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Sziget wird noch "grüner" Wie ein Festival Nachhaltigkeit vorlebt

Im "Green Sziget"-Center erfahren Besucher in einem Escape Room mehr über den Klimawandel.

Im "Green Sziget"-Center erfahren Besucher in einem Escape Room mehr über den Klimawandel.

(Foto: Michael Bauer)

Hunderttausende Menschen produzieren tonnenweise Müll: Festival-Veranstalter müssen sich dem ökologischen Fußabdruck widmen. Beim Sziget in Ungarn rückt die Nachhaltigkeit in den Fokus - und die Besucher ziehen mit.

Musikfestivals werden zeitweise zu regelrechten Kleinstädten - ein Mikrokosmos abseits der Gesellschaft. Verzichten wollen die Besucher weder auf Strom, fließendes Wasser und sanitäre Anlagen. Das alles verbraucht Unmengen Energie und produziert Müll und CO2. Um den ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten, beschäftigen sich immer mehr große Festivals mit der nachhaltigen Gestaltung des Events. Das Sziget Festival in Ungarn stellt sein "grünes" Programm in diesem Jahr ganz vorne ins Schaufenster und bezieht gleichzeitig die Besucher aktiv mit ein.

Mit Musikern wie Ed Sheeran und den Foo Fighters lockt das Sziget jährlich eine halbe Million Menschen auf die Obudai-Insel.

Mit Musikern wie Ed Sheeran und den Foo Fighters lockt das Sziget jährlich eine halbe Million Menschen auf die Obudai-Insel.

(Foto: Michael Bauer)

Auf der grünen, 108 Hektar großen Insel in der Donau in Budapest finden an sieben Festivaltagen mehr als 1000 Vorstellungen auf 60 Bühnen statt - mit einer halben Million Menschen aus aller Welt. Eine extreme Belastung für die Umwelt. Die Kampagne "Green Sziget" soll dafür sorgen, dass die Auswirkungen des Musik- und Kunstfestivals keine langfristigen Folgen haben. "In diesem Jahr wird das "Green Sziget"-Programm erstmals in Kombination mit der Hauptbühne durchgeführt", erklärt Nachhaltigkeitsmanager Ákos Dominus n-tv.de. Als "echten Game Changer" bezeichnet er diesen Schritt. "Green Sziget" werde so zu einer Kernbotschaft des Festivals.

Ökologischen Fußabdruck kleinhalten

Sprechern wie der Verhaltensforscherin Jane Godall wird so die ganz große Bühne überlassen. Die 85-Jährige setzte sich einst für Schimpansen ein, mittlerweile hat sich ihr Engagement auf globale Zustände ausgeweitet und macht die Festivalgänger auf den Klimawandel aufmerksam.

Doch die ungarischen Veranstalter setzen den Hebel gleich bei mehreren Bereichen an. Die Müllproduktion ist sicher der wichtigste Faktor, den es kleinzuhalten gilt. 4000 Kubikmeter Müll habe das Sziget im letzten Jahr produziert, erklärt Dominus. Je nach Abfallart ergeben sich daraus mehrere Tausend Tonnen. Davon könne man immerhin 50 Prozent recyceln. Zum CO2-Ausstoß machen die Veranstalter in diesem Jahr erstmals eine Erhebung, um den ökologischen Fußabdruck zu messen.

Nach Abschluss des Festivals werden zurückgelassene Zelte, Schlafsäcke und Matten von Freiwilligen eingesammelt und an lokale Wohltätigkeitsorganisationen gespendet. Bei über 100.000 Besuchern bleibt da eine Menge liegen - mehr als 50 Tonnen Sperrmüll werden in der Regel bei dieser letzten Aufräumaktion eingesammelt.

Großartige Ideen statt dickes Budget

Der Ansatz, Aufmerksamkeit für den Klimawandel zu wecken, ist tatsächlich omnipräsent. Ob Plakate oder Aufrufe via App - der Gedanke, sich auf dem Festivalgelände nachhaltig für die Umwelt einzusetzen, bleibt hängen. Das Sziget gilt als eines der saubersten Festivals in ganz Europa. Ein Resultat aus Engagement der Veranstalter und Verständnis der Besucher. "Festivalbesucher sind offen, neue Dinge zu versuchen. Wir sehen das als wichtiges Thema, denn wir haben ein junges Publikum, das von uns erwartet, die Umweltverschmutzung zu minimieren", sagt Dominus dazu.

"Goodies for trash": Die Veranstalter wollen das Festival mit kreativen Kampagnen sauber halten.

"Goodies for trash": Die Veranstalter wollen das Festival mit kreativen Kampagnen sauber halten.

(Foto: Michael Bauer)

Im "Green Sziget Center" können Besucher an Workshops und Aktionen zum Thema Klimawandel teilnehmen - wie beispielsweise an Trash-Fashion-Sessions, in denen Müll zu Kunst wird. So richtig reizvoll dürfte aber auch die "Wifi-for-trash"-Aktion sein. Wer seinen Müll an bestimmten Stationen abgibt, bekommt für eine gewisse Dauer einen Gutscheincode fürs WLAN - und guter Empfang ist auf Festivals ja eine Seltenheit. Goodies für Müll austauschen: "Das machen wir seit vier Jahren", sagt Dominus zu der Initiative, an der sich jedes Jahr rund 20.000 Menschen beteiligen.

Dass es auch ohne "Anködern" funktioniert, zeigt eine neue Kampagne, um Wasser zu sparen. In den Duschen gibt es einfache Sticker, die Besucher auffordern, deutlich weniger Wasser zu verbrauchen. Durch weniger Wasserschübe während der Dusche dürfen sich die Sziget-Gänger dann "Climate Heroes" nennen. Und 80 Prozent der Besucher nehmen diese Variante auch tatsächlich wahr, wie erste Erhebungen der Veranstalter ergeben haben. "Mit knapp 500 Stickern sparen wir hier eine signifikante Menge an Trinkwasser ein", betont Dominus, für den die Initiative das beste Beispiel darstellt, das selbst mit einem geringen Budget, Großes bewirkt werden kann.

Vom Gesamtbudget des Festivals, das 35 Millionen Euro beträgt, entfällt nur ein kleiner Teil auf die Nachhaltigkeitsinitiative. Eine Million Euro werden in wiederverwendbare Plastikbecher investiert, rund 60.000 Euro fließen in das Center und seine effektiven Kampagnen. Daher wünscht sich Dominus auch kein höheres Budget für die kommenden Jahre, "sondern mehr solche großartigen Ideen".

 

Quelle: ntv.de

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