Kandidaten im Check #1 Sie wollen den ESC gewinnen
08.05.2017, 09:40 Uhr
Sie macht auch ganz tolle Musik: Lindita Halimi aus Albanien.
(Foto: Fadil Berisha / EBU / eurovision.tv)
42 Flitzpiepen, Sahneschnitten und Supertalente singen um die Wette. Kurzum: Es ist wieder Eurovision Song Contest! Wir stellen Ihnen die diesjährigen Anwärter auf die Gesangskrone in Kiew vor. Heute: die ersten neun Kandidaten des ersten Halbfinales.
Es kann nur 26 geben - doch insgesamt wollen 42 Länder beim Großen Finale des Eurovision Song Contests (ESC) am Samstagabend in Kiew dabei sein. Sechs Länder können sich zurücklehnen: Die sogenannten "Big Five" - Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und natürlich Deutschland - sowie Gastgeber Ukraine sind gesetzt. Bei den übrigen 36 Kandidaten wird wie jedes Jahr ausgesiebt. Jeweils 18 Teilnehmer treten im ersten und zweiten Halbfinale am Dienstag und Donnerstag an - je zehn von ihnen lösen das Ticket für den großen Showdown am Samstag.
In den kommenden Tagen stellen wir Ihnen alle diesjährigen Anwärter auf die Gesangskrone in Kiew mitsamt ihren offiziellen Bewerbungsvideos vor. Los geht es mit den ersten neun Startern des ersten Halbfinales, bei dem aus Deutschland übrigens nicht abgestimmt werden kann. Die Fernsehzuschauer hierzulande dürfen dafür beim zweiten Halbfinale mitentscheiden, wer bis zum Finale vorgelassen wird.
Schweden: Robin Bengtsson, "I Can't Go On"
Ja, die Schweden haben den ESC-Dreh einfach raus. Ganze sechs Mal konnten die sangesfreudigen Skandinavier den Wettbewerb schon gewinnen. Und auch in diesem Jahr haben sie ein heißes Eisen im Feuer. Robin Bengtsson kommt ähnlich smart rüber wie der schwedische ESC-Held von 2015, Måns Zelmerlöw ("Heroes"). Und bei den Männermodels, die neben ihm in Pünktchen-Socken die Laufbänder unsicher machen, könnten manche Zuschauer(innen) durchaus ins Schwitzen geraten.
Georgien: Tamara Gachechiladze, "Keep The Faith"
Ist das Diana Ross? Nein, Tamara Gachechiladze. Aber das klingt ja so ähnlich. Während das offizielle Musikvideo der Georgierin eher unspektakulär anmutet, hatte es ihr Auftritt im Finale des nationalen Vorentscheids noch in sich. Da schmetterte sie ihre von Pianoklängen angeschobene Ballade zu anklagenden Bildern von Flucht, Hunger und Umweltverschmutzung. Und auch Georgiens Intimfeind Russland bekam in den Einspielbildern sein Fett weg. Wiederholt sie das bei ihrem Live-Auftritt in Kiew? Wenn da mal nicht der nächste ESC-Konflikt am Horizont aufzieht. Ach nein, Russland überträgt die Veranstaltung in diesem Jahr ja gar nicht.
Australien: Isaiah, "Don't Come Easy"
Auch in diesem Jahr liegt Australien mal wieder in Europa. Und so schaut zum dritten Mal in Folge auch ein Kandidat von down under beim ESC vorbei. Nach dem eher coolen Beitrag von Dami Im ("Sound Of Silence") 2016 soll es in Kiew ein 17-jähriges Jüngelchen richten. Isaiah hat den Charme eines Heintje der Neuzeit im Konfirmationsanzug, auch wenn er sich Frisurentipps eher bei Jürgen Drews abzuholen scheint. Aber hey: Seine dramatische Power-Ballade, zu der sich mit den Fingern schnipsen lässt, hat was.
Albanien: Lindita Halimi, "World"
Albanien beschert uns in diesem Jahr die vielleicht schönste Zahnlücke seit Vanessa Paradis. Obwohl? Auch Bulgarien und Dänemark folgen 2017 dem Zahnlücken-Trend. Doch dazu kommen wir erst noch. Lindita Halimi jedenfalls hat zugleich auch noch etwas von einer albanischen Shakira-Variante, die sie bei ihrer Rockballade mit traditionellen Versatzstücken kraftvoll einzusetzen weiß.
Belgien: Blanche, "City Lights"
Na, na, na - wenn das mal nicht ein Geheimtipp ist. Die Belgierin Ellie Delvaux, die sich den Künstlernamen Blanche verpasst hat, könnte optisch Adeles Schwester sein. Stimmlich klingt sie dagegen, als hätte sie gerade eine halbe Pulle Whisky geext. Ihr von Elektrobeats sanft getragener Song "City Lights" hat absolutes Ohrwurm-Potenzial. Und im Video darf auch noch der kleine Bruder von "Zini" - die älteren Leser erinnern sich - mitspielen. Ein Hit!
Montenegro: Slavko Kalezić, "Space"
Durchtrainierte Männer in Lederhosen, die sich oben ohne zum funky Disco-Sound räkeln. Dazu der ebenfalls halbnackte Sänger Slavko Kalezić, der seine zum Zopf zusammengebundenen Rapunzel-Haare peitschengleich durch die Gegend schleudert. Keine Frage: Offensichtlicher hat bislang noch kaum ein Song-Contest-Teilnehmer um die Gunst der schwulen ESC-Fans gebuhlt. Doch werden sie ihm auch sein unterirdisches Englisch verzeihen? Und die Burger-King-Gedächtniskrone auf seinem Schädel? Man darf gespannt sein.
Finnland: Norma John, "Blackbird"
Finnland schickt die Sängerin Norma John ins Rennen. Ach nein, Quatsch … Norma John sind nämlich ein Duo. Und das besteht aus Leena und Lasse - wie sollten Musiker aus Finnland auch schon anders heißen? Die Finnen mögen es bekanntlich eher kühl und düster. Und so präsentieren Norma John dann auch eine finstere und nur spärlich instrumentierte Indie-Pop-Ballade. Wäre Nick Cave eine Frau wie Sängerin Leena, vielleicht würde er auch so klingen.
Aserbaidschan: Dihaj, "Skeletons"
Was Dihaj zu bieten hat, kommt allerdings auch nicht wesentlich lebensbejahender daher als der Beitrag aus Finnland. Ihr "Skeletons" ist ein Elektro-Popsong durch und durch westlicher Prägung - von landestypischen Klängen keine Spur. Und auch ihr Erscheinungsbild wirft die Frage auf: Kommt sie wirklich aus Aserbaidschan oder aus Berlin-Mitte? Nun ja, vielleicht streifen sich zusammen mit ihr ja auch die Zuschauer die Adidas-Jacken über - und wählen Dihaj ins Finale.
Portugal: Salvador Sobral, "Amar Pelos Dois"
Portugals Beitrag in diesem Jahr ist zugleich typisch wie untypisch für den ESC. Wie das geht? Mit seinen klassischen Walzerklängen hätte Salvador Sobral auch beim ESC vor 50 Jahren sicher schon eine gute Figur gemacht. Beim vom Einheitspop geprägten ESC im Jahre 2017 fällt er damit jedoch komplett aus der Rolle. So wie er auch sonst ein wenig neben der Spur scheint. Am liebsten würde man ihn nochmal schnell zum Frisör, zum Herrenausstatter, zum Verhaltenstherapeuten und zurück in die Maske schicken. Aber vielleicht goutiert das Publikum ja gerade seinen Freak-Charme. Und die Tatsache, dass er zu den wenigen gehört, die in ihrer Landessprache singen.
Das waren sie also - die ersten neun ESC-Kandidaten. Am Dienstag stellen wir Ihnen die weiteren neun Teilnehmer vor, die das erste Halbfinale komplettieren.
Quelle: ntv.de