Kino

Anziehung ist was anderes Mit Bullock und Clooney im leeren Raum

Dr. Stone hat alle Hände voll zu tun.

Dr. Stone hat alle Hände voll zu tun.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Unendliche Weiten ... und dazu die passende Musik im Kopf. Ja, unser All, es kann so schön sein, so interessant, so voller Möglichkeiten. Doch die Chance auf einen wirklich guten Film hat Regisseur Alfonso Cuaron leider vertan.

Lost in space: Sandra Bullock und George Clooney.

Lost in space: Sandra Bullock und George Clooney.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Okay, versuchen wir es mal auf die nette Art. Der Film ist eine Parabel. Sie erzählt davon, wie man sich verlieren und wieder finden kann. Sie erzählt von Freundschaft und Menschlichkeit, von dem Willen, unbedingt überleben zu wollen und davon, wie leer das Leben ist, wenn wir es nicht mit anderen teilen. Er erzählt von Einsamkeit und Verlust, aber auch von Vertrauen und Loslassen-Können. So weit, so gut. Leider aber gibt es im Weltall keine Luft zum Atmen, und das ist es, was man unbedingt möchte, wenn man aus diesem Film heraus kommt. Atmen. Nach Luft ringen! Denn so leer hat man sich lange nicht gefühlt.

Da schweben zwei Oscar-Preisträger - Sandra Bullock und George Clooney - also im Weltall. Nichts als Stille um sie herum, die aber so laut, dass es unerträglich ist. Ein interessanter Gedanke. Unheimlich und bedrückend ist das, die Vorstellung, so mutterseelenallein im All herumzueiern. Gut, George Clooney alias Matt Kowalsky, ein erfahrener Astronaut, der nach diesem Einsatz seinen aktiven Job an den Nagel hängen möchte, redet anfangs recht viel, denn er muss die um Luft ringende Medizintechnikerin Dr. Ryan Stone (Männername, kurze Haare, das ist Programm), davor bewahren, in ihrem Weltraumanzug zu kollabieren: Während eines scheinbar ganz normalen Weltraumspaziergangs kommt es nämlich zur Katastrophe. Der Shuttle wird zerstört - völlig haltlos bis auf das Band zwischen ihnen trudeln Stone und Kowalski in die Finsternis und die unendlichen Weiten.

So lebendig würden wir sie gerne mal wieder sehen!

So lebendig würden wir sie gerne mal wieder sehen!

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Was anfangs sehr interessant losgeht - die beiden unterhalten sich, um sich abzulenken und sich zu helfen, etwas anderes bleibt ihnen schließlich nicht - geht leider über in eine Action-Groteske, in der Sandra Bullock mit schier übermenschlichen Kräften versucht, ihr jämmerliches Leben zu retten. Warum eigentlich? Es hält sie doch nichts mehr auf der Erde? Ihre Tochter ist verstorben, einen Mann, Familie oder Freunde hat sie anscheinend nicht, ihren Job betreibt sie quasi (bis auf diesen Weltraumeinsatz) nach Vorschrift ...

Völlig losgelöst von der Erde

Dieser Film hätte so interessant werden können. Völlig losgelöst schweben da zwei Spitzenschauspieler durchs All, der Ausblick auf die Erde ist tatsächlich atemberaubend, zumal in 3D. Wenn Regisseur und Drehbuchautoren ihre Darsteller nun einfach über das Leben philosophieren ließen, es hätte herrlich werden können. Man hätte die Dinge des Lebens besprechen können, den Sinn und Unsinn unseres Sein. Stattdessen jedoch macht Kowalski einen vermeintlich selbstlosen Rückzieher und Dr. Stone hechtet von Raumstation zu Raumstation- ständig geht alles kaputt, und trotzdem schafft die relativ lebensmüde Frau es tatsächlich, sowohl russisch als auch chinesisch beschriftete Geräte zum Laufen zu bringen.

Hut ab vor Sandra Bullocks physischem Zustand, sie hat den Körper einer 23-jährigen Athletin. Von George Clooney hätten wir uns mehr gewünscht, denn die Idee, im All Wodka zu trinken, ist sicher nicht die schlechteste ... Und was er dabei alles hätte erzählen können. Schade, da wurde eine Chance vertan, einen sinnvollen Film zu machen, denn die Ausgangslage ist gut. Auch der Schluss - Frau Doktor lernt wieder laufen - ist vom Ansatz perfekt, aber die ca. 70 Minuten dazwischen, naja, reden wir nicht drüber. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen ...

"Gravity" startet am 3.10. in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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