Interview mit Jennifer Aniston "Ich müsste seit 15 Jahren schwanger sein!"
28.08.2013, 10:22 Uhr
Glücklich, nicht nur über ihren neuen Film: Jennifer Aniston bei der Premiere in Berlin.
(Foto: dpa)
Sie sieht bieder aus. Sie trägt Khaki-Hosen, eine Doris-Day-Bluse und eine Frisur, die eines Camping-Urlaubs durchaus würdig ist. Aber sie trägt auch Perücken: Eine schwarze Cleopatra-Variante und eine platinblonde, die viele Männer ganz sicher auf andere Gedanken bringen würde. Sie ist vielseitig, das steht fest. Und das zeigt sie in "Wir sind die Millers", einer Road-Trip-Komödie der derberen Art, aufs Allerfeinste. Jennifer Aniston dürfte bereits mit ihrer Darstellung einer, Verzeihung, notgeilen Zahnärztin in "Horrible Boss" bewiesen haben, dass sie mit dem Klein-Mädchen-Image, das ihr erstaunlicherweise noch immer anhaftet, abgeschlossen hat. Sie kann Zoten reißen, ihre Stimme ist rauh, ihr Witz männlich. Und ihr Hintern ist knackig - wie sie in einer Strip-Szene anschaulich unter Beweis stellt. n-tv.de hat Jennifer Aniston in Berlin getroffen und mit ihr über Nacktheit, Schwangerschaft und die Sehnsucht nach Familie gesprochen.
n-tv.de: Es heißt, Sie hätten keinen Stripclub für die Vorbereitung besucht – woher wussten Sie dann, wie das geht, strippen?
Jennifer Aniston: Alles aus der Erinnerung (lacht). Sie wissen schon, Junggesellinnenabschiede und so, das hat man in seinen Zwanzigern doch gemacht, oder? (kurze nachdenkliche Pause) Naja, ich würde mal sagen: Ich hatte eine sehr gute Choreografin! Ich muss ehrlich sagen, dass mir diese Frauen immer sehr leid tun, es ist so degradierend, sich ausziehen zu müssen oder an der Stange zu tanzen. Glaub‘ ich. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es auch nur für eine Frau die Erfüllung ihrer Träume ist, in einem Stripladen zu arbeiten. Aber – einige tun es nunmal … Ach, ich weiß es nicht.
Es sieht aber oft so aus, als könnten Frauen daran Spaß haben ...
Die Sache an sich ist total okay, und ja, es macht Spaß, denn es ist durchaus anspruchsvoll, sich so gekonnt auszuziehen, zu tanzen und dabei auch noch sexy zu gucken! Das Ambiente ist eben oft nicht so anspruchsvoll (lacht). Für mich war das echt eine Herausforderung, weil ich kurz zuvor eine Knie-OP hatte. Es hat weh getan! Und ich konnte deswegen vorher nicht trainieren.
Jetzt spricht jeder über den Körper von Jennifer Aniston – aber was ging in Ihrem Kopf vor? Mussten Sie nicht die ganze Zeit lachen?
Ja, na klar, immer zwischen den Szenen. Allein schon, was ich anhabe, diese schrecklichen Hosen, diese plumpen Schuhe, die Frisur. Aber wir sind Profis! Ich habe mir immer vorgestellt, dass ich ja tanzen muss, um unser Leben zu retten, und das ging dann. Es geht einem wirklich viel durch den Kopf dabei, zum Beispiel, was meine nächsten Schritte sind und dass ich verführerisch gucken soll!
Sie haben eine enorme Körperbeherrschung - fühlen Sie sich momentan wohler als früher?
Absolut! Ich fühl' mich so wohl in meiner Haut wie nie zuvor. In seinen Zwanzigern ist man auf der Suche, und trotzdem nimmt man alles als gegeben hin. Und wenn man älter wird, wird einem klar, dass man auf seinen Körper aufpassen muss, nicht nur im Sinne von fit sein und gut aussehen, sondern im Sinne von gesund sein! ich bin mir dessen mit Mitte dreißig immer bewusster geworden.
Waren Sie schüchtern?
In meinen Zwanzigern hätte ich so eine Strip-Szene niemals spielen wollen!! Ich war viel schüchterner als heute. Ich hatte während meiner Ausbildung jedoch Tanzstunden, da lernt man eine Menge über Körperbeherrschung. Und ich war beim Jazzdance mit meinen Freundinnen in den 80ern, das war doch total "in".
Es ist ja eine eher "schmutzige" Komödie – was hat sich in den letzten Jahren verändert in der Comedy-Szene?
Ich weiß auch nicht, aber es stimmt, da hat sich was verändert. Wir haben den Horizont erweitert, vielleicht. Es ist lustiger geworden, finde ich. In "Horrible Boss" hatte ich schon Gelegenheit, böse und sexy zu sein, es wird übrigens eine Fortsetzung geben! Ich liebe diese Mischung.
Ist die Zeit für romantische Komödien vorbei?
Ich denke nicht, und zwischen den Zeilen sind doch auch die "Millers" sehr romantisch. Nur eben mit einem bisschen mehr Pfeffer im Arsch (lacht)! Ein bisschen anders romantisch: Diese Familie ist ja total dysfunktional – aber trotzdem ist so viel Herzlichkeit zu spüren und Sehnsucht, ich finde das schon romantisch.
Sehen Sie sich Komödien privat an?
Ja, ich liebe solche Filme wie "Hangover"! Dieser Moment, wenn man begreift: "Oh mein Gott, haben die das jetzt wirklich gesagt?" ist so großartig, ich liebe das! Auf unserer Premiere haben die Leute jedenfalls sehr gelacht, ich war echt happy!
Haben Sie Angst, auf die Komödie festgelegt zu sein?
Nein, überhaupt nicht, ich liebe das. Ich mache ja auch andere Filme zwischendurch, aber manchmal fürchte ich mich schon vor den Drehbüchern, wenn es um Brutalität oder Kindesentführung und Mord geht. Das ist nicht mein Ding. Ein lustiger Film ist das, was am meisten Spaß macht! Sowohl, ihn zu sehen, als auch ihn zu drehen. Jeden Tag muss man sich mit so unerfreulichen Dingen auseinandersetzen, die ja eh schon in der Welt passieren, und je älter ich werde, desto mehr suche ich mir aus, was ich machen möchte und was mich und mein Leben nicht zusätzlich beschwert. Wenn man drei bis fünf Monate dreht, dann ist das eine Menge Lebenszeit, die man investiert.
Was halten Sie von Patchwork-Familien?
Sie meinen, wenn alles so durcheinander und gemixt ist? Das ist doch herrlich! Ich hab' das quasi mit meinen Freunden. Das ist meine Familie. Ich würde alles für sie tun. Wir passen aufeinander auf.
In dem Film geht es aber schon darum, die typische Familie zu finden.
Ja, während sie sich darüber lustig machen, entdecken sie, dass es das ist, was sie eigentlich wirklich wollen. Und es gefällt ihnen besser, als sie je gedacht hätten.
Wann ist Ihnen klar geworden, wie wichtig Familie und Freunde sind?
Ich denke passenderweise, während ich "Friends" gedreht habe, das waren immerhin zehn Jahre. Es war so eine spezielle Zeit, es war wunderbar mit meinen Kollegen, die Freunde wurden. Und das beste ist, dass wir immer wussten, wie sehr die Leute unsere Serie geliebt haben, dass wir ihnen damit eine Freude machen konnten. Es gibt nichts Schöneres.
In der Serie sind die Freunde eine Familie geworden, für Sie dann auch im wahren Leben (Anm. d. Red.: Mit Kollegin Courtney Cox ist sie so befreundet, dass Aniston die Patentante ihrer Tochter ist).
Ja, das ist richtig.
War die "Friends"-WG so etwas wie ein Vorbild für die vielen Lebensformen, die es inzwischen gibt?
Ja, vielleicht, das wäre ein schöner Gedanke. Es ist doch so: Wenn man keine Familie hat oder eine, die einem nicht gefällt, dann sollte man sich eine neue suchen.
In "Wir sind die Millers" lassen Sie die Hüllen bis zu einem gewissen Punkt fallen - würden Sie sich auch ganz ausziehen, wenn das Drehbuch es erfordert?
(zögert) Ich habe noch nicht oft nein gesagt, um ehrlich zu sein (lacht).
Sie engagieren sich für viele wohltätige Zwecke, warum ist das so wichtig für Sie?
Weil ich es kann, weil ich die Mittel dazu habe. Und weil es zu viel Ungerechtigkeit und Not gibt, bei der man nicht einfach nur zugucken kann.
Wie reagieren Sie auf die ständigen Gerüchte, die über Sie verbreitet werden, interessieren Sie die noch?
Sie meinen, dass ich schwanger bin und so etwas? Das ist mir egal, denn dann müsste ich bereits seit 15 Jahren schwanger sein, durchgehend (lacht).
Frau Aniston, wir sind gespannt auf die Fortsetzung von "Wir sind die Millers".
Gut, ich werde dran arbeiten (lacht)!
Mit Jennifer Aniston sprach Sabine Oelmann
"Wir sind die Millers" startet am 29. August in den deutschen Kinos.
Quelle: ntv.de