Unterhaltung

Selbstjustiz-"Tatort" aus Luzern Tech-Nick tötet

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(Foto: ARD Degeto/SRF/Daniel Winkler)

Die Sommerpause ist vorbei, das Morden geht weiter - zumindest im Luzerner "Tatort". Dort versucht ein Heckenschütze auf einem Rachefeldzug seine posttraumatische Belastungsstörung mit Dum-Dum-Geschossen zu therapieren.

Tech-Nick liegt gut versteckt im Laderaum seines schwarzen Transporters. Nur der schalldämpferbewehrte Lauf des Scharfschützengewehres lugt aus der kleinen Luke im Heck des Wagens, als der Killer die beiden albanischen Autohändler ins Visier nimmt und zweimal kurz hintereinander abdrückt. Der bärtige Elektrofachmann ist ein guter Schütze: Zwei junge Körper fliegen spektakulär durch die Luft, Gehirnmasse verteilt sich in der Plattensiedlung - Tech-Nick hat die international nicht ohne Grund geächtete Dum-Dum-Munition verwendet, um seine Morde zu begehen.

Der erste "Tatort" nach der Sommerpause zeigt gleich in der Anfangsszene zwei unangenehme Wahrheiten: den ekelerregenden Erfindungsgeist der Menschheit bei der Entwicklung tödlicher Waffen und - in diesem Kontext noch viel auffälliger - den simplen Fakt, dass manche Rollen wie Teer an einem Schauspieler kleben. In diesem Fall natürlich die Figur des Werbetestimonials einer Technikmarktkette an Antoine Monot Jr., die es dem Zuschauer zu Beginn enorm schwer macht, in die Geschichte eines Heckenschützen auf dem dunklen Pfad der Selbstjustiz einzutauchen. Allerdings tatsächlich nur zu Beginn, denn Monot spielt seine Rolle nicht nur ziemlich gut, die Story entfaltet auch eine für Luzern mittlerweile schon typisch düstere Sogwirkung.

Nachdem Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) in den vergangenen Episoden zuerst die Büchse der Schweizer Steuerpandora öffneten und danach im Luzerner Drogensumpf stocherten, steht diesmal die runderneuerte Schweizer Strafprozessordnung im Mittelpunkt: Seit deren Einführung im Jahr 2011 ist die Justiz völlig überlastet, teilweise warten Angeklagte seit vier Jahren auf ihren Prozess - und die Opfer auf Gerechtigkeit. Die nimmt Simon Amstadt (wie sein Alias Tech-Nick übrigens auch Elektrospezialist) im Dunstkreis von "Falling Down" und "Taxi Driver" nun selbst in die Hand und richtet über Vergewaltiger, Verkehrsrowdys und U-Bahn-Prügler gleichermaßen.

"Ihr werdet gerichtet" ist dann natürlich auch der perfekte Name für diesen "Tatort", in dem hinter der malerischen Luzerner Kulisse Berge von menschlichem Leid warten und gefühlt jeder Zweite mit einer posttraumatischen Belastungsstörung zu kämpfen hat. Das Einzige, worunter die Zuschauer bei diesem packenden Thriller zu leiden haben, ist dagegen mal wieder die Synchronisation - die ist zwar gewohnt übel, aber beim besten Willen kein Grund, das Gesetz in die eigene Hand zu nehmen.

Quelle: ntv.de

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