Creature-Feature "Stung": Killerwespen greifen an!
28.10.2015, 14:49 Uhr
Worüber sich die zwei wohl gerade unterhalten?
(Foto: WVG Medien)
Eine Gartenparty kann zum Reinfall werden durch: alkoholfreies Bier, vegetarische Grillkost oder uneingeladenen Besuch. Wenn der dann die menschlichen Gäste zum Fressen und Fortpflanzen beansprucht, wird es blutig, skurril und äußerst unterhaltsam.
Früher war ja bekanntlich alles besser. Deshalb gibt es jetzt ja auch RTL Nitro, wo etwa "Hör mal, wer da hämmert" aus den 1990ern oder "Ein Trio mit vier Fäusten" aus den 1980ern Wiederauferstehung feiern. In den 1980ern war auch die letzte Hochzeit des Creature-Feature-Horrors: "Das Ding", "Der Blob", "The Howling", "Das Nest", "Die Fliege" und und und. Es gab Killer-Aliens, Killer-Viren, Killer-Alligatoren, Killer-Bienen, Killer-Spinnen. Den B-Movie-Charakter in ihrer Aufmachung hatten alle gemeinsam. Manche kamen noch im Gewand eines Fun-Splatters daher. Humor kam auf alle Fälle in der Regel nicht zu kurz - was auch ein Erfolgsgarant gewesen sein dürfte.
Und da sich Geschichte bekanntlich wiederholt und diese allgemeingültige Phrase für die Filmindustrie im Speziellen gilt, wundert es nicht, dass seit Jahren eine neue Creature-Feature-Welle über d ie Zuschauer hereinbricht. Das Spektrum ist breitgefächert, reicht von "Cloverfield" bis zu den üblichen Verdächtigen wie "Godzilla" oder auch "Sharknado". Selbst in Deutschland ist der Trend angekommen, wie "Hai-Alarm auf Mallorca" zeigt. Dass es auch hierzulande deutlich besser, lustiger und abstruser geht, beweist nun "Stung".
Tierische Party-Crasher
Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Eine ältere wohlhabende Dame feiert auf ihrem Riesen-Anwesen, was zugegebenermaßen mit den Jahres etwas heruntergekommen ist, ihre alljährliche Gartenparty. Neben Hinz und Kunz sind auch der Bürgermeister und manch anderes hohes Getier eingeladen. Deshalb muss es so richtig krachen, denkt sich die alte Dame. In erster Linie muss der Garten glänzen, das Gras grüner sein als anderswo.
Der Sohn der Dame greift deshalb zu einer Art Superdünger. Der Erfolg gibt ihm und seiner Mutter recht. Allerdings hat das Zeug Nebenwirkungen. Ein Nest wilder Wespen kommt in Kontakt und treibt dann hochaggressiv und unmenschlich groß sein Unwesen auf der Party. So viel ist mal sicher: Der Mensch steht in diesem Garten nicht mehr am Ende der Nahrungskette!
DAS ist mal 'ne spaßige Wespenplage!
Will man auf dieser Party Gast sein? In sicherer Entfernung im Kinosaal auf alle Fälle! "Stung" des deutschen Regisseurs Benni Diez fackelt nicht lange herum. Langatmige Charakterstudien zur Einführung? Pah. Da bekommt der Zuschauer lediglich ein kleines Techtelmechtel mit Wort- und Dialogwitz der beiden späteren Helden Julia (Jessica Cook; "Uneatable", "Perception") und Paul (Matt O'Leary; "Brick", "Dämonisch") zu sehen und zu hören. Für Julia ist die Party die große Chance, im Caterer-Business richtig durchzustarten, Kontakte zu knüpfen und neue Aufträge an Land zu ziehen. Für Paul wiederum heißt es: Geld bekommen, dabei so viel wie möglich Spaß zu haben und vielleicht doch Julia irgendwie ins Bett zu kriegen.
Nach rund 25 Minuten ist alles hergerichtet für die große Menschenjagd. Der Spaß geht los. Surren, kreischen, stechen, ploppen. Bekannte Geräusche bei Creature-Features. Das Kunstblut fließt, Knochen knacken - die Zahl der Partygäste sinkt rapide. Im Gegenzug werden aus den zunächst noch kleinen Plagegeistern, deren Bekanntschaft wir in diesem Sommer alle zur Genüge gemacht haben, mehrere Meter große Killer-Monster. Die "Party" wird kurzerhand ins in die Jahre gekommene Gemäuer verlegt, aber auch das scheint die Wespen nur kurz aus ihrer mord- und fortpflanzungslüsternen Flugbahn zu werfen.
"Stung" endet nach nicht einmal 90 knackigen Minuten - und sammelt auch damit Pluspunkte. Warum denn alles künstlich in die Länge ziehen? Wenn knapp 95 Minuten reichen, um das Wesentliche aufs Tapet zu bringen, umso besser. Das Filmende passt in dieses Bild: Es gefällt. Es lässt ein paar Fragen offen. Und: es macht Lust auf mehr.
Deutsches Creature-Feature? Mehr davon!
Regisseur Benni Diez konnte für seinen großen Erstling die deutsche Produktionsfirma Rat Pack gewinnen. Die machte sich zunächst im TV-Bereich einen Namen und startete dann etwa mit "Der Wixxer", "Hui Buh" und "Die Welle" durch. Mit "Fack ju Göhte" ließ sie es dann richtig krachen. Talent für Creature Feature bewies sie mit dem TV-Film "Ratten 2"; dass sie sich auch wagt, komplettes Neuland im deutschsprachigen Film zu betreten, mit dem real3D-Kinostreifen "Wickie auf großer Fahrt". Bei "Stung" holten sich Diez und Rat Pack noch die Unterstützung des unabhängigen Produktionsstudios XYZ Films, bekannt etwa für die Actionkracher "Raid" und "Raid2" oder auch das Apokalypse-Drama "These Final Hours".
So ist auch zu erklären, dass der Cast US-amerikanisch ist, relativ jung und unverbraucht, aber auch bekannte Namen wie Lance Henriksen ("Aliens", "Alien 3", "Alien vs. Predator"), der einen betrunkenen Bürgermeister spielt, aufweist. Dass Diez Fan der "Alien"-Reihe ist, ist nicht nur deshalb nicht von der Hand zu weisen. Und wenn man als Zuschauer dann das große Ganze, nämlich "Stung" im Kino auf großer Leinwand, vor sich sieht, merkt man: Das hat alles Hand und Fuß - und jede Menge Flügel, Stacheln und auch handgemachte Monster. Wie damals in den guten alten 1980ern …
"Stung" läuft ab 29. Oktober in den deutschen Kinos
Quelle: ntv.de