"Sing meinen Song" - Runde fünf Der große Knall
29.05.2018, 22:14 Uhr
Diesmal drehte sich bei "Sing meinen Song" alles um sie: Mary Roos.
(Foto: MG RTL D / Markus Hertrich)
Der ultimative Schlagerabend rund um das Erbe von Mary Roos soll der Höhepunkt der diesjährigen "Tauschkonzert"-Staffel sein. Zunächst läuft auch alles nach Plan. Dann aber werden Erinnerungen an Gottlieb Wendehals geweckt.
Mary Ross ist die "Mutti" der diesjährigen "Tauschkonzert"-Staffel. Doppelt so alt wie die Damen und Herren Clio, Forster und Co und mit einem Erfahrungsschatz im Gepäck, der schwerer wiegt als der von allen Kandidaten zusammen, geht die Schlager-Queen in ihrer fürsorglichen und inspirierenden Rolle sichtlich auf.
Geschichten aus der Schlagergruft
Bereits am Mittagstisch hält Mary die Hände schützend und versorgend über ihr Rudel. Saftiger Spargel, perfekt durchgebratene Fleischhäppchen und spannende Geschichten aus der Schlagergruft: Alle hauen kräftig rein und spitzen die Lauscher. Zwischen Kühlschranktür und Drei-Sterne-Tafel geht's aber erst einmal nur um grobe Autobiografie-Anrisse. Die richtig dicken Dinger packt Mary Roos erst am Abend auf der berüchtigten Erzähl-mal-wie-es-bei-dir-so-war-Couch aus.
Während sich Judith auf ihre einsteigende Motown-meets-Girlpunk-Version von "Geh nicht den Weg" vorbereitet, klappert Gastgeber Mark noch einmal alle Oha!-Eckdaten des "tollsten Abends der Staffel" ab. Alles grinst. Alles lacht. Es wird angestoßen und in die Hände geklatscht.
Die große Mary-Roos-Story hat aber auch einiges zu bieten. Glücksbärchis, Fix & Foxi, Pinocchio, Muppet Show: Die heute ihr 60-jähriges Bühnenjubiläum feiernde Bardin mit dem breiten Komm-in-meine-Arme-Grinsen war scheinbar in alles involviert, was die Eltern der jüngeren Kandidaten in der Runde einst vom Mathebüffeln abhielt.
Die Mary-Roos-Erfolgsstory
Die Musik rückt mehr und mehr in den Hintergrund. Judiths Weezer-Hommage, Leslies Schlagersoul ("Arizona Man") und Marks schnulziger Kreuzfahrt-Pop ("Nur die Liebe lässt uns leben") haben gegen wahlweise spannend oder aufwühlend präsentierte Geschichten über Donna Summer, Irrfahrten durch Paris und über den Rhein schippernde Fanclub-Dampfer ("Nach mir wurde sogar ein Schiff benannt!") nicht den Hauch einer Chance.
Selbst der extra für diesen Abend abgelegte Johannes-lernt-mal-schnell-Französisch-Kurs ("Amour Toujours"), und Marians pompös inszenierter Kniefall vor den Toren des Reithallenrock-Olymps ("Schau dich nicht um") können mit der mittlerweile bis ins ferne Asien ("Ich war sogar in Japan erfolgreich!") abdriftenden Mary-Roos-Erfolgsstory nicht mithalten.
Erst als sich Rea Garvey eine Fliege um den Hals bindet und voller Stolz verkündet, dass er unheimlich viel Spaß dabei hatte, Marys größten Hit "Aufrecht geh'n" in ein Bond-Rock-Korsett zu zwängen, drängt die Musik wieder zurück in den Fokus. Dabei geht es aber erst einmal weniger um den Sound, sondern vielmehr um die düstere Geschichte, die Mary Roos mit ihrem Vorzeige-Song verbindet.
Marys Mundwinkel orientieren sich gen Boden
Im schönen Südafrika ziehen dunkle Wolken auf. Auf einmal kehrt Stille ein. Marys Mundwinkel orientieren sich gen Boden. Der sie seit Jahrzehnten immer wieder aufsuchende Dämon namens Einsamkeit kommt zum Vorschein und schießt ungefragt aus allen Rohren.
Der ewige Kampf gegen Amors Feinde hat im Herzen und in der Seele von Mary Roos tiefe Wunden gerissen. Mit dem ESC-Auftritt aus dem Jahr 1984 und Reas verdutztem Gesichtsausdruck vor Augen kommen bei Mary längst begrabene Düster-Erinnerungen wieder hoch. Es geht um Erpressung, Betrug und ein von ihrem damaligen Mann Werner Böhm alias Gottlieb Wendehals in einem fremden Bett gezeugten Kind. Tränen fließen.
Rea versucht alles, um den Abend zu retten. Er rockt, poppt und explodiert förmlich auf der Bühne. Nach dem letzten scheppernden Beckenschlag hat es der brummige Ire tatsächlich geschafft. Mary lächelt wieder. Und mit ihr auch alle anderen Anwesenden, die an diese nicht enden wollende Achterbahnfahrt der Gefühle wohl noch lange zurückdenken werden.
Quelle: ntv.de