Unterhaltung

Wiener "Tatort" Idyllischer morden im Thayatal

Ermitteln staatsübergreifend: Eisner und Fellner.

Ermitteln staatsübergreifend: Eisner und Fellner.

(Foto: ARD Degeto/ORF/Allegro Film/Mile)

Oberstleutnant Eisner grantelt sich durchs Waldviertel, Kollegin Fellner bandelt mit einem Journalisten an und in Prag ist schon wieder Frühling. Achja, gestorben wird natürlich auch - aber das ist in "Grenzfall" eher Nebensache.

Wer hätte gedacht, dass das Thayatal im niederösterreichischen Waldviertel so eine landschaftliche Perle ist: Sattes Grün, so weit das Auge reicht, sanft geschwungene Hügel, im Hintergrund pittoreske Burgruinen - und mittendurch mäandert fröhlich gluckernd die Thaya durchs Tal. Angemessen friedlich verhält sich auch der tschechische Geheimagent, der tot in seinem Kanu vorbeitreibt und schließlich vor den Augen einer Ausgrabungsgesellschaft kentert. Dann wird alles ein bisschen hektischer, aber das geht irgendwie auch in Ordnung - ist ja schließlich kein Heimatfilm, sondern der neueste "Tatort" aus Wien.

Auf zwei Dinge kann man sich bei den Mordfällen rund um die Ermittler Moritz Eisner und Bibi Fellner eigentlich immer verlassen: grandios geschriebene Dialoge und herrliche Drehorte. Beide Qualitäten stellt "Grenzfall" eindrucksvoll unter Beweis - der Waldvierteler Tourismusverband muss ob der grandiosen Werbung für die Region wahre Freudensprünge machen. Und wenn einer um kein Bonmot verlegenen Archäologin auffällt, dass die Kollegen von der Kriminalpolizei alle wie die Hauptfiguren in Kinderbüchern heißen, müssen nicht nur Bibi und Moritz schmunzeln.

Langeweile im Hörsaal

Dass die Story eher nicht zu Begeisterungsstürmen verleitet, lässt sich bei dem wunderbaren Drumherum zwar ganz gut verkraften, aber eben nicht vergessen: Eisner und Fellner ermitteln gleich in zwei Mordfällen, es geht um österreichische Landesverräter, den Eisernen Vorhang und ein seit dem Prager Frühling gut gehütetes Geheimnis. Die Geschichte wirkt, trotz realen Vorbilds, etwas gestelzt und lässt vor allem im Mittelteil den nötigen Drive vermissen. Erst gegen Ende nimmt die Handlung wieder Fahrt auf und krönt sich selbst in einem würdigen Finale.

Auf durchgehend hohem Niveau grantelt sich dagegen Oberstleutnant Eisner durchs Waldviertel, während Kollegin Fellner zarte Bande mit einem Journalisten knüpft. Die anschließende Eifersuchtsszene gehört neben der in einem Wiener Hörsaal zur besten des Films. Apropos Hörsaal: Auf der Suche nach dem Pathologen, der den Tod des tschechischen Agenten untersucht, verschlägt es Eisner geradewegs in eine Vorlesung des Leichenbeschauers. Dessen Studenten sitzen erst so gelangweilt in der Gegend herum, dass einem angst und bange ob der Zukunft der Jugend von heute werden kann, nur um kurz darauf den Tathergang messerscharf zu analysieren.

Solche absurden Szenen und erzählerischen Twists sind es, die den Wiener "Tatort" immer wieder sehenswert machen. Und nächstes Mal dann bitte auch wieder mit einer Geschichte, die fesselt.

Quelle: ntv.de

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