Unterhaltung

Auftakt zum Eurovision Song Contest Finnland scheitert im ESC-Halbfinale

Spitzentrio aus Österreich: Arabella Kiesbauer, Mirjam Weichselbraun und Alice Tumler (v.l.) führen in Wien durch den Abend des ESC-Halbfinales.

Spitzentrio aus Österreich: Arabella Kiesbauer, Mirjam Weichselbraun und Alice Tumler (v.l.) führen in Wien durch den Abend des ESC-Halbfinales.

(Foto: picture alliance / dpa)

Schillernd, schräg, bombastisch: Im Jubiläumsjahr versucht sich der Eurovision Song Contest selbst zu überbieten. Mit zarten Tönen einer glamourösen Dame mit Bart beginnt in Wien das Vorspiel zu einem wahrhaft weltumspannenden Spektakel.

Die große Show beginnt: Conchita Wurst hat am Abend in der österreichischen Hauptstadt den 60. Eurovision Song Contest (ESC) eröffnet. Mit einem Show-Auftritt der Vorjahressiegerin startete der Musik-Wettbewerb in der Wiener Stadthalle in das erste ESC-Halbfinale. In dieser Phase des Sängerwettstreits kämpfen Künstler und Interpreten aus 16 Ländern um zehn Startplätze für das Finale am kommenden Samstag.

Gelebte Inklusion: Die Punkband Pertti Kurikan Nimipaivat (PKN) trat für Finnland an.

Gelebte Inklusion: Die Punkband Pertti Kurikan Nimipaivat (PKN) trat für Finnland an.

(Foto: picture alliance / dpa)

Zwei Tage später, am Donnerstag, findet ein zweites Halbfinale statt. Danach steht fest, welche der 27 teilnehmenden Länder das Finale am kommenden Samstag bestreiten werden. Gesetzt sind die fünf großen Geldgeber des Wettbewerbs Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich und England sowie das Gastgeberland Österreich. Auch Australien wird in der Endrunde vertreten sein. Das Land erhielt wegen seiner jahrelangen Leidenschaft für den ESC im Jubiläumsjahr des Wettbewerbs eine sogenannte Wildcard - obwohl es rund 14.000 Kilometer von Europa entfernt auf der anderen Seite der Erdkugel liegt.

Finnlands Punk-Rocker sind raus

Das erste Halbfinale brachte Fans gleich eine unerwartete Wendung: Die bisher hoch eingeschätzte finnische Punkband Pertti Kurikan Nimipäivät (PKN) mit ihren vier behinderten Mitgliedern konnte sich nicht fürs Finale qualifizieren.

Friedlicher Wettbewerb der Pop-Kulturen: Polina Gagarina tritt für Russland an.

Friedlicher Wettbewerb der Pop-Kulturen: Polina Gagarina tritt für Russland an.

(Foto: picture alliance / dpa)

Nach dem Votum der Jury und der Zuschauer vom Dienstagabend nehmen am ESC-Finale unter anderem Albanien, Armenien, Russland, Rumänien, Ungarn, Griechenland, Estland, Georgien, Serbien und Belgien teil. Neben PKN aus Finnland scheiterten unter anderem auch Dänemark mit der Gruppe "Anti Social Media" und dem Song "The way your are".

Mit Spannung war erwartet worden, wie die russische Sängerin Polina Gagarina ("A Million Voices") vom Publikum empfangen wird. Die vom Veranstalter befürchteten Pfiffe als Reaktion auf die Rolle Russlands in der Ostukraine blieben aber aus. Für Deutschland singt Ann Sophie den Titel "Black Smoke".

"Zéro points" für Deutschland?

Zwei Staaten, die sich geografisch sehr viel näher liegen als Australien und Europa, zeigen sich beim ESC traditionell die kalte Schulter: Die Nachbarn Deutschland und Österreich gelten bei der gegenseitigen Punktvergabe notorisch zurückhaltend. Bei 47 gemeinsamen Teilnahmen habe Deutschland den Liedern aus der Alpenrepublik 30 Mal null Punkte gegeben, hob Österreichs Kulturminister Josef Ostermayer von der SPÖ hervor. Umgekehrt habe sich auch Österreich nicht gerade generös gezeigt: 21 Mal gab es die berüchtigten "zéro points" für die Bundesrepublik.

"Wir haben noch Luft nach oben", meinte Ostermayer mit Blick auf das ESC-Finale am kommenden Samstag. Zu den bemerkenswerten nachbarschaftlichen Abstimmungen zählte auch, dass der in Deutschland von seinen Fans verehrte Piano-Star Udo Jürgens bei seinen drei ESC-Teilnahmen keinen einzigen Punkt aus Deutschland bekam. Sängerin Nicole ("Ein bisschen Frieden") erhielt bei ihrem Sieg 1982 aus Österreich immerhin einen Punkt.

Guy Sebastian singt für Australien

Als der ESC-Start Australiens im Vorfeld des diesjährigen Eurovision Song Contests bekannt wurde, dachten viele an einen schlechten Scherz. Doch inzwischen hat die wohl kurioseste Premiere in der 60-jährigen Geschichte des europäischen Wettbewerbs ein Gesicht und eine Stimme: Der australische Starter Guy Sebastian gehört schon jetzt zu den bekanntesten Teilnehmern des Wiener ESC-Finales.

Zum 60. Geburtstag des Song Contest hat Australien als seit Jahrzehnten ESC-verrücktes Land sowie als assoziiertes Mitglied des europäischen Fernsehverbunds EBU eine Wildcard spendiert bekommen, quasi als Belohnung für die große Leidenschaft. Der 33-jährige Sebastian ist dadurch für die Endrunde ebenso wie die deutsche Starterin Ann Sophie gesetzt. Doch während Ann Sophie bei den Buchmachern bisher krasse Außenseiterin ist, zählt Australien in den Wettbüros zusammen mit Schweden und Italien zu den großen Favoriten.

"Tonight Again" heißt das Lied, das Guy Sebastian selbst geschrieben hat. Er sei mit seiner Band ins Studio gegangen und habe es einfach geschehen lassen. Herausgekommen sei ein Lied über das Gefühl, dass ein besonderer Moment nicht aufhören solle. "Ich bin sicher, so wird es sein, wenn ich in Wien auf der Bühne stehe."

Auftritt vor 200 Millionen Zuschauern

Während ihn international vor der Bekanntgabe des australischen Starters kaum jemand kannte, ist Guy Sebastian in Down Under seit gut zehn Jahren ein bekanntes Gesicht. 2003 gewann er die erste Staffel der Castingshow "Australian Idol" und schaffte es direkt mit seiner Single und seinem Album auf Platz eins der Charts. Während viele Casting-Stars bald verglühen, legte er immer neue Lieder nach und schaffte es über die Jahre auf sechs australische Nummer-eins-Hits und noch mehrere weitere gute Chart-Platzierungen.

Mark Carroll, Musik-Professor an der Universität Adelaide, glaubt, dass Sebastian "ein guter Botschafter" für sein Heimatland sein wird. Sebastian sei ein prima Sänger und in der Musikindustrie anerkannt. Allerdings gelang ihm bislang noch nicht der internationale Durchbruch, dafür soll der weltweit wohl wieder von bis zu 200 Millionen Menschen gesehene ESC nun sorgen. Auch in seinem Heimatland dürften wieder mehrere Millionen Menschen vor dem Fernseher sitzen, auch trotz des wegen des Zeitunterschieds frühen Beginns der Show um fünf Uhr morgens.

Eurovision wirkt in Australien

Dass der europäische Wettbewerb seit 1983 nach Australien übertragen wird und dort so viele Fans findet, erklärt Catherine Strong von der Universität Melbourne mit den multikulturellen Wurzeln vieler Australier. 6,6 Millionen Menschen oder 28 Prozent der Einwohner seien im Ausland geboren. Aus allen 40 Teilnehmerländern des diesjährigen ESC gebe es Menschen in Australien, die bis heute irgendeine Verbindung dorthin haben.

Auch Guy Sebastian ist ein Einwanderer. Er wurde in Malaysia geboren und kam als Kind nach Australien. Seine Familie hat einen gemischten kulturellen Hintergrund, mit Herkunftsbezügen zu Sri Lanka, Portugal und Großbritannien.

Guy Sebastian wird zwar der erste Starter für Australien sein - er ist aber nicht der erste Starter aus Australien. 1974 trat die später zum Weltstar aufgestiegene Olivia Newton-John für Großbritannien an und wurde Vierte.

Der in Melbourne geborene Johnny Logan gewann den Wettbewerb sogar dreimal als Sänger und Komponist für Irland. Auch Deutschland hat eine australische Verbindung zum ESC: 2006 holte die die australische Sängerin Jane Comerford mit der Hamburger Country-Band Texas Lightning für Deutschland Platz 14.

Quelle: ntv.de, mmo/AFP/dpa

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