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Kandidaten im Check #2 Sie wollen den ESC gewinnen

Ja, so sehen Menschen in Island einfach aus: Sängerin Svala.

Ja, so sehen Menschen in Island einfach aus: Sängerin Svala.

(Foto: Soffia Kristin Jónsdóttir / EBU / eurovision.tv)

42 Flitzpiepen, Sahneschnitten und Supertalente singen um die Wette. Kurzum: Es ist wieder Eurovision Song Contest! Wir stellen die diesjährigen Anwärter auf die Gesangskrone in Kiew vor. Heute: die zweiten neun Kandidaten des ersten Halbfinales.

Es kann nur 26 geben - doch insgesamt wollen 42 Länder beim großen Finale des Eurovision Song Contests (ESC) am Samstagabend in Kiew dabei sein. Sechs Länder können sich zurücklehnen: Die sogenannten "Big Five" - Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und natürlich Deutschland -  sowie Gastgeber Ukraine sind gesetzt. Bei den übrigen 36 Kandidaten wird wie jedes Jahr ausgesiebt. Jeweils 18 Teilnehmer treten im ersten und zweiten Halbfinale am heutigen Dienstagabend und am Donnerstag an - je zehn von ihnen lösen das Ticket für den großen Showdown am Samstag.

Wir stellen Ihnen alle diesjährigen Anwärter auf die Gesangskrone in Kiew mitsamt ihren offiziellen Bewerbungsvideos vor. Nach dem gestrigen Blick auf die ersten neun ESC-Kandidaten zeigen wir Ihnen heute die übrigen neun Teilnehmer, die das erste Halbfinale komplettieren. Aus Deutschland kann heute Abend übrigens nicht mit abgestimmt werden. Die Fernsehzuschauer hierzulande dürfen dafür beim zweiten Halbfinale mitentscheiden, wer bis zum Finale vorgelassen wird.

Griechenland: Demy, "This Is Love"

Wenn man gehässig sein möchte, könnte man sagen, beim Musikvideo des griechischen ESC-Beitrags hat das Geld nicht mal mehr für Farbe gelangt. Aber wer möchte das schon?! Außerdem liefert das Kleid, das Sängerin Demy trägt, ja durchaus einen roten Farbakzent. Nicht ganz so viele Akzente setzt dagegen das Lied, das die Musicalsängerin nach Kiew mitbringt - Stampf-Electro, der allenfalls am Autoscooter einheizt. "What Is Love?", fragte Haddaway einst während der Eurodance-Welle in den 90ern. Demy scheint ihm sowohl musikalisch als auch textlich die Antwort geben zu wollen: "This Is love."

Polen: Kasia Moś, "Flashlight"

Oh la la! Kasia Moś lässt im Video zu ihrem Song aber tief blicken. Ihre nackte Haut wird lediglich von ein paar auf sie projizierten Bildern bedeckt. Fast so wie damals im Clip zu Nick Kershaws "Wouldn't It Be Good". Aber eben nur fast - zumal die Sängerin optisch dann doch eher Britney Spears ähnelt als Kershaw. Ihr "Flashlight" ist ein eingängiger Düster-Popsong, der sich zu einer regelrechten Drama-Hymne mit Streich-Orchester steigert. Nicht schlecht, aber für den ESC-Sieg dann vielleicht doch ein wenig zu finster. Es sei denn, Moś legt auch in Kiew einen splitterfasernackten Auftritt hin. Aber nein, das verbieten die klinisch reinen Statuten des Song Contests.

Moldawien: SunStroke Project, "Hey, Mamma!"

Eine Mischung aus Jan Böhmermann und Mario Barth. Geht das? Ja, wenn man sich den Sänger des SunStroke Projects aus Moldau anguckt, ist man von dieser Vorstellung zumindest nicht mehr allzu weit entfernt. Die Gruppe macht ihrem Namen alle Ehre - und liefert mit "Hey, Mamma!" einen Gute-Laune-Elektroswing-Song für Sonne, Sommer und Strand ab. Spätestens beim Saxophonsolo wird sich der eine oder andere vielleicht denken: Momentchen, die kennen wir doch! Richtig: 2010 nahm die Band schon einmal für Moldawien am Song Contest teil. Ihr Saxophonist wurde daraufhin als "Epic Sax Guy" zum Youtube-Phänomen. Die Stelle, in der er beim damaligen Beitrag "Run Away" sein Instrument malträtierte, wurde millionenfach gestreamt.

Island: Svala, "Paper"

Wenn man sich das Video zu "Paper" von Svala aus Island ausguckt, kommt einem sofort ein Gedanke: Sie hätte doch ein bisschen Farbe an Griechenland abgeben können. Tja, wie soll man das beschreiben? Robyn trifft auf eine verblichene Grace Jones trifft auf Ex Machina, nachdem sie allesamt gemeinsam im Neonfarben-Pool gebadet haben? Eins steht jedenfalls fest: Svala gehört zu den auffälligsten Kandidatinnen beim diesjährigen ESC. Aber spätestens seit Björk wissen wir ja, dass die gerade mal knapp 340.000 Einwohner Islands in der Mehrzahl aus Paradiesvögeln bestehen müssen. Und musikalisch? Da wird uns von Svala Electropop mit Rap-Beilage serviert. Das könnte den ESC-Fans durchaus munden.

Tschechien: Martina Bárta, "My Turn"

Falls jemand den Clip von Martina Bárta zu "My Turn" versteht, darf er sich gerne bei uns melden. Darin tummelt sich die Sängerin in Klamotten im Nude-Ton zwischen ebenfalls hautfarben oder nur spärlich bekleideten Ausdruckstänzern. Die Szenen, in denen sich die Protagonisten mal zoffen und mal streicheln, gipfeln in einem ominösen Gruppengefummel mit Bárta in der Mitte. Dürfte die Menge zum Schluss nicht wieder in alle Richtungen auseinanderstieben, man könnte glatt meinen, gerade einer durchgeknallten Sekte beim Liebesritual zugesehen zu haben. Musikalisch ist die Sängerin mit Jazz-Hintergrund dagegen nicht ganz so durchgeknallt. "My Turn" ist eine Klavierballade, die nicht aneckt, aber auch nicht großartig hängen bleibt.

Zypern: Hovig Demirjian, "Gravity"

Das Schicksal von Hovig Demirjian aus Zypern ist für den ESC nicht ganz untypisch. Er nahm schon mal an einer Castingshow teil - der griechischen Ausgabe von "X Factor". Und er hat schon zweimal versucht, sein Land beim ESC zu vertreten, scheiterte jedoch jeweils im Vorentscheid. Diesmal blieb ihm das erspart - er wurde einfach als Zyperns Vertreter in Kiew bestimmt. Trotzdem wirkt er im Clip zu "Gravity" ein wenig grantig. Hey, wenn man zum ESC darf, darf man auch mal lächeln! Vielleicht liegt es aber auch daran, dass er sich ein paar Plagiatsvorwürfe anhören darf. Sein Song erinnert in Teilen dann doch extrem an Rag'n'Bone Mans Superhit "Human".

Armenien: Artsvik, "Fly With Me"

Daft Punk wären stolz auf dieses Video. Oder vielleicht auch nicht. Auch Sängerin Artsvik lässt die Ausdruckstänzer von der Leine, wenngleich eines ganz anderen Kalibers als die aus Tschechien. Gibt es in Armenien Samurai? Zumindest wirken diese Damen und Herren, als hätten sie beim großen Zen-Meister schon einmal ein paar Kurse in Schwertkampf und Meditation belegt. Kurzum: Einen derartigen Beitrag hätte man aus dem Kaukasusstaat eher nicht erwartet. Das gilt auch für das Lied "Fly With Me", das unter den zahlreichen Elektro-Popsongs beim diesjährigen ESC vergleichsweise sperrig daherkommt.

Slowenien: Omar Naber, "On My Way"

Omar Naber scheint ein Mann mit multiplen Persönlichkeiten zu sein. Das Video zu "On My Way" beginnt er mit Königsumhang und nervösen Zuckungen. Dann mutiert er zu einer Art Michael-Jackson-Verschnitt, Moonwalk-Anleihen inklusive. Dazwischen sieht man ihn brav gescheitelt wie einen Lieblingsschwiegersohn seine Ballade schmettern - und zum Schluss sogar in Tränen ausbrechen. Also bitte! So dramatisch ist das Lied nun auch wieder nicht. Eher so kitschig, dass auch Barry Manilow seine Freude daran hätte. Im Vorentscheid trat Naber übrigens mit angedeutetem Irokesenschnitt, Print-Shirt und abgeschnittenem Lederhandschuh auf. Mal schauen, wie er zum ESC erscheint. Mit Ringelpulli und Blümchen im Haar?

Lettland: Triana Park, "Line"

Sehen so lettische Trachten aus? Das ist vielleicht der erste Gedanke, nachdem das Video von Triana Park aus Lettland angelaufen ist. Doch ziemlich schnell wird klar: Nein, die Sängerin und ihre drei männlichen Mitstreiter in der Band sind offenbar nur ein ziemlich abgedrehter Haufen. Bei der futuristischen Pop-Electro-Mixtur werden sogleich Erinnerungen an Schwedens ESC-Gewinnerin Loreen ("Euphoria") von 2012 wach. Doch Triana Park haben durchaus auch ihre eigene, außergewöhnliche Note. Zumindest für den Einzug ins Finale sollte das reichen.

Das waren sie - die neun Kandidaten, die das erste ESC-Halbfinale heute Abend komplett machen. Morgen stellen wir die ersten neun Teilnehmer des zweiten Halbfinales am Donnerstag vor.

Quelle: ntv.de

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