Adesso tu! Jetzt und für immer Eros Ramazzotti
28.10.2013, 15:29 Uhr
Für Eros Ramazzotti geht es weiter bergauf.
(Foto: dpa)
"Die Geschichte der deutschen Frauen und der italienischen Männer ist eine Geschichte voller Missverständnisse." Außer, man steht auf Eros Ramazzotti, dann weiß man/frau, was man hat: Songs voller Schmelz (nein, nicht Schmalz), Urlaubsgefühl, Sehnsucht - und eine Prise Rock 'n' Roll ist trotzdem immer dabei. Unser aller Eros wird nun 50 - bello e impossibile!
Deutsche Frauen und italienische Männer – eine Geschichte für sich. Sie beginnt in Rimini, an der Costa Smeralda oder in Cortina d’Ampezzo, irgendwann in den 1960er, 1970er Jahren. Sie bedeutet Klischee pur: Deutsche Frau, groß, blond, trifft italienischen Mann, eher kleiner, pomadisiertes Haar, Komplimente machend wie am Fließband, blonde Frau errötet fortwährend. Diese Geschichte der deutschen Frauen und der italienischen Männer gehört aber definitiv in die Vergangenheit, denn heute ist die deutsche Frau nicht mehr so blond, der italienische Mann allerdings meist immer noch kleiner, und was weit mehr stört: Er wohnt oft noch bei Mama, was ihn nicht attraktiver macht. Dazu zwingt ihn die wirtschaftliche Lage oder die eigene Bequemlichkeit, denn aufgrund der vielen deutschen blonden Frauen, die den schönen dunkelhaarigen Italienerinnen die Männer - kurzfristig - ausgespannt haben, haben diese sich mittlerweile umorientiert und einen Mann gesucht wie einen Baum, Haare egal, Komplimente gerne, müssen aber nicht sein, dafür Zuverlässigkeit, guter Job und eine eigene Wohnung in schöner Gegend mit Stellplatz davor. Dreimal dürfen Sie raten, wo sie den gefunden haben: in Deutschland natürlich! Und die italienischen Männer sitzen jetzt da ...
Auch die Irritation bei den deutschen Frauen ist nun groß, denn sie sagen, es gibt keine Männer mehr in ihren heimischen Breiten, aber naja, sie haben irgendwie selber Schuld, und den Italiener mit nach Hause nehmen aus Cesenatico, San Teodoro oder Capri wollten sie ja auch nicht. So sind diese beiden Menschengruppen nun ratlos und hängen alten Zeiten nach. Zu alten Zeiten gehört auch immer ein Soundtrack, und damit finden wir nun endlich den Bogen zu Eros Ramazzotti! Der hat an der Adria-Küste der 70er Jahre und in Skiorten wie Bormio zwar noch gar keine Rolle gespielt, der kam erst später, doch zuverlässig wie ein Tempo-Taschentuch und noch immer süß wie Bomboloni (dolce!!) tröstet er uns und gibt uns die Prise Fernweh, die uns an alte Zeiten erinnert. Davor gab es natürlich noch (und noch immer) Adriano Celentano, für die Neapel-Fans Pino Daniele (ja, und viele andere), und alle, die sehen wollen, wie 50.000 Italiener wie aus einer Kehle singen, denen sei die nächste Stadion-Tour von Jovanotti empfohlen.
Der Eros des Walter Luciano
Doch wir bleiben bei dem ewig jungen Römer, den seine Mutter vor genau 50 Jahren tatsächlich Eros Walter Luciano Ramazzotti Molina genannt hat - welch' ein Kredit! - und singen: "Più bella cosa". Eros - der Name ist Programm - ist etwas grauer geworden, aber es steht ihm. Genauso gut steht ihm, dass er noch immer so erfolgreich ist wie in seinen besten Zeiten und durch die Welt tourt, als wäre nichts gewesen. Auch, dass er der Ex-Frau zur Geburt ihres neuen Babys Sole ("Sonne") und somit dem Halbgeschwisterchen seiner Tochter Aurora mit Michelle Hunziker die herzlichsten Glückwünsche schickt, steht ihm hervorragend. Er schrieb, und jetzt bitte zum Taschentuch greifen: "Eine Sonnenblume für dich, denn du bist die Sonne. Blumen, die Sonne und der Sonnenaufgang sind das Einzige, was das Leben erträglich macht. Und die Sonne wird immer aufgehen."
Er ist ein Macho mit Herz, und das ist vor allem in seiner Musik zu spüren. Wer einmal richtig hingehört hat bei "Musica È" der weiß, dass Signore Ramazzotti nicht einfach nur ein Schnulzensänger ist und sieht, dass im Publikum nicht nur die Mädels feuchte Augen haben!
Eros Ramazzotti hat überdies etwas geschafft, was vielen Sängern zwischen Napoli und Alpen - leider - nicht gelingt: Er ist ein internationaler Weltstar. Seine Duette mit Tina Turner, Cher, Anastacia, Luciano Pavarotti und Andrea Bocelli sind auf der ganzen Welt in den Charts gewesen. Ramazzotti hat aber auch geackert: Er steht seit über 30 Jahren auf der Bühne und hat mehr als 55 Millionen Platten verkauft. Er wurde mit zahlreichen Gold- und Platinschallplatten und Preisen ausgezeichnet.
"Schuld" daran? Vielleicht auch sein Vater Rodolfo, ein Malermeister und Hobby-Schlagzeuger, denn er ermutigte seinen Sohn schon früh, eine Musiker-Karriere einzuschlagen. Am Konservatorium wurde Ramazzotti allerdings nicht zugelassen, die Handelsschule brach er nach zwei Jahren ab. Bis zu seinen ersten musikalischen Erfolgen Anfang der 80er-Jahre schlug er sich daher mit Gelegenheitsjobs und als Kellner durch.
San Remo, Milano, fino alla fine del mondo
1981 dann der Durchbruch: Mit einem selbst geschriebenen Lied gewann der damals noch nicht einmal 20-Jährige mit dem Namen eines Magenbitters einen Talentwettbewerb und bekam einen Plattenvertrag - zunächst jedoch mit mäßigem Erfolg. Ramazzotti zog nach Mailand, arbeitete an seinem Auftritt und studierte Gitarre. 1984 gewann er schließlich in San Remo und wurde damit in ganz Italien bekannt. Kurz darauf folgten erste internationale Erfolge und eine Europa-Tournee. Seine weiteren Platten machten ihn endgültig auch international zum Star.
Nach der Trennung von Michelle Hunziker 2002 und während des folgenden Sorgerechts-Streits machte Ramazzotti eine schwere Zeit durch, doch er schaffte einen Neustart. Mit seiner neuen Lebenspartnerin, dem Model Marica Pellegrinelli, bekam er 2011 eine weitere Tochter. Und auch, wenn er sich nach der Geburt seiner zweiten Tochter - wie schon bei Aurora - eine Auszeit für die Familie genommen hat: Noch bis November tourt Ramazzotti mit seinem neuen Album "Noi" ("Wir") um die Welt, gibt Konzerte in Nord- und Südamerika sowie in Australien.
Zum Geburtstag hat seine halb so alte Freundin vielleicht sogar noch eine Überraschung für den Barden: Angeblich wurde sie mit einem verdächtig runden Bauch gesichtet. Zu viele Bomboloni oder doch noch mehr Bambini? In jedem Fall: Tanti Auguri, Eros! Adesso tu!
Quelle: ntv.de