"Davon können Sie ausgehen" Gil Ofarim hält an Antisemitismus-Vorwurf fest
05.05.2022, 15:03 Uhr
Rückt trotz Anklage gegen ihn von seiner Darstellung nicht ab: Gil Ofarim.
(Foto: picture alliance/dpa)
Wurde Gil Ofarim im Oktober in einem Leipziger Hotel antisemitisch beleidigt? Die Ermittler bezweifeln das und haben inzwischen sogar Anklage wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung gegen den Musiker erhoben. Doch Ofarim bleibt offenbar bei seiner Darstellung.
Seit dem 31. März ist es still geworden um Gil Ofarim. An diesem Tag hatte die Leipziger Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihn erhoben. Der Vorwurf: Verleumdung und falsche Verdächtigung. Schließlich gehen die Ermittler inzwischen davon aus, dass an Ofarims Behauptung, er sei im Oktober in einem Leipziger Hotel von einem Mitarbeiter antisemitisch beleidigt worden, nichts dran ist. Dementsprechend wurde das Verfahren gegen den Angestellten bereits eingestellt. Ofarim dagegen könnten im Falle einer Verurteilung nun sogar bis zu fünf Jahre Haft drohen.
Doch der Musiker bleibt offenbar weiterhin bei seiner Version der Ereignisse. "Davon können Sie ausgehen", sagte sein Anwalt Markus Hennig dem Medienmagazin "Zapp" des Norddeutschen Rundfunks (NDR) auf die Frage, ob Ofarim auf seiner Darstellung beharre. "Herrn Ofarim ging es ursprünglich ohnehin nicht darum, jetzt hier eine einzelne Person verantwortlich zu machen, sondern ihm ging es darum, auf etwas aufmerksam zu machen, was ihm passiert ist und was er für inakzeptabel hält in den heutigen Zeiten", so Hennig weiter.
Bis kommenden Montag, 9. Mai, hat Ofarim noch Zeit, sich zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen beim Leipziger Landgericht zu äußern. Dies erklärte der Vorsitzende Richter, Hans Jagenlauf, der "Bild"-Zeitung. Bislang habe sich der Sänger aber noch nicht bei dem Gericht gemeldet. Die Anklageschrift liege seinen Anwälten unterdessen bereits seit Anfang April vor.
"Die Hosen runterlassen"
Unabhängig davon, ob Ofarim sich zu der Sache einlässt oder nicht, ist der Beginn eines möglichen Prozesses noch nicht abzusehen. "Es kann noch mehrere Wochen dauern, bis das Hauptverfahren eröffnet wird", so Jagenlauf im "Bild"-Gespräch. Es könne auch sein, dass das Verfahren gegen eine Geldauflage eingestellt wird. Da das Hotel nach Ofarims Vorwürfen jedoch mit zahlreichen schlechten Bewertungen und Stornierungen konfrontiert gewesen sei, behalte sich das Unternehmen vor, auch zivilrechtlich gegen den Sänger vorzugehen, schreibt die "Bild"-Zeitung.
Der Direktor des Hotels, Andreas Hachmeister, äußerte sich gegenüber "Zapp" über die Wellen der Empörung nach Ofarims Vorwürfen: "Das war ein Orkan, der über uns hereingebrochen ist." Neben Medienanfragen aus aller Welt seien auch Hassanrufe an der Tagesordnung gewesen. "Für mich persönlich hat sich ein Teil meines Lebens geändert", so Hachmeister.
RTL fragte den Leipziger Anwalt Jan Siebenhüner nach seiner Einschätzung des Falls. "Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass Herr Ofarim bestraft wird", ordnet der Jurist die Sachlage ein. "Wenn eine Verurteilung wahrscheinlich ist, dann könnte man über einen Täter-Opfer-Ausgleich nachdenken und hier die Hosen runterlassen", sagt Siebenhüner. In Fällen, in denen man andere beleidigt oder verunglimpft habe, sei dies "immer sinnvoll". Wie könnte so ein Täter-Opfer-Ausgleich in diesem Fall aussehen? "Die Wahrheit zu sagen", lautet Siebenhüners schlichte Antwort.
Quelle: ntv.de, vpr