"Baywatch"-Remake Alle lieben Brüste
31.05.2017, 10:24 Uhr
Pamela Anderson hatte sie, Kelly Rohrbach hat sie, Dwayne "The Rock" Johnson hat sie auch: beeindruckende Brüste. Ob das Betrachten selbiger im "Baywatch"-Remake Spaß bereitet, kommt ganz auf die Erwartungshaltung der Zuschauer an.
Manchmal ist ein einziges Bild so stark, dass es alle anderen Eindrücke überlagert: Pamela Andersons Brüste, die dem Betrachter in Zeitlupe hypnotisch entgegenwogen, zum Beispiel. Oder kann sich irgendjemand da draußen noch an all die Hai-Attacken, Serienkiller und verhinderten Atombombenanschläge erinnern, an denen sich "Baywatch" in seinen elf Staffeln von 1989 bis 2001 abarbeitete? Nein, natürlich nicht - und auch David Hasselhoff als wackerer Lebensretter Mitch verblasst neben den wohlgeformten Brustlandschaften von Carmen Electra, Erika Eleniak & Co. zur Randnotiz. Was also darf bei einem Remake der Feelgood-Strandserie auf keinen Fall fehlen? Richtig: Brüste, Brüste und noch mehr Brüste.
Und zumindest auf diesem Feld hat Regisseur Seth Gordon, so viel wird bereits auf den ersten Blick klar, seine Hausaufgaben mehr als ordentlich gemacht: Kelly Rohrbach kann als Anderson-Wiedergängerin CJ oberweitentechnisch ebenso überzeugen wie der Rest des Casts, allen voran natürlich Dwayne "The Rock" Johnson, der mit seinen Brüsten sogar wackeln kann, wenn der Rest seines Körpers ganz still steht - beeindruckend!
Warum wir uns hier nur auf Äußerlichkeiten beschränken? Weil man nach inhaltlicher Substanz bei dem auf immerhin zwei Stunden aufgepumpten Remake selbstredend lange suchen kann - die Story passt auf einen kleinen Zettel und geht ungefähr so: Der ehemals erfolgreiche Olympiaschwimmer Matt (Zac Efron) soll das Team des erfolgreichen und über alle Maßen beliebten Lebensretters Mitch (Dwayne Johnson) verstärken. Zwei Egos prallen aufeinander und raufen sich erst im Angesicht der größeren Bedrohung durch eine Meth vertickende indische Femme fatale zusammen.
"Warum rennt sie in Zeitlupe?"

Rennt genauso gut in Zeitlupe wie damals Pamela Anderson: Kelly Rohrbach.
(Foto: Photo credit: Frank Masi)
Erstaunlicherweise unterhält der Film seine Zuschauer dabei ziemlich ordentlich, was vor allem daran liegt, dass sich die 2017er-Version von "Baywatch" selbst so überhaupt nicht ernst nimmt: Wo die Originalserie durch ihre bierernste Political Correctness unfreiwillig komisch wirkte, ist man sich heutzutage durchaus darüber im Klaren, wie peinlich das eigentlich ist, was man hier am Strand von Malibu abzieht: "Alle Geschichten, von denen ihr erzählt, klingen wie aus einer sehr unterhaltsamen, aber total unrealistischen Fernsehsendung", wundert sich etwa Neuling Matt über die Ambitionen seines neuen Chefs Mitch, der Sozialarbeiter, Entertainer, Casanova, Polizist und Geheimagent in einem sein möchte. Der wiederum wird nicht müde, dem Schönling nach und nach den Namen von so ziemlich jeder Boygroup zu verpassen, die es jemals in die Charts geschafft hat - ein gelungener Seitenhieb auf das enorm käsige Teenieschwarm-Image Zac Efrons. Und dann wäre da noch Anderson-Nachfolgerin CJ: "Warum rennt sie eigentlich immer in Zeitlupe?"
Auf jede gelungene System-im-System-Parodie folgt aber mindestens eine Fremdschäm-Szene: "Baywatch" schafft es doch tatsächlich, sich geschlagene fünf Minuten an einem feststeckenden Penis abzuarbeiten - das muss man erstmal durchhalten. Überhaupt erhalten Penisse in bester College-Humor-Tradition einen Logenplatz in diesem Remake, was durchaus als zeitgemäß bezeichnet werden darf - immerhin ist die Busendominanz der 1990er-Jahre aus heutiger Sicht gendertechnisch kaum noch vertretbar.
Aber Sie merken schon: Wir kreisen mittlerweile ähnlich ziellos um den nicht existenten Kern der Geschichte wie "Baywatch" das tut. College-Humor ist eben in jeder Hinsicht ansteckend, um nicht zu sagen: infektiös. Vielleicht ist es also besser, wenn wir an dieser Stelle einfach mal aus diesem Text aussteigen. Wie bitte, Sie möchten wissen, ob es sich lohnt, für diesen Klamaukhaufen Geld auszugeben? Die einfache Antwort liegt in Ihrer Reaktion auf folgenden Spruch: "Wer hat dir eigentlich das Fahren beigebracht? Stevie fuckin' Wonder?"
Quelle: ntv.de