Blut, Schweiß und Tränen Das "Tourleben" des Hennes Roth
03.07.2016, 10:48 Uhr
Der damals 22-jährige John Degenkolb 2011 auf einem Foto von Roth.
(Foto: Augenklick/Roth)
Drei Wochen verlangt die Tour de France nicht nur den Radprofis alles ab. Einer war über 40 Jahre mittendrin statt nur dabei: Hennes Roth. Sein Bildband umfasst 590 Fotos. Es sind 590 Geschichten voller Liebe zum Radsport.
Kilometer für Kilometer, Anstieg für Anstieg, Etappe für Etappe: Die Tour de France lässt 2016 wieder einmal aufhorchen: Zum einen kehrt das Einzelzeitfahren zurück, eindrucksvoll obendrein: 54 Kilometer auf zwei Etappen. Zum anderen warten neun Bergabschnitte auf die Fahrer. Und nicht zu vergessen: die Ankunft auf dem sagenumwobenen Mont Ventoux. Radsportherz, was willst du mehr?
Eine Tourbegleitung vielleicht? Wort für Wort, Seite für Seite, Bild für Bild! Nein, damit ist nicht die tägliche Berichterstattung in den Zeitungen und im Web gemeint - sondern Radsportbücher. Die drängen jedes Jahr rund um die Frankreich-Rundfahrt herum auf den Markt. Sie wollen im Windschatten des medialen Tourerfolgs mitradeln. Lutschen lautet der Fachausdruck.
Ein Radsportstar in Buchform
Ein Radsportbuch, das im Winter erscheint? Eine Seltenheit, eine Ausnahme, ein Exot. Fast schon wie ein Tourfahrer, der seine Stärken sowohl im Sprint als auch in den Bergen und darüber hinaus auch noch beim Kampf gegen die Uhr hat. Unmöglich.
Aber wie im Peloton der Tour gibt es auch bei den Radsportbüchern Stars und Wasserträger. Zu Ersteren zählt zweifelsohne "Tourleben" von Hennes Roth. Dabei handelt es sich um keinen Radprofi oder Tourmanager, der seine erfolgreiche oder wechselhafte Zeit im Radsportzirkus zu Papier gebracht hat. Und dennoch hat Roth eine Menge zu erzählen. Er tut das mit Bildern - Fotografien.
Genau hingeschaut

Hennes Roth berichtete mehr als 40 Jahre lang - von den Olympischen Spielen 1972 bis zur Saison 2013 - als Profifotograf von allen großen und vielen kleinen Rennen in aller Welt.
(Foto: ROTH FOTO)
Denn Roth ist Fotograf. Seit den 1970ern und damit mehr als 40 Jahre begleitete er den alljährlichen Tourtross als Bildreporter. Aber eben nicht nur "Le Grand Boucle", sondern auch die kleinen Eintagesrennen in der Provinz abseits des großen Medienrummels und die Sprints des Nachwuchses, wo die Räder manchmal größer sind als die Fahrer selbst. Roth besuchte auch die Holzbretter, die die Radsportwelt bedeuten: die von den Zuschauern so geliebten stimmungsvollen Velodrome.
Er sammelte mit seinen Kameras Eindrücke vom Kampf Mann gegen Mann, Mann gegen den inneren Schweinehund, Mann gegen Maschine und auch Mann gegen die Unwägbarkeiten der Natur. Roths fotografische Eindrücke liefern Fans des Radsportzirkus und jenen, die es noch werden wollen, sagenhaft authentische Einblicke in eine Welt, die einerseits so freundschaftlich-familiär und andererseits so rücksichtslos-professionell sein kann. Eine Welt, in der manche nur an sich, aber viele an das große Ganze denken.
Man sieht auf Roths Fotografien den Schweiß der Fahrer, die Höllenqualen, die sie bei brütender Hitze oder eiskaltem Starkregen leiden. Man erkennt den Ehrgeiz in ihren Augen, das Feuer, das in ihnen brennt - egal, ob nun Radprofi oder sportlicher Leiter. Man stößt aber auch auf die dem Sport und den Profis entgegengebrachte Verehrung und Liebe der Fans an den Straßenrändern und hinter den Absperrungen an den Kultstätten dieses Spektakels.
590 Schätze, 590 Geschichten
Roths Bilder sind Zeitzeugen: lebendig, authentisch, aussagekräftig und atemberaubend. Sie haben den Radsport und die Berichterstattung über ihn Jahrzehnte begleitet, vielleicht sogar mitgeprägt. Man möchte sagen, dass fast jeder, der die Tour de France schaut, schon einmal ein Foto von Roth gesehen hat. Es sind Schnappschüsse, Momentaufnahmen - so qualitativ hochwertig, dass auch der Laie sofort die Professionalität erkennt, die dahintersteckt. Roths Bilder sind Schätze - kleine, große, schwarzweiß und in Farbe.
Und nun lässt Roth uns an diesen, seinen Schätzen teilhaben. Es sind eine Menge, die sich da auf den 350 Seiten des Bildbandes tummeln. 590, um genau zu sein. Und jedes Bild erzählt eine kleine Geschichte aus dem Radsport, dem Peloton, dem "Tourleben" - Kilometer für Kilometer, Anstieg für Anstieg, Etappe für Etappe.
Quelle: ntv.de