiv in die Sendung. Sie sind aufgebürstet, man versucht noch seitens der Jury, sie wieder freundlich auf den Teppich zu holen, aber es ist zwecklos. Xhenet (sprich: Dschännet) und Tereza scheitern schon beim Vortanzen, zur Gesangseinlage kommt es dann - zum Glück - gar nicht mehr. Dieter hat jedenfalls die Faxen dicke und schmeißt die 17- und die 20-Jährige (oder 18-Jährige, sie schien es selbst nicht so genau zu wissen) RAUS..

Draußen pöbeln die beiden dann ein wenig weiter: "Das ist doch nur Verarsche hier". Aah, Blitzmerker, könnte man da konstatieren, aber vielleicht haben sie ja in den letzten 10 Jahren gar nicht ferngesehen und sich gegenseitig nur die Haare in Papilotten gewickelt. Mandy lässt es jedenfalls keine Ruhe, sie geht den beiden "Bitches" nach, um nochmal mit ihnen zu reden. Daraufhin wird sie übel beschimpft, als "Fo***", als eine, die auch von ganz unten kommt und sich nur hochgeschlafen hat. Heino hatte sich bereits abgewendet von dem Elend, als die schlecht bis gar nicht erzogenen Mädchen noch im Studio standen. Seine Hannelore hätte denen eine mit dem Krückstock verpassen sollen, die guckt nämlich immer mal wieder vorbei bei DSDS, während ihr Heino da Schicht schiebt.

In Zeiten von Fremdenhass, Terror-Anschlägen, AfD und Pegida sollte man nun also meinen, dass es Wichtigeres gibt als DSDS. Aber was man da teilweise sieht, ist wohl der Beginn einer Art Verrohung unserer Jugend. Mädchen, die von ihren Eltern nicht erzogen wurden, die sich gar noch darüber freuen, dass ihre peinlichen Ausfälle im Fernsehen gezeigt werden. Mädchen, die sich anderen gegenüber so asozial verhalten wie einer sichtlich geschockten Mandy Capristo, die eigentlich nur vermitteln wollten, gehören in ein Erziehungsheim, nicht ins Fernsehen. Das ist leider nicht witzig, das ist zum Davonrennen, zum Schämen, zum Angsthaben. Eine der Pudeldamen behauptete sogar, sie werde studieren. Hilfe, wo werden die denn zugelassen?

Es folgen noch Stefanie, die sich auch rattenscharf findet, die beim Publikum von 16-49 jedoch nur Schlimmes auslöst, obwohl sie eine selbstgemachte Torte für Konditor Heino mitbringt (und auch die ist so grottenhässlich, dass wir uns fragen müssen, was lernen die jungen Leute heute so in der Berufsfachschule für Bäcker und Konditoren, denn da ist die Hobby-Sängerin Steffie im dritten Lehrjahr): Mitleid, Ekel, das immer und immer wieder zitierte Fremdschämen, eine gewisse Art von Hilflosigkeit, Angst vor der Zukunft. Nein, das ist nicht amüsant. RAUS.

Feeling good geht aber auch!

Ein Dancefloor-Derwisch dann, Mustafa, reißt uns aus unseren miesen Gedanken zum Glück wieder heraus, denn dass hier ein Entertainer auf der Bühne steht, ist mehr als sichtbar. Nach einigen Pfeifen also wieder einer, der weiter kommt, und zwar zu Recht.

Hat das Zeug zum Wahnsinn: Verena Maria.

Hat das Zeug zum Wahnsinn: Verena Maria.

Aber dann - das Grauen nimmt kein Ende - kommt Lehrerin Verena Maria auf die Bühne. Ihr Fach: Musik. Da rechnet man echt nicht mit dem Schlimmsten, aber um Ihnen weitere Details zu ersparen: Gehen Sie zum Elternsprechtag in der Schule Ihrer Kinder! Gucken Sie sich alle Lehrer Ihrer Kinder genau an! Nicht alle können so toll sein wie unser Lehrer Doktor Specht, aber es sollten auch keine Gestörten auf die jungen Menschen losgelassen werden wie Verena Maria. Nicht nur DJ Antoine fürchtet um den Bildungsauftrag! Wenn Lehrerinnen wie diese aus dem "Spukschloss im Spessart" gang und gäbe wären, dann wäre die Angst vor einer Islamisierung das geringere Problem.

Gut, zu betrachten ist DSDS weiterhin nur unter dem Motto: "Alles nicht so ernst nehmen, bitte", sonst geht's nicht. Menschen wie Joana/Sebastian, ein Junge mit schiefer Perücke und noch nicht identifizierter sexueller Vorliebe für Männer oder Frauen, brauchen unseren Schutz, nicht unsere Lacher. Und ob von Dieter importierte Meerjungfrauen aus Spanien das ganze besser machen, sei dahingestellt. Das sehen wir erst in der nächsten Folge, wenn wir wollen. Denn dann war "Cambio" (Wechsel) und die Meerjungfrau hat ihre Flosse hoffentlich gegen normale Klamotten eingetaucht. Sonst verstehen wir das nicht vom Dieter, warum die Sänger, die eventuell sogar singen können, sich auch komplett zum Löffel machen müssen im deutschen Fernsehen.

Fazit daher: Nur für Hartgesottene. Für sensible Menschen, denen klar ist, dass die Kandidaten im besten Fall wieder in ihr Leben zurück müssen, ist das nichts. So wie bei Lehrein Verena Maria (wir wären in ihrer ersten Stunde gerne Mäuschen). Im traurigsten Fall haben die Kandidaten bei DSDS nämlich gar kein Leben, in das sie zurück könnten.

Quelle: ntv.de

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