"Neue Wege zur Wirklichkeit" Nobelpreisträger Tranströmer ist tot
27.03.2015, 18:28 Uhr2011 erlebte die Literaturwelt eine Überraschung: Der Nobelpreis ging nicht an einen der hoch gehandelten Autoren, sondern an einen schwedischen Lyriker. Nun stirbt Tomas Tranströmer mit 83 Jahren.
Der schwedische Literaturnobelpreisträger Tomas Tranströmer ist tot. Der Lyriker, der 2011 für seine ausdrucksstarken Gedichte mit dem Nobelpreis ausgezeichnet worden war, starb am Donnerstag im Alter von 83 Jahren, wie der schwedische Bonnier-Verlag und die Nobelstiftung in Stockholm mitteilten. Tranströmer hatte bereits 1990 einen Schlaganfall erlitten, der ihn teilweise lähmte und sein Sprachvermögen stark eingeschränkt hatte.
Tranströmer wurde am 15. April 1931 in Stockholm geboren. Der Vater verließ die Familie früh, der Junge wuchs bei seiner Mutter auf. Seine erste Gedichtsammlung "17 Gedichte" veröffentlichte Tranströmer im Alter von 23 Jahren. Nach dem Abschluss seines Psychologiestudiums 1956 trat er eine Stelle in einem Heim für straffällige Jugendliche an. Über die Jahre arbeitete er mit Behinderten, Strafgefangenen und Drogenabhängigen.
2011 erhielt Tranströmer den Nobelpreis, "weil er in komprimierten, erhellenden Bildern in seinen Gedichten neue Wege zur Wirklichkeit weist", wie die Königlich-Schwedische Akademie damals erklärte. Tranströmers Gedichte, in denen es oft um die Natur ging, seien konkret, schlicht und durch "treffende Metaphern" gekennzeichnet.
"Seine Worte werden niemals sterben"
Die Werke Tranströmers wurden in mehr als 60 Sprachen übersetzt, auf Deutsch sind mehrere Gedichtbände erschienen, darunter "Für Lebende und Tote" (1993), "Die Erinnerungen sehen mich" (1999) und "Das große Rätsel" (2005).
Vor dem Nobelpreis hatte Tranströmer 1981 schon den deutschen Petrarca-Preis und 1991 den Nordic Prize der Schwedischen Akademie erhalten. Seit 1997 lobt die Arbeiterstadt Västeras, in der Tranströmer drei Jahrzehnte seines Lebens verbrachte, ihm zu Ehren den Tranströmer-Literaturpreis aus.
Die Nobelstiftung erklärte auf Twitter, sie sei "traurig" über den Verlust des Dichters. Auch das schwedische Außenministerium vermeldete die "traurige Nachricht". Tranströmer sei tot - "aber seine Worte werden niemals sterben".
Quelle: ntv.de