Kandidaten im Check #3 Sie wollen den ESC gewinnen
10.05.2017, 10:34 Uhr
Sister Act: Das Geschwister-Trio O'G3NE tritt in Kiew für die Niederlande an.
(Foto: William Rutten / EBU / eurovision.tv)
Noch 34 Flitzpiepen, Sahneschnitten und Supertalente singen um die Wette. Kurzum: Es ist wieder Eurovision Song Contest! Wir stellen die diesjährigen Anwärter auf die Gesangskrone in Kiew vor. Heute: die ersten neun Kandidaten des zweiten Halbfinales.
Es kann nur 26 geben - doch insgesamt wären 42 Länder gern beim großen Finale des Eurovision Song Contests (ESC) am Samstagabend in Kiew dabei gewesen. 34 Länder sind noch im Rennen - 16 von ihnen können sich bereits zurücklehnen: Die sogenannten "Big Five" - Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und natürlich Deutschland - sowie Gastgeber Ukraine sind gesetzt. Zehn weitere Länder sicherten sich im ersten Halbfinale am Dienstag den Finaleinzug. Am Donnerstagabend haben nun noch einmal zehn weitere Kandidaten von insgesamt 18 Teilnehmern im zweiten Halbfinale die Chance, das Ticket für den großen Showdown am Samstag zu lösen.
Wir stellen Ihnen alle diesjährigen Anwärter auf die Gesangskrone in Kiew mitsamt ihren offiziellen Bewerbungsvideos vor. Heute werfen wir einen Blick auf die ersten neun Starter des zweiten Halbfinales, bei dem auch aus Deutschland mit abgestimmt werden kann.
Serbien: Tijana Bogićević, "In Too Deep"
Die Serbin Tijana Bogićević macht uns im Clip zu ihrem ESC-Beitrag die Herrin der Ringe. Und das beinfrei im Latex-Body. So spielt sich die Sängerin, die vor allem im Background bislang Erfahrungen gesammelt hat, unter anderem beim serbischen Song-Contest-Auftritt 2011, doch mal problemlos in den Vordergrund. Musikalisch beglückt uns Bogićević mit "In Too Deep" mit einem Ohrwurm-Popsong, bei dem landestypische Fiedel-Klänge nur dezent zum Einsatz kommen. Könnte durchaus sein, dass sie bis ins Finale schaukelt.
Österreich: Nathan Trent, "Running On Air"
Unsere österreichischen Nachbarn versuchen ihr Glück mal wieder mit einem Teilnehmer mit Bart. Oder zumindest mit Flaum. Aber nein, an Conchita Wurst reicht Nathan Trent nicht nur in Sachen Gesichtsbehaarung dann doch nicht ran. Auch sein Singer-Songwriter-Stück "Running On Air" läuft im Stau auf der A9 vielleicht mal so durch, wirklich haften bleibt das Lied jedoch nicht. Es könnte übrigens durchaus sein, dass Ihnen der Sänger bekannt vorkommt: Der 25-Jährige nahm vor sechs Jahren in Deutschland an der Castingshow "X Factor" teil - und belegte in ihr als Teil der Gruppe Boyz II Hot den elften Platz.
Mazedonien: Jana Burčeska, "Dance Alone"
Mit Castingshow-Erfahrung kann auch Jana Burčeska punkten - sie nahm 2011 schon mal an "Macedonian Idol" teil. Das war übrigens das erste und einzige Mal, dass die mazedonische DSDS-Variante ausgestrahlt wurde. An Burčeska hat es sicher nicht gelegen, zumal sie eine echt Gute ist. Für benachteiligte Menschen engagiert sie sich im Rahmen von Charity-Events ebenso wie bei der Unicef. Doch beim ESC wird sie ausschließlich mit ihrem Song "Dance Alone" punkten müssen. Und der klingt verdammt danach, als hätten die Komponisten im Keller einen Roland-Synthesizer aus den 80ern gefunden und sich daran ausgetobt.
Malta: Claudia Faniello, "Breathlessly"
Es soll Menschen geben, die finden das Video zu Maltas ESC-Beitrag spektakulärer als den Song. Der Clip läuft nämlich von seiner Erzählung rückwärts ab. Wer weiß, was man hören würde, wenn man das Gleiche mal mit "Breathlessly" ausprobieren würde?! Satanische Botschaften? Kaum vorstellbar, angesichts des Schmusesounds, den das Lied im Vorwärtsmodus versprüht. Vollweib Claudia Faniello schmettert die Ballade dabei mit einer Reibeisenstimme, bei der wir nicht wissen, wer vor Neid mehr erblasst: Bonnie Tyler oder Gianna Nannini.
Rumänien: Ilinca feat. Alex Florea, "Yodel It!"
Ja, es gibt sie noch - die ESC-Beiträge, bei denen man sich vor Lachen auf die Schenkel klopfen kann. Einen Song, der besonders hoch im Humor-Kurs steht, verdanken wir in diesem Jahr einer gewissen Ilinca und ihrem Sparringspartner Alex Florea. Die Sängerin macht den Titel ihres Liedes "Yodel It!" tatsächlich zum Programm und jodelt sich rund drei Minuten lang munter einen ab. Kumpel Alex gibt dazu gleichzeitig den bösen Rockbuben. So begründet das Duo nicht nur mal eben ein neues Genre, das man vielleicht Volks-Gangsta taufen könnte. Es lehrt einen auch, dass Jodeln offenbar keine reine Alpen-Disziplin ist, sondern sich auch in den Karpaten großer Beliebtheit erfreut. Schließlich kommen Ilinca und Alex Florea aus Rumänien. Finale - bitte!
Niederlande: O'G3NE, "Lights And Shadows"
Die Niederlande bescherten uns in den vergangenen Jahren beim ESC ein schaurig schönes Wechselbad der Gefühle. Das reichte von einem Lachmuskel-Angriff der Marke "Sha-La-Lie Sha-La-La" im Jahre 2010 bis hin zu den heimlichen ESC-Gewinnern der Herzen The Common Linnets 2014. In diesem Jahr soll es das Frauen-Trio O'G3NE für unsere Nachbarn in Kiew richten. O'G3NE sind nicht nur das bestimmt hotteste Damen-Triple seit Bananarama - sie sind auch noch Schwestern, bestehend aus Lisa und den Zwillingen Amy und Shelley. Das erklärt auch den kryptischen Bandnamen. Das "O", so heißt es, stehe für die Blutgruppe 0, die die drei Frauen von ihrer Mutter geerbt hätten. "G3NE" beziehe sich dagegen auf die Gene, die Lisa, Amy und Shelley verbinden. Aha. So, so. Und was könnte einen mit dem Song "Lights And Shadows" verbinden? Nicht viel. Das Lied schraubt sich musicalartig von Anfang bis Ende in die Höhe, bleibt jedoch kaum hängen und hinterlässt mehr Schatten als Licht.
Ungarn: Joci Pápai, "Origo"
Wenn Joci Pápai aus Ungarn zu seinem "Origo" ansetzt, stellt man sich bereits auf ein dreiminütiges Klagelied ein. Mit arabischem Einschlag wirkt der Song zunächst, als würde der Muezzin sein Morgengebet schmettern. Doch siehe da: Nach dem Intro wird "Origo" noch richtig schmissig, inklusive Rap-Part. Und Pápais Wehmut-Refrain beißt sich schon beim ersten Hören derart im Ohr fest, dass man ihn gar nicht mehr herausbekommen will. Da übersieht man sogar gnädig den etwas seltsamen Keramik-Fetisch der Dame im Video - und wippt mit Pápai freudig bis ins Finale. Noch dazu, weil "Origo" eines der wenigen Lieder ist, die in Landessprache daherkommen.
Dänemark: Anja, "Where I Am"
"Where I Am" - das verrät uns die Dänin Anja in ihrem ESC-Beitrag. Na, wir hoffen mal in Kiew. Am besten noch dazu auf der Bühne. Im Halbfinale. Woanders muss die Sängerin dann aber auch nicht mehr unbedingt sein. Anja wirkt mit ihren Schlager-Gesten, der Windmaschine im Haar und der wenig einfallsreichen Ballade im Gepäck wie eine Beatrice Egli im ESC-Format. Aber dafür präsentiert sie uns zumindest - neben der albanischen Vertreterin und dem bulgarischen Buben - eine der Top-3-Zahnlücken im Wettbewerb. Dafür (und nur dafür) gibt es dann doch noch ein paar Extrapunkte.
Irland: Brendan Murray, "Dying To Try"
Brendan Murray zeigt uns in seinem Clip zu "Dying To Try", wie gut einem doch frische irische Landluft tun kann. Besser durchblutet als bei Murray könnten die roten Pausbäckchen beim Strandbummel an Irlands Küste gar nicht sein. In seiner Heimat ist der 20-Jährige kein Unbekannter. Mit der Boyband HomeTown feierte er hier in der Vergangenheit schon einige Erfolge. Außerhalb Irlands hat davon jedoch kaum jemand Notiz genommen. Gelingt Murray nun als Solokünstler mit Hilfe des ESC der Aufstieg zu internationaler Berühmtheit? So schmalzig wie "Dying To Try" vor sich hin trieft, prophezeien wir ihm allenfalls eine Karriere als künftiges Werbegesicht von Kerrygold.
Das waren sie also - die ersten neun Kandidaten im zweiten ESC-Halbfinale. Am Donnerstag stellen wir Ihnen die neun Teilnehmer vor, die das zweite Halbfinale komplettieren.
Quelle: ntv.de