Musik

Was für ein Affenzirkus! Die Gorillaz rocken Köln

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"Humanz" heißt das neue Album der Gorillaz, das die Kultband bei einer exklusiven Deutschlandshow in Köln vorstellt. n-tv.de ist dabei - und plaudert nebenbei zudem mit Band-Mastermind Damon Albarn.

Man hätte nicht mal aus dem Haus gemusst. Dank moderner 360-Grad-Technologie wurde die von einem großen Mobilfunkunternehmen präsentierte exklusive Deutschlandshow der Gorillaz, die am Dienstagabend in Köln ihr neues Album "Humanz" vorstellten, auch live im Netz übertragen. Wir stehen stattdessen am Dienstagabend im viel zu warmen Kölner "Palladium", hinter viel zu großen Menschen. Für den Bruchteil einer Sekunde stellt sich die Frage, warum man nicht einfach auf der Couch geblieben ist. Doch dann kommt Damon Albarn auf die Bühne. Und keine noch so ausgefeilte Technologie der Welt wird das je authentisch abbilden können: den Moment, in dem das Licht ausgeht und die Erwartung ihren Höhepunkt erreicht.

Die Band präsentierte vor allem ihr neues Album "Humanz".

Die Band präsentierte vor allem ihr neues Album "Humanz".

(Foto: Peyman Azhari)

Zu den ersten Tönen des Eröffnungsstücks "Ascension" reckt Albarn beide Fäuste in die Luft. Tosender Applaus. Als hätten die Anwesenden auf nichts so sehnsüchtig gewartet wie die Rückkehr der Gorillaz.

Die Vorteile des Älterwerdens

Ins Leben gerufen hat Albarn die Band 1998 gemeinsam mit seinem damaligen Mitbewohner, dem Comiczeichner Jamie Hewlett. Frustriert von der durch Boybands und Substanzlosigkeit geprägten Musiklandschaft beschlossen die beiden, eine virtuelle Band zu kreieren - bestehend aus Bassist Murdoc Niccals, Gitarristin Noodle, Schlagzeuger Russel Hobbs und Sänger 2D. Das Debütalbum verkaufte sich sechs-Millionen-mal und in den folgenden Jahren überraschte die Band immer wieder mit innovativen Ideen und Sounds, steht inzwischen sogar als "Erfolgreichster Virtueller Act" im Guinness Buch der Rekorde.

Seit ihrem letzten Album sind nun sieben Jahre ins Land gegangen. Albarn und Hewlett hatten sich überworfen und fünf Jahre praktisch keinen Kontakt. "Ich erspare dir die Details, was genau passiert ist", erzählt Albarn unmittelbar vor dem Konzert im Gespräch mit n-tv.de. "Aber irgendwann war so viel Zeit vergangen, dass wir beide vergessen hatten, warum genau wir eigentlich so sauer aufeinander gewesen waren. Das sind die Vorteile des Älterwerdens."

"In genau diesem Moment"

So oder so: In der Zwischenzeit ist viel passiert. Albarn, der nimmersatte Vollblutkünstler, hat unter anderem eine Oper geschrieben, ein viel beachtetes Soloalbum veröffentlicht und seine legendäre Britpop-Band Blur auferstehen lassen. Aber auch unsere Welt ist heute eine ganz andere als vor sieben Jahren. Als die Gorillaz 2015 mit der Arbeit an ihrem mittlerweile fünften Album begannen, sagte Albarn seinen wie immer zahlreichen Mitmusikern und Kollaborateuren deshalb: "Stellt euch eine Welt vor, in der Trump Präsident ist".

Im "Palladium" war so einiges los.

Im "Palladium" war so einiges los.

(Foto: Peyman Azhari)

Jetzt erklärt Albarn: "Die Platte wurde kreiert, um jetzt, in genau diesem Moment zu existieren." Und: "Ich habe schon damit gerechnet, dass die Dinge genau so kommen würden. Aber ich sehe jetzt eher das Gegengewicht zu all dem Populismus: der bei immer mehr Menschen aufkommende Gedanke, dass wir alle kommunizieren und füreinander sorgen müssen. Dass wir vielleicht weniger religiös und dafür menschlicher sein müssen" - "Humanz" eben.

Albarn in seinem Element

Überhaupt kann man die Gorillaz gewissermaßen als Gegenentwurf zu Trump und Brexit und dem überall aufkeimenden Rechtsdruck betrachten. Das wird auf dem Album, aber auch beim Konzert im Palladium deutlich. Mehr als ein dutzend Gastmusiker unterschiedlichster Herkunft, Hautfarbe und musikalischem Background hat Albarn mitgebracht: zwei Schlagzeuger, zwei Keyboarder, ein Gitarrist, ein Bassist und fünf Backgroundsängerinnen sorgen für vollen Sound.

Jehnny Beth von der britischen Frauen-Post-Punk-Band Savages kommt für zwei Songs dazu, aber auch Rapper Zebra Katz sowie die Musiker Jamie Principle und Peven Everett. Je mehr von ihnen gleichzeitig auf der Bühne stehen, desto ausgelassener tanzt Albarn, desto mehr scheint er in seinem Element.

Alte Songs oder Hits spielt die Band an diesem Abend kaum. Im Fokus steht "Humanz". Er habe mit diesem Album bewusst junge Menschen erreichen wollen, so Albarn. "Und die Jugend mag eben schnelle Musik. Deswegen ist die Platte auch so Uptempo."

"We Got The Power"

Die Songs changieren zwischen HipHop, Soul, Funk, Pop, Elektro und Rock. Dazu flimmern aufwendige Animationen über eine riesige Leinwand. Mal sind darauf die nicht anwesenden Gastsänger zu sehen, dann fahren die Gorillaz durch die Wüste oder Murdoc schwebt nackt durchs All. Eine Art multimediales Erlebnis. Gut, dass wir nicht auf der Couch geblieben sind.

"Humanz" endet mit dem Song "We Got The Power" - auch im Palladium das letzte Stück vor den Zugaben. Darin singt Albarn: "We got the power to be loving each other no matter what happens." Im Interview erklärt er: "Wir haben definitiv mehr Macht, als wir glauben. Und wenn sie in unsere Demokratie fließt … Die jungen Leute müssen wählen, sich ihrer Verantwortung bewusst sein, eine Meinung haben und ambitioniert sein. Und vor allem: Humanisten sein!"

Die Gorillaz gehen im November in Deutschland auf Tour: München (11.11.), Berlin (17.11.), Düsseldorf (18.11.), Hamburg (19.11.)

Quelle: ntv.de

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