Unterhaltung

Der Wiener "Tatort" im Schnellcheck Tod durch Leistung

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(Foto: ARD Degeto/ORF/Hubert Mican)

Die Generation Y ist verloren - und die Zuschauer des neuen Wiener "Tatorts" gleich mit ihr: Statt einer schmetternden Anklage gegen die Mühlen der Leistungsgesellschaft ermüdet "Schock" nur mit gedrechselten Phrasen und zermürbenden Rückblenden.

Das Szenario

Ein junger Mann kündigt per Videobotschaft gleichzeitig den Mord an seinen Eltern und seinen Suizid an. Die Wiener Mordkommission ist damit natürlich nicht einverstanden und setzt alle Hebel in Bewegung, um die Bluttat zu verhindern. Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn David Frank (Aaron Karl) ist nicht nur ein ziemlich cleverer und merkwürdigerweise so gar nicht verrückter Student, sondern hat auch einen Komplizen an der Universität, der ihm hilft, seine häppchenweise veröffentlichten Botschaften ins richtige Licht zu rücken. Die Kommissare Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) kommen erst peu a peu dem wahren Grund für Franks Vorhaben auf die Spur - und auch das nur dann, weil der vom Leben enttäuschte Student aus gutem Hause das so will.

Die eigentliche Botschaft

Der Druck der heutigen Leistungsgesellschaft tötet. Am meisten müssen darunter die armen Twentysomethings leiden, die das Pech haben, zur sogenannten Generation Y zu gehören: gut ausgebildet, top motiviert, und trotzdem arbeitslos. Noch nie zuvor wollte eine Generation so gefallen und wurde dabei dermaßen verarscht - so lautet jedenfalls das Credo des Regisseurs Rupert Henning.

Darüber wird in der Mittagspause geredet

Ist unsere Leistungsgesellschaft wirklich so gnadenlos, wie uns dieser "Tatort" glauben machen möchte? Halt, nein, das stimmt natürlich nicht: In der Mittagspause werden selbstredend alle über den ersten richtigen Amtstag von Donald Trump sprechen.

Der Plausibilitätsfaktor

Eigentlich relativ hoch: An den Unis schmeißen sich die Studenten massenhaft Uppers ein, um in den Prüfungen zu glänzen oder diese wenigstens zu bestehen - und draußen auf dem Arbeitsmarkt werden viele von ihnen später dann doch nur ausgebeutet. Durch die theatralische Aufmachung verliert "Schock" allerdings vieles von seiner Brisanz.

Die Bewertung

5 von 10 Punkten. Der neue Wiener "Tatort" könnte eine schmetternde Anklage gegen die Mühlen der Leistungsgesellschaft sein, wenn er sich nur nicht so überhöhen würde: All diese gedrechselten Sätze und erklärenden Rückblenden nehmen dem Film jeden Deutungsspielraum und degradieren den Zuschauer zum Kleinkind, dem man alles erklären muss. Schade!

Quelle: ntv.de

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