Gummibärchen, Thea und Samstagabend Thomas Gottschalk ist nun "Herbstblond"
27.04.2015, 10:56 Uhr
"Ich betrachte meine krankhaft gute Laune als Geschenk. Ob meine Umwelt sie immer als Geschenk betrachtet hat, das weiß ich nicht."
(Foto: dpa)
Aus dem "Tal des Todes" ins Licht, wenn auch ins Herbstlicht: So leicht verschwindet ein Thomas Gottschalk nicht von der Bildfläche. Bald wird er 65, und er gibt wieder Vollgas - ein Buch, eine Lesetour und die Geburtstagsgala stehen an.
Endlich ist es da, das ultimative Nachschlagewerk in Sachen Thomas Gottschalk. In seiner heute erscheinenden Biografie "Herbstblond" schreibt der TV-Dino offen und ehrlich - wie es so seine Art ist - über seine Kindheit in Kulmbach, seine Entjungferung, jawoll, über den Tod seines Vaters, warum sein Deutschlehrer Schuld daran ist, dass er Moderator wurde, über Dieter Bohlen und auch seine beiden Rohrkrepierer: Wie er seine Zeit bei "Deutschland sucht das Supertalent" vergeudete und wie er das Vorabendprogramm retten wollte, dann aber doch im "Tal des Todes" mit der Moderation seiner Dailyshow landete.
Wir werden erfahren, warum ihm die Hand bei seinen Söhnen ausrutschte, warum er Thea so sehr liebt, warum ihn sein alter Kumpel Günther Jauch manchmal auf die Palme bringt, warum er sich Roy BLack gegenüber schuldig fühlt, warum sein "erstes Mal" so erschütternd war, dass er sich gleich eine Gehirnerschütterung zugezogen hat und auch über sein besonders inniges Verhältnis zu Gummibärchen werden wir nach der Lektüre der Gottschalk'schen Lebensbeichte mehr wissen. Selbst über seinen kurzzeitigen Stellvertreter Wolfgang Lippert soll es etwas zu lesen geben. Und das wird bestimmt nicht langweilig, denn so viel steht fest: Der Mann schreibt wie er ist: locker aus der Hüfte heraus.
Plant er ein Comeback?
Thomas Gottschalk, eine lebende Legende. Er ist ein Großer, nicht nur von der Statur, und er hat vieles verändert für den deutschen TV-Konsumenten. Er kennt sie alle - die Berühmten, die Witzigen, die Coolen, die Sänger, die Schauspieler, die Stars eben ("Lady Gaga oder Michael Jackson auf meiner Couch zu haben war die Pflicht. Aber neben Sean Connery zu sitzen oder Tony Curtis - das ist die Kür.") - und sie kennen ihn. Sein Leben in Deutschland war ihm irgendwann zu eng, da wanderte er aus nach Kalifornien, damit seine Kinder Roman und Tristan in Ruhe in Malibu aufwachsen konnten und nicht nur "die Söhne von" sind. Und damit er Zeit mit seiner Frau hat, die er seit 1972 kennt und mit der er mittlerweile fast 40 skandalfreie Jahre verheiratet ist - obwohl der Mann die schönsten Frauen der Welt in den Armen hatte. Über Thea sagt er: "Ich habe aber das Glück, dass mich meine Frau schon vor 40 Jahren nackt gesehen hat und ihre Sehkraft inzwischen nachlässt."
Und das Glücksgeheimnis ihrer Ehe: "Thea hat ihren Stiefel gemacht und ich meinen. Ich fand die immer klasse, weil sie anders war als andere. Und sie musste nie das Gefühl haben, dass sich für mich irgendetwas ändern würde, wenn ihre Jugendblüte dahin wäre. Meine hat sich ja auch erledigt."
So viel Selbsterkenntnis hilft sicher weiter, und auch das hier: "Sie hat mich immer toll gefunden, wenn ich im Fernsehen war, aber dann war ich wieder der Familienmann. Ich bin nicht nach Hause gekommen in eine Welt der Verehrung und der Überschätzung. Aber lustig fand mich Thea immer. (...) Wir haben es geschafft eine gewisse Heiterkeit in unserer Beziehung zu erhalten. Das ist das Entscheidende."

Mit Thea in der ersten Reihe am Ring beim Boxkampf von Wladimir Klitschko vs. Bryant Jennings am Wochenende.
(Foto: imago/Eibner)
Plant er, der nie viel geplant hat ("Deswegen konnte auch nix schief gehen!") seinen "Lebensabend" in Deutschland oder Malibu? "Wir überlegen noch. Meine Frau fremdelt mit dem amerikanischen Gesamtlebensgefühl. Und sie liebt die deutsche Sprache. (...) Aber nachdem das Wetter in Kalifornien immer etwas besser ist als auf dem Prenzlberg, bleibt zu befürchten, dass ich langfristig mehr Zeit dort verbringe. Zumal die Chance, von einem Radfahrer totgefahren zu werden, in Malibu geringer ist."
Ein Modell im Verfall
Manchmal, da hat er eine schöne Frau in dem einen oder anderen Momenten während einer seiner Sendungen vielleicht etwas ungeschickt getätschelt, da hat er einen Spruch gemacht, bei dem man sich fragen musste, was hat er denn heute Morgen genommen, aber mal abgesehen von seiner Schwäche für komische Klamotten hat er sonst nicht viel falsch gemacht. Zumindest vor der Kamera. Beim Thema Samuel Koch wird er natürlich ernst und nachdenklich: "Das war ein Unglück, an dem ich zumindest mittelbar schuld war. Da konnte ich ja nicht auf einmal sagen: "Ich bin hier nur der Moderator!" Ich habe ja gelebt von Menschen wie ihm. Mein ganzes Erfolgsmodell war darauf aufgebaut, dass Menschen so was machen. Und plötzlich hat einer dafür fast mit dem Leben bezahlt."
Und sein Entschluss, die Sendung "Wetten, dass..?" dann an den Nagel zu hängen war eine logische Konsequenz: "Als ich Samuel Koch zum ersten Mal besucht habe und sah, der ist querschnittsgelähmt und nicht nur in der Form, wie ich das vom Udo Reiter kannte, sondern vom Hals an, da habe ich mir eingestanden, dass auch mein Fernsehmodell im Verfall war."
In seinem Buch darf man darauf jetzt ein wenig hoffen, den "ander en Gottschalk", den hinter der Bühne, besser kennen zu lernen. Der Klappentext klingt authentisch und vielversprechend: "Wollen Sie mir unter die Schminke schauen? Wollen Sie wissen, was ich von Geld, Glamour, Gott und Gottschalk halte? Dann folgen Sie mir hinter die Kulissen meines Lebens. Dieses Buch ist mein Dank dafür, dass Sie mich fast vierzig Jahre in Ihr Wohnzimmer gelassen haben."
Das Beste für die vielen Fans allerdings wäre, wenn er einfach zurückkäme und wieder präsenter wäre im deutschen Fernsehen. Und damit die Flamme auch nochmal so richtig auflodert, werden die Gerüchte, er könnte "Wetten, dass..?" erneut aus der Mottenkiste zaubern, natürlich wieder befeuert. Tja, das wäre eine mittlere Sensation, würde aber jede Ansage von vorher - "Das war's endgültig" - zunichte machen. Aber das ist Show, das ist Fernsehen, das ist Entertainment.
65 Jahr', blondes Haar
Und warum sollte man Thomas Gottschalk ernster nehmen als er sich selbst? Kurz vor seinem 65. Geburtstag (am 18. Mai feiert er im Berliner Admiralspalast, RTL überträgt live) sagt Gottschalk, er sehe das Altern "mit dem gleichen Unernst wie alles, was mir bisher passiert ist". Ich neige nicht zu düsteren Gedanken." Er empfinde das Alter zwar als eine narzisstische Kränkung. Doch das "passiert allen, und das tröstet mich. Das Fernsehen ist nicht mehr das, was es war. Mein Body ist nicht mehr das, was er war."
Er kokettiert mit dem Alter - na und? Jede Falte in Gottschalks Gesicht ist sicher mit viel Spaß erarbeitet. Ach ja, und ob er sich die Haare färbt? Da müsste man dann wohl doch einen Blick ins Buch riskieren. Ansonsten gibt er zu: "Weder hatte ich Geldsorgen noch ernste Krankheiten. Von schweren Schicksalsschlägen bin ich verschont geblieben. Einfach Schwein gehabt, grundsätzlich Schwein gehabt."
Quelle: ntv.de